Interview mit BMW-Brilliance-Chef
15-jähriges Jubiläum: „Wir wollen in China weiter wachsen“ Exklusiv
In diesem Jahr haben die Vereinigten Staaten sehr hohe Strafzölle auf chinesische Produkte verhängt. Warum hat sich BMW vor diesem Hintergrund dazu entschieden, die Exportmodelle iX3 in China produzieren zu lassen?
Ein Kennzeichen der Strategie von BMW ist langfristiges Denken. Wir versuchen, unsere Entscheidungen unabhängig von aktuellen Handelskonflikten zu treffen. Wir bauen Strukturen auf, die wir jahrzehntelang nutzen wollen. Deswegen ist es nicht empfehlenswert, kurzfristige Handelskonflikte in Produktionsstrukturen zu übersetzen. Was uns treibt, ist ein ganz einfacher Grundsatz: Produktion folgt dem Markt. Der chinesische Markt ist der wichtigste und größte Markt für New Energy Vehicles und insbesondere für Elektrofahrzeuge. Deswegen haben wir nur einen Produktionsstandort, und der steht in China. Von Shenyang exportieren wir in die ganze Welt.
Chinas Staatspräsident Xi Jinping hat auf dem diesjährigen Boao-Forum auf Hainan gefordert, die Begrenzung der ausländischen Beteiligung an Joint Ventures so bald wie möglich zu lockern, vor allem in der Autoindustrie. Ministerpräsident Li Keqiang hat BMW als den ersten Nutznießer dieser Regeln bezeichnet. Wie betrachten Sie die neue Haltung von China gegenüber ausländischen Investitionen und welche Rolle wird Chinas Haltung für den Welthandel spielen?
Dass BMW der erste Hersteller in China ist, der jetzt eine Mehrheit mit seinem Joint-Venture-Partner verhandeln konnte, wurde von Ministerpräsident Li Keqiang und Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich unterstützt. Es ist für uns eine große Ehre, dass wir diese Unterstützung erfahren haben. China hat sich ganz klar der weiteren Liberalisierung verschrieben und wir sehen, dass die Regierung in China die Politik der Reform und Öffnung systematisch fortführen möchte. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Welt eng zusammenarbeiten muss. Zum Beispiel beziehen wir bei BBA Teile aus der ganzen Welt. Die heutigen Lieferketten sind international und es wäre schade, wenn dieser Handelskonflikt dazu führen würde, dass diese internationalen Lieferketten massiv gestört würden. Deshalb sehen wir die Unterstützung der chinesischen Regierung und das große Ziel der Liberalisierung als etwas, das BMW fördern und dazu beitragen möchte.
Wie bewerten Sie die Entwicklung von chinesischen Autobauern, insbesondere in Bezug auf Elektroautos und autonomes Fahren? Welche Vorteile und Nachteile hat BMW hier im Vergleich zu den amerikanischen und chinesischen Konkurrenten?
Wir sehen die Entwicklung vieler chinesischer Wettbewerber mit großem Respekt. Ich glaube, dass viele chinesische Marken in der Technologie sehr stark aufgeholt haben, gerade auch was Elektromobilität und den Nutzen von Künstlicher Intelligenz anbelangt. Dort zeigt sich die Stärke von Hightech-Firmen wie Alibaba, Tencent und Baidu. Die Kooperation zwischen Automobilherstellern und Hightech-Firmen wird immer wichtiger. Doch wir glauben nach wie vor, dass wir noch bessere Substanz bieten können. Am Ende ist die Integrationsleistung maßgeblich, also die Frage, wie man verschiedene Komponenten zu einem großartigen Fahrgefühl verbindet. Wir sind führend, was die Verbindung von Steifigkeit eines Fahrzeugs mit Akustik und Crashtauglichkeit anbelangt, also die Integration von Leichtbau und Kraftstoffeffizienz. Als Premiummarke bieten wir dem Kunden immer noch genügend Added Value und das werden wir auch in Zukunft tun können.
Gibt es schon Kooperationen zwischen BBA und chinesischen Internetfirmen oder haben sie etwas in dieser Richtung geplant?
Die BMW Group in München kooperiert mit einer Reihe von chinesischen Technikunternehmen, wie zum Beispiel Tencent, Baidu, Huawei und China Unicom. Es ist Teil unserer Innovationsstrategie, immer mit den besten zusammenzuarbeiten, auch in China.
Sie waren schon immer neugierig auf China und die chinesische Kultur und Sie wollen auch die Werte Chinas mit den Werten von BMW kombinieren. Was ist der Grund? Gibt es Beispiele für erfolgreiche Integration der chinesischen Kultur in ihr Unternehmen?
Ich habe immer darauf hingewiesen, dass nachhaltiger Erfolg von vielen Jahren der Win-win-Kooperation abhängt. Darum geht es auch in der chinesischen Kultur. Mein Eindruck und mein Verständnis in China sind, es gibt wenige Länder und wenige Kulturen, die so langfristig denken und regieren wie hier in China. Das kommt auch durch das politische System, weil in der westlichen Welt viele Regierungen immer nur bis zur nächsten Wahl denken. Das kommt aber auch aus der jahrtausendealten Kultur. Das ist der Grund, warum der Geist von BMW und die chinesische Kultur so gut zusammenpassen. Jeder muss einen Beitrag leisten, um langfristige Beziehungen aufzubauen und nicht nur einen kurzfristigen Deal zu machen. Wenn wir Expats nach China schicken, bekommen sie deswegen eine gründliche Vorbereitung, damit sie das Land und die Menschen besser verstehen.
Wer die chinesische Kultur versteht, der weiß, dass soziale Bedürfnisse der Menschen im Land Teil des Geschäfts sind. Es geht nicht nur darum, Produkte zu verkaufen, sondern den Kunden auch einige immaterielle Werte zu geben. Wir sehen uns als führendes CSR-Unternehmen in China. Dazu nutzen wir unsere Ressourcen und Netzwerke: die Kunden, die Händler, die Angestellten und unsere Partner. Wir haben ein Programm, um zurückgelassenen Kindern zu helfen. Es geht auch darum, die Umwelt zu verbessern, und das ist auch ein großes Ziel in diesem Land: den Umweltschutz nachhaltiger zu machen und das richtige Bewusstsein zu erzeugen. Wir machen das mit sehr innovativen Ansätzen. Wir wollen nicht einfach Geld verschenken, sondern die Menschen befähigen, sich selbst zu helfen. Damit leisten wir einen Beitrag dazu, unserer Vorbildfunktion in China gerecht zu werden.
Vielen Dank.
* Die Fragen wurden von Ren Bin, Zhang Shasha, Nan Beibao und Li Jiaming gestellt.