Hangzhou – Chinas Gravitationszentrum für E-Commerce und Unternehmensgründung
Jack Ma betonte in der Öffentlichkeit, dass Alibaba eine komplette Infrastruktur für die Entwicklung des chinesischen E-Commerce aufbauen sowie beste Bedingungen für Start-ups schaffen wolle. Zu diesem Zweck rief die Internetikone im Jahr 2015 eine Non-Profit-Institution, nämlich das Hupan-College, ins Leben, das es sich zum Ziel gesetzt hat, junge Unternehmer und diejenigen, die es werden wollen, gezielt auszubilden. Viele ehemalige Mitarbeiter Alibabas bilden den Motor des Booms der neuen Hangzhouer Start-up-Szene.
Li Zhiguo war der erste Mitarbeiter, der bei Alibaba seinen Hut nahm, um ein eigenes Unternehmen aufzuziehen. 2004 gründete er die Website www.koubei.com, eine Suchmaschine für Informationen rund um das Alltagsleben. Später investierte Alibaba in die Plattform und wurde ihre Muttergesellschaft. Heute ist Li Zhiguo selbst ein sogenannter „Unternehmensengel“ (business angel), der sich an vielversprechenden Unternehmen beteiligt und Start-ups in ihrer Gründerphase unterstützt. Er investierte beispielsweise in die Seite Mogujie.com, eine Website mit Schwerpunkt auf Mode und Kosmetik. Auch deren Gründer Chen Qi ist im Übrigen ein ehemaliger Zögling aus dem Hause Alibaba. Auch der App „Kuaidi Car Hailing“ griff Li unter die Arme. Derzeit hat er ein neues vielversprechendes Start-up im Visier: eine neue App zur persönlichen Vermögensverwaltung namens wacai.com.
Bis Juni 2016 gab es in Hangzhou 99 registrierte „Makerspaces“ (Plattformen für innovationsfreudige Macher), in denen sich insgesamt 1430 Start-ups niedergelassen hatten. 98 Fonds mit einem Kapital von über 7,2 Milliarden Yuan (960 Millionen Euro) wurden gegründet, um Neuunternehmer bei ihrer Existenzgründung zu unterstützen.
Inside Alibaba: Auch Chinas größte B2C-Online-Plattform Tmall.com wird von der Alibaba-Group betrieben. Unser Bild zeigt ihre Büroräume in Hangzhou.
Vorstoß in der Automobilbranche
Chinas Automobilmarkt wird seit langem von ausländischen Fabrikaten dominiert. Jetzt allerdings kündigt sich auch hier eine neue Entwicklungsphase an. In jüngster Vergangenheit haben sich sowohl die Altersstruktur der Verbraucher als auch ihre Bedürfnisse merklich verändert. Chinas Konsumenten zeigen immer größeres Interesse an individualisierten Produkten auf hohem technischem Niveau zu einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis. Liu Wen, Ausbilder am Automobile Research Institute des chinesischen Autobauers Geely, erklärt: „Auf Grundlage der Vorteile in den Bereichen wissenschaftliche Forschung und technologische Innovation hat unser Unternehmen Geely seine Strategie den neuen Gegebenheiten auf dem Markt angepasst und neue Marken wie Emgrand und Borui entwickelt. So konnten wir nicht nur inländische Marktanteile gewinnen, sondern auch bei ausländischen Verbrauchern punkten.“ Mit mehr als 13.000 Patentanmeldungen und rund 6500 erteilten Patenten, darunter im Übrigen mehr als 2300 Patenanmeldungen und über 900 erteilte Patente aus dem Bereich Erfindungen, wurde Geely der Titel als eine der Top-10-Marken chinesischer Unternehmen für selbstständige Innovation im Bereich der Rechte am geistigem Eigentum verliehen.
Im April dieses Jahres startete Geely außerdem in der örtlichen Industriezone Dajiangdong ein neues Projekt zur Entwicklung von durch neue Energien angetriebenen Fahrzeugen. Es war das größte industrielle Investitionsprojekt des laufenden Jahres in Hangzhou. Mit einem geplanten Investitionsvolumen von acht Milliarden Yuan (rund 1,1 Milliarden Euro) sollen allein in der ersten Phase des Projekts 100.000 durch neue Energien betriebene Fahrzeuge pro Jahr vom Band gehen. „Geely hat bewusst Hangzhou als Standort für das Projekt gewählt, da die Stadt ein günstiges Umfeld für Existenzgründung und Innovation bietet. Darüber hinaus hat die lokale Regierung ihre Wirtschaftsstruktur reformiert und legt großen Wert auf den Bereich Umweltschutz“, erklärt ein Sprecher des Unternehmens.