Vom Stillen bis zum Spaziergang mit dem Kind: wie eine chinesische Mutter in Chile ihre Kinder großzieht Exklusiv
Von Yu Yanan, Beijing
Xueni ist eine typische junge Suzhouerin. Ihren chilenischen Ehemann Jorge hat sie in Beijing kennengelernt. In Chile haben sie sich verliebt und geheiratet. Ihre Älteste, Susu ist in Suzhou geboren, das zweite Kind, Xiaoxin, kam in Chile zur Welt. Egal ob in China oder Chile, die beiden gemischtethnischen Kinder ziehen viele Blicke auf sich. Häufig kommen Passanten, die sie grüßen und sagen, dass sie hübsch aussehen. Das gilt vor allem für China, einmal hat ihre Cousine ihr erzählt, sie habe eine Kollegin, die immer von einem "Mischlingskind" in der Nachbarschaft erzählt, das besonders niedlich sei. Wie der Zufall es so will, war es am Ende tatsächlich um ihre Tochter Susu gegangen.
Eine Familie aus Ost und West
Schwangerschaft und Geburt sind für jede Mutter unvergessliche Erfahrungen. Nach dem chinesischen Verständnis ist es ganz selbstverständlich, dass die Mutter im Monat nach der Geburt bestimmte Regeln zu befolgen hat, wie etwa den Kontakt mit Wasser zu meiden. Xueni erzählt dazu lächelnd, dass man ihr auch Angst gemacht habe: "Wenn du dich nicht an die Regeln hältst, wirst du später.... " Als sie Susu in China auf die Welt gebracht hat, war es gerade Frühlingsanfang und es war noch recht kühl, außerdem hatte sie nach der Geburt stark geblutet und ihr Körper war Geschwächt, so hielt sie sich brav an die Regeln. Sich einen Monat lang nicht zu waschen, sei auch mal was Anderes gewesen. Als einige Jahre später Xiaoxin in Chile auf die Welt kam, dachte sie eigentlich, im Ausland bräuchte sie sich daran nicht zu halten. Am Ende stellte sie aber fest, dass man in Chile zwar nicht diese Vorstellung vom "ersten Monat" hat und die frischgebackenen Mütter auch nicht so weit gehen, sich über längere Zeit nicht zu waschen, aber auch hier empfehlen ihnen die Ärzte, genügen Ruhepausen einzulegen und Anstrengung zu vermeiden.
Als es um die Unterschiede beim Kinderkriegen in China und im Ausland geht, erinnert sich Xueni an das damals in China sehr beliebte "Monatsessen". Nach ihrem Eindruck gibt es in China verschiedenste Speisen für den ersten Monat, die alle möglichen Nahrungsmittel enthalten, die den Körper stärken und "milchtreibend" wirken sollen. Die Zubereitung sei oft auf besonders kompliziert und regional gebe es noch Regeln wie, dass man kein Salz und kein Öl hinzufügen oder kalte Dips benutzen dürfe. In Chile hingegen brachte ihr die Krankenschwester, als sie nach der Geburt zurück auf ihr Zimmer kam zwei Flachen kaltes Mineralwasser und wies sie an, jeden Tag zwei solcher Flaschen zu trinken, um die Milchproduktion zu gewährleisten. Gleichzeitig verschrieb ihr der Arzt ein leichtes Antidepressivum. Dieses Mittel sollte ihr erstens helfen mit der emotionalen Belastung als neue Mutter klarzukommen und andererseits die Produktion von Muttermilch anregen. Was die Ernährung des Kindes angeht gibt es in chinesischen Krankenhäusern Babymilch, mit der die Babys gefüttert werden können, bis die Mütter selbst über Muttermilch verfügen. Aber in Chile muss die erste Milch, die das Kind bekommt auf jeden Fall Muttermilch sein. Die Ärzte fordern von den Müttern, das Kind alle zwei bis drei Stunden an der Brust saugen zu lassen, bis es schließlich an Muttermilch kommt. Wenn das Kind wirklich hungert und noch keine Muttermilch verfügbar ist, geben die Krankenhäuser dem Neugeborenen Zuckerwasser, aber keine Milch.