Beijing schließt das Stadt-Land-Gefälle

22.09.2016

Mit der Zusammenführung des städtischen und ländlichen Hukou reformiert Beijing als zweitletzte administrative Region Chinas das System der Wohnsitzregistrierung, welches auf beiden Seiten für Unmut sorgte, und beendet damit eine Phase gesellschaftlicher Ungleichheit.

Beijing gab mehr Änderungen an seinem lokalen Hukou-System (staatliche Haushaltsregistrierung) bekannt: Der ländliche Hukou wird aufhören zu existieren und damit die Unterteilung in ländliche und städtische Einwohner beenden.

Der Begriff Stadt bezeichnet in China gewöhnlich ein städtisches Zentrum mit einem teilweise riesengroßen ländlichen Hinterland, häufig einschließlich Ackerflächen, Bergen und Wäldern. Sogar Metropolen wie Beijing und Shanghai haben „ländliche“ Einwohner.

Laut der am Montag veröffentlichten Richtlinie wird die Stadtverwaltung Beijing nicht mehr zwischen städtischen und ländlichen Einwohnern unterscheiden, stattdessen ein vereinigtes Genehmigungssystem einführen. Die Bereiche Ausbildung, Gesundheit, Beschäftigung, Sozialfürsorge und Wohnen werden für alle Einwohner Beijings gleich geregelt sein.

Unter den 31 administrativen Regionen des chinesischen Festlands ist Beijing die dreißigste, die einen Plan zur Aufhebung des getrennten Hukou bekannt gibt. Nur das Autonome Gebiet Tibet erhält die Unterscheidung aufrecht.

Die Reform betrifft Hunderte Millionen Chinesen. Gemäß dem Nationalen Statistikbüro betrug die städtische Festlandbevölkerung - mit oder ohne Aufenthaltserlaubnis – vor 2015 767,5 Millionen, oder 55,9 Prozent, die ländlich kategorisierte Bevölkerung 606 Millionen.

Unterschiedlich von Geburt an

Der Hukou hat bedeutende Auswirkungen auf das Leben chinesischer Bürger. Jahrzehntelang bedeutete die dualistische Struktur bessere Dienstleistungen für städtische Hukou-Besitzer, während die ländliche Bevölkerung davon abgehalten wurde, ihre Lebenssituation zu verbessern und beliebig in die Städte zu ziehen, um sich des höheren Lebensstandards zu erfreuen.

Seit den 1950er Jahren, als Essen und andere Bedarfsgüter beschränkt waren, hat China die Bevölkerung in städtisch oder ländlich unterteilt und das Hukou-System zur Kontrolle der Bevölkerungsbewegungen und Bedarfsplanung verwendet.

Als traditionelle Agrargesellschaft lebten damals die meisten Menschen auf dem Land und durften nicht in die Städte ziehen. Sie mussten sich - und die Stadtbevölkerung - mit den Erträgen ihrer Landwirtschaft ernähren. Denjenigen mit städtischem Hukou, hauptsächlich Beschäftigte, wurden während der planwirtschaftlichen Periode Lebensmittelmarken zugeteilt. Sie stillten ihren Bedarf mit einer Kombination aus Löhnen und Coupons.

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Quelle: people.cn

Schlagworte: Hukou,Beijing,Landwirtschaft,Ackerboden