Innovation und Integration

01.09.2016

Jon R. Taylor

Der bevorstehende G20-Gipfel in Hangzhou in der ostchinesischen Provinz Zhejiang wird zeigen, welche Rolle China in einer sich wandelnden Welt spielen will.

Der diesjährige G20-Gipfel findet inmitten einer relativ langen Phase der globalen Konjunkturschwäche in Hangzhou statt. Während die G20 allgemein für die Eindämmung der globalen Finanzkrise von 2008 gelobt wurden, müssen sie nun Probleme bewältigen, die deutlich stärker mit einer langfristigen Weltwirtschaftspolitik als nur mit kurzfristigem Krisenmanagement zu tun haben. Die G20 sehen sich mit Fragen zu ihrer Effektivität und ihrer Fähigkeit, zahlreiche globale wirtschaftliche Herausforderungen zu bewältigen, konfrontiert. Behält man dies im Hinterkopf, so findet der Gipfel in Hangzhou zu einem Zeitpunkt statt, an dem China, mittlerweile im Hinblick auf die Kaufkraftparität die größte Wirtschaftsmacht der Welt, wahrscheinlich eine deutlich aktivere Rolle bei der Gestaltung der Weltwirtschaftspolitik anstreben wird.

Der diesjährige Gipfel wurde zum Abschluss des G20-Gipfels in Brisbane vor zwei Jahren an China vergeben. Damit hat China erstmals den Vorsitz über „das wichtigste Forum für die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit" inne. Zur Hintergrundinformation: Die G20 wurden nach der Finanzkrise in Asien Ende der 1990er Jahre gegründet und sollten in erster Linie ein Diskussionsforum für Finanzminister und Zentralbankpräsidenten sein. Ihre Ziele bestanden damals wie heute darin, für Stabilität auf den globalen Finanzmärkten zu sorgen und die wirtschaftliche Kooperation zu fördern. Zu ihren Mitgliedern zählen Industrie- und Schwellenländer aus allen Teilen der Welt.


Jon R. Taylor


Während der weltweiten Finanzkrise von 2008 galten die G20 bei der Koordination der weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung der Krise und zur Abmilderung ihrer Auswirkungen als effektivstes Forum. Seitdem hatten die Staats- und Regierungschefs der G20 auf mehreren Gipfeltreffen Gelegenheit, über Wege zur Stabilisierung des weltweiten Finanzsystems, zur Koordinierung nationaler Wirtschaftsstrategien im Sinne einer globalen Konjunkturerholung zu diskutieren und wie man die richtigen Grundlagen und angemessenen Ressourcen für internationale Finanzinstitutionen gewährleisten könnte.

China war von Anbeginn an ein Mitglied der G20, sein Engagement reicht bis zur Gründung des Forums im Jahr 1999 zurück. In dieser Hinsicht kann China genau wie die USA oder jedes andere G8-Land ein Mitspracherecht im Hinblick auf die Abläufe in den G20 beanspruchen. Dies ist sowohl von politischer als auch symbolischer Bedeutung. Angesichts der Tatsache, dass die G7/G8 China bedauernswerterweise als Mitglied ablehnen, ist seine Führungsrolle bei den G20 von historischer Bedeutung. Dadurch erhält China die Chance, die globale wirtschaftspolitische Ordnung mitzugestalten. Der wachsende wirtschaftliche Einfluss des Landes und seine Erfahrung im Umgang mit kurz- und langfristigen ökonomischen Herausforderungen machen es zu einem idealen Kandidaten, um sowohl mit Industrie- als auch Entwicklungsländern zusammenzuarbeiten.

Die G20 bieten China als Ausrichter des diesjährigen Gipfels eine Gelegenheit, seine Schlüsselrolle in internationalen Beziehungen und in der Weltpolitik zu demonstrieren.

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Quelle: Beijing Rundschau

Schlagworte: Innovation,Integration