Beschleunigte Gesellschaft: Lebenskrise Mitte 20

15.04.2017

Zhao war ein Spitzenschüler und war sich sicher, es später einmal zu etwas zu bringen. Doch nach fünf Jahren in seiner Arbeit verdient er immer noch ein gewöhnliches Einkommen und sieht sich eher als ein „niemand“ im Vergleich zu einigen seiner erfolgreichen Klassenkameraden an.

 

Je mehr Informationen er über sie durch die Sozialen Medien erhält, desto deprimierter fühlt er sich. „Ich kann spüren, dass die Lücke zwischen ihnen und mir immer größer und größer wird“, klagt er.

 

Zhao will etwas ändern, aber es fehlt ihm an dem nötigen Antrieb, um dies zu verwirklichen. Zum Beispiel hat er seinen aktuellen Job und die Branche satt, aber er glaubt auch, dass es zu spät ist, um seinen Beruf zu wechseln. Seine Eltern drängen ihn zudem dazu, zu heiraten, was ihn noch mehr unter Druck setzt. Einerseits will er sich noch nicht niederlassen, anderseits fühlt er sich zu machtlos, um ein anderes Leben für sich selbst zu schaffen.

 

Leben im Jetzt

„Die Dynamik, etwas zu tun, kommt aus zwei Quellen: Liebe und Angst. Die meisten Probleme entstammen der letzteren Quelle“, erklärt Meng. Die Angst vor Scheitern oder Verlust könne Menschen zwar kurzfristig motivieren, aber sie sei nicht so effektiv auf lange Sicht. „Die wirkliche Macht kommt aus dem eigenen Herzen, Selbstakzeptanz und Liebe, nicht von anderen“, so Meng.

 

Sie denkt, das eigentliche Problem stamme aus dem inneren Aufruhr des Individuums und dem Fehlen eines Wertesystems, um die Dinge zwischen sich und der Außenwelt richtig einzuschätzen. Deshalb könne man sich leicht von anderen übervorteilt fühlen, die erfolgreicher erscheinen.

 

Meng rät, die Vielfalt der Lebensstile zu akzeptieren. Man müsse nicht zwangsläufig „erfolgreich“ sein. Stattdessen sollten Individuen sich selbst treu bleiben, innerhalb ihrer Fähigkeiten handeln und herauszufinden, was sie in ihrem Leben wollen, anstatt zu versuchen, die Erwartungen anderer zu erfüllen. Jeder Mensch sei einzigartig und es sei sinnlos, sich mit anderen zu vergleichen, so Meng.

 

Gao zufolge sollten Menschen daran arbeiten, mehr Selbstvertrauen und Selbstakzeptanz aufzubauen. „Man sollte herausfinden, in welchem Lebensstadium man sich im Moment befindet und nicht in einer idealen Zukunft leben, die man sich im Kopf ausgemalt hat“, so Gao. „Es ist notwendig, praktisch und positiv zu sein und den Moment zu nutzen und gut zu leben.“

 

Das schnelle Tempo der gesellschaftlichen Entwicklung, die raschen Veränderungen der Wertesysteme und die Informationsüberlastung seien weitere Faktoren, die eine „Midlife-Crisis in jungen Jahren“ auslösen können, so Gao. „Es ist normal, sich besorgt über die Kluft zwischen den Erwartungen und der Realität zu fühlen. Aber wenn man ein Problem positiv betrachtet und versucht, eine Lösung zu finden, anstatt zu verzagen, sieht die Welt gar nicht so schlecht aus.“

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Quelle: people.cn

Schlagworte: Lebenskrise,Mitte 20, Chinesen