Die Geschichte von beidseitigem Gewinn und die Zuneigung der Hongkonger Geschäftsleute zum Festland
Der Hongkonger Geschäftsmann Tam kam kau investiert seit bald 40 Jahren auf dem chinesischen Festland. Vor Kurzem gab er uns ein Interview aus Anlass des 20-jährigen Jubiläums der Rückgabe Hongkongs. Er erklärte, dass durch die Rückkehr nach China die Hongkonger Geschäftswelt auf den Hochgeschwindigkeitszug des nationalen Wachstums aufspringen konnte.
Bereits während der ersten Phase der Reform- und Öffnungspolitik auf dem Festland gehörten die Hongkonger Unternehmer zu den ersten Pionieren. 20 Jahre nach der Rückgabe ist die Hongkonger Geschäftswelt wieder ein mal bei Projekten wie dem 13. Fünfjahresplan oder der „Ein-Gürtel-Eine-Straße“ Initiative ganz vorne dabei.
Tam kam kau
Die wirtschaftlichen Beziehungen haben sich langsam verändert
Das direkt benachbarte Shenzhen war für viele Hongkonger Investoren die erste Etappe. Einer davon ist Eddy Li, Präsident des Chinesischen Verbandes des Produzierenden Gewerbes von Hongkong. In den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden auf dem Festland einschneidende Liberalisierungsreformen durchgeführt, während Hongkong sich gerade in seiner industriellen Take-off-Phase befand. Arbeitskräfte und Land für industrielle Produktion waren knapp. Angesichts des Rohstoffangebots und dem Angebot an Arbeitskräften auf dem Festland entschied sich Eddy Li, einige arbeitsintensive Produktionslinien nach und nach von Hongkong nach Shenzhen zu verlegen. Seit er 1987 begann, im Shenzhener Stadtteil Pingshan in den Bau einer Fabrik zu investieren, hat sich Eddy Li mit seiner Familie heute zu einem milliardenschweren Hongkonger „Uhrenkönig“ entwickelt. Heute erstreckt sich seine Geschäftstätigkeit über mehrere Industrien, wie etwa der Logistik-, Finanz-, Immobilien- und anderer Branchen.
Innerhalb von 30 Jahren ist China zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen. Während dieses Vorgangs haben sich auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Hongkong und dem Festland sehr verändert. Laut Eddy Li mussten vor 30 Jahren die im Festland investierenden Hongkonger den Einheimischen noch beibringen, wie man Geschäfte macht. Sie halfen durch das Vermitteln von technologischem Wissen und bei der Organisation des Exports. Nach der Wiedervereinigung passte sich das Festland durch Konkurrenz und Zusammenarbeit Stück für Stück dem Hongkonger Entwicklungstempo an. In den vergangenen Jahren hingegen passte sich Hongkong immer mehr der Nachfrage auf nationaler Ebene an: was auch immer auf dem festländischen Markt nachgefragt wurde, Hongkonger Unternehmen stellten es bereit.
„Das volkswirtschaftliche Gewicht des Festlandes nimmt immer weiter zu und die Veränderungen in den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Gebieten ist ein notwendiges Resultat der Entwicklung zu einer starken und großen Nation.“, erklärt Eddy Li. Obwohl sich das ökonomische Kräfteverhältnis zwischen den beiden Gebieten umgekehrt hat, so sind die Möglichkeiten für Hongkong nicht etwa zurückgegangen, sondern im Gegenteil sogar gewachsen. Auf der einen Seite fungiert Hongkong weiterhin als eine Brücke des Festlandes zu den internationalen Märkten und vermittelt Kapital, Technologie und Management Erfahrungen. Auf der anderen Seite habe Hongkong durch das Hochgeschwindigkeitswachstum des Festlandes einen nahezu unerschöpflichen Wachstumsmotor bekommen.