Weltwirtschaft
"Es begann in Hangzhou" – G20-Gipfel bringt die von China angestrebten Ergebnisse
Von Marc-Stephan Arnold, Beijing
Der Gipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, der am 5. September in der ostchinesischen Stadt Hangzhou zu Ende ging, hat die Ergebnisse erbracht, die man sich in China von ihm erhofft hatte.
Die G20 und die aktuellen Probleme der Weltwirtschaft
In der Geschichte der bisher 11 Gipfel der G20-Länder hat es bisher wohl kaum einen gegeben, der vor dem Hintergrund eines derart problematischen Zustands der Weltwirtschaft stattgefunden hätte. Das weltweite Schuldenniveau hat in den letzten Jahren neue Höchststände erreicht. Die Finanzwirtschaft füllt nicht mehr nur eine Unterstützungsfunktion der Realwirtschaft aus – sie ist "too big to fail" und lebt von den Zinsen, für die normale Menschen und einfache Arbeiter hart schuften müssen. Sie entzieht der Realwirtschaft die Lebenskraft. Diese Umstände sind ein Teil des Problems, das zu der Finanzkrise von und seit 2008 führte. Auch die Gruppe der 20 und ihre jährlichen Gipfel waren in diesem Zusammenhang seither als reiner "Krisenreaktionsmechanismus" zu verstehen. Der Welthandel geriet unter diesen Voraussetzungen – und dem nach der Finanzkrise 2008 immer weiter zunehmenden Protektionismus – immer weiter ins Schlingern. Anfang des laufenden Jahres rutschte zudem noch der Baltic Dry Index (BDI) – ein wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen von Hauptfrachtgütern (hauptsächlich Kohle, Eisenerz und Getreide) auf Standardrouten – mit 292 Punkten auf einen historischen Tiefststand. Da die von diesem Index abgebildeten Rohstoffe die Vorstufe der wertschöpfenden Produktion darstellen, gilt der BDI als ein guter Frühindikator der Weltwirtschaft. Dies lässt für die Entwicklung des Welthandels im laufenden Jahr nichts Gutes erwarten.
Vor diesem Hintergrund – und vielen weiteren Problemen – trat China die Präsidentschaft der G20 an, um in Hangzhou die Weichen für die Weltwirtschaft neu zu stellen. Oder, wie es der chinesische Staatspräsident Xi Jinping betonte, dass der G20-Gipfel in Hangzhou zu einer für das Wachstum der Weltwirtschaft kritischen Zeit das Interesse sowie hohe Erwartungen der ganzen Welt auf sich gezogen habe.
Die Weichen wurden neu gestellt
Das Motto des G20-Gipfels in Hangzhou lautete: "Für eine innovative, gestärkte, vernetzte und offene neue Weltwirtschaft."
Vor dem Hintergrund stetig sinkender Wachstumserwartungen – die Weltbank hatte im Juni erst ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 2,9 auf 2,4 Prozent reduziert – wurden in Hangzhou neue Maßnahmen auf den Weg gebracht, um der schwächelnden Weltwirtschaft auf die Sprünge zu helfen.
Um dies zu erreichen, wurde in Hangzhou ein umfassender Aktionsplan verabschiedet, der laut Xi eine ganze Reihe von effektiven finanz- und geldpolitischen Maßnahmen sowie Strukturreformen umfasse, die kurzfristige Risiken bannen und mittel- bis langfristige Wachstumspotenziale aktivieren sollen. Diese Selbstverpflichtung der G20 für mehr Wachstum werde ein starkes Signal an die Märkte senden und für mehr Vertrauen und Zuversicht sorgen, meinte Xi. Der bahnbrechende Aktionsplan implementiere zudem die "Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, so Xi weiter.