Filmfest
Florian Gallenberger: Als Regisseur fährt man immer in unterschiedliche Fernen Exklusiv
China.org.cn: Sie haben gesagt, dass Ihnen manche chinesische Filme gefallen. Dazu gehört „Lebewohl, meine Konkubine“. In diesem Film gibt es viele chinesische kulturelle und geschichtliche Hintergründe. Fällt es Ihnen schwer das zu verstehen?
Gallenberger: Wenn ich den Film sehe, verstehe ich ihn wahrscheinlich anders, als wenn Chinesen ihn sehen. Ganz viele Dinge, die für die Chinesen interessant oder Anspielungen sind, oder all das, was sich dahinter versteckt, kann ich nicht verstehen, da mir die kulturellen und historischen Hintergründe fehlen. Aber die menschliche Geschichte funktioniert trotzdem. Ich erinnere mich noch, wie ich bei der Berlinale Zhang Yimous „Heimweg“ mit Zhang Ziyi gesehen habe. Ich war vollkommen in den Bann gezogen, Wahnsinn. Und sicherlich hat der Film eine vielfältige Symbolik, die ich überhaupt nicht verstanden habe, aber ich habe etwas anderes verstanden. Eine tolle Geschichte. Das ist nicht nur diese eine Geschichte, sondern die Geschichte ist wie ein kleiner Kosmos. Und wenn wir beide denselben Film gucken, dann sehen wir doch unterschiedliche Filme. Das ist auch bei Colonia das tolle, jeder wird den Film anders sehen. Menschen, die vielleicht als Kinder missbraucht wurden, sehen den Film anders als andere. Chilenen sehen ihn anders als Deutsche. Das ist wunderbar und deswegen ist es interessant, mit Leuten darüber zu besprechen.
China.org.cn: Haben Sie derzeit einen neuen Film geplant?
Gallenberger: Ja, ich habe natürlich mehrere Pläne, weil ich nicht aufhören kann, Filme zu machen. Leider ist das Filmmachen aber eben teuer. Man muss sich so lange um die nötigen Geldmittel bemühen. Das ist irgendwie ein Problem. Aber klar, ich habe neue Ideen, die alle ganz unterschiedlich sind. Es gibt sogar einen Film, der in Deutschland spielt und auf Deutsch ist, also ganz untypisch für mich. Es ist eine Komödie und dreht sich um Sex. Das ist auch sehr ungewöhnlich für mich. Aber ich plane auch einen Film, ein Projekt in Malaysia. Es basiert ebenfalls auf einer wahren Begebenheit und auf einer wahren Geschichte von einem Freund von mir. Das ist sozusagen seine Geschichte über eine Entführung. Und ich habe noch ein drittes Projekt, an dem ich arbeite. Eine Babylon-Geschichte, die vor 2000 Jahren spielt und von einer babylonischen Figur handelt. Da sieht man auch, wie groß meine Bandbreite ist. Das ist das tolle an diesem Beruf, weil man in ganz unterschiedliche Fernen reisen kann. Das ist wunderbar.
China.org.cn: Das Motto des Filmfests in diesem Jahr lautet „When tomorrow comes“. Wie verstehen Sie dieses Motto?
Gallenberger: Ich glaube, es ist ein schöner Satz, weil er irgendwie die Zukunft und die Gegenwart miteinander verbindet. Ich habe das ein bisschen als Brücke verstanden, eine Brücke aus dem Jetzt in die Zukunft. Ich finde, dass die Filme hier als kulturelle Brücke fungieren, weil wie gesagt, sehr selten oder nur wenige ausländische Filme in China ins Kino kommen. Es ist eine Brücke zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen. Es ist schön, wenn Länder und Kulturen sich treffen und sich verstehen und es keine Toten, keine Kriege gibt, sondern Austausch, Dialoge und gemeinsame Momente.