Auswirkung von Chinas Öffnung

Eine gesunde Welt von China bis Deutschland Exklusiv

11.12.2018

Und wieder erbebt die Welt: die bisherige Ordnung sieht sich herausgefordert, von Chinas Stärke, Entschlossenheit und Klugheit, von Chinas Kultur und Wirtschaftskraft, von Chinas Jugend, die so gut ausgebildet und idealistisch motiviert ist wie noch nie. Europa wundert sich. Einen solchen Weckruf hatte bereits 1997 der deutsche Bundespräsident Roman Herzog in seiner Rede zum „Aufbruch ins 21. Jahrhundert“ formuliert, als er mahnte, es müsse „ein Ruck“ durch das Land gehen: eine entschlossene Weiterarbeit an den kulturellen und gesellschaftlichen Voraussetzungen für die neue Zeit. Erfahrungen mit einem derartigen Projekt hatte bereits 25 Jahre vorher die alte Bundesrepublik Deutschland unter Willi Brandt gesammelt: mit der Politik „mehr Demokratie zu wagen“, sich nach Osten zu öffnen, globale Humanität zu pflegen und „zusammenwachsen zu lassen, was zusammen gehört“. Heute, nach dem Wegfall der Ideologien, Mauern und eisernen Vorhänge, die unseren Doppelkontinent über ein Jahrhundert gelähmt haben, ist das offensichtlich Eurasien. 
Ein erster Schritt in diese Richtung ist getan, mit dem Rahmen der nachhaltigen Entwicklungs-Ziele der Vereinten Nationen. Um diese, gemeinsam mit China, mit zu bestimmen und zu gestalten, helfen nicht Reden sondern Taten. China investiert vor allem in die harten Infrastrukturen, Verkehr, Sicherheit, Anlagen und Energie, die für den physischen Rahmen des Zusammenlebens wichtig sind. Europa hat enorme Kompetenzen in der sozialen Ökonomie: das Leben so zu organisieren, dass Wertschöpfung aus Vielfalt und Entwicklung erleichtert wird. Eurasien ist ein idealer Raum, um diese Kompetenzen zu verknüpfen und den vielfältigen Kulturen, Bedürfnissen und Fähigkeiten bei ihrer Entwicklung zu helfen, die bislang weder den gebührenden Respekt noch angemessene Unterstützung gefunden haben. Gemeinsam können echte „win-win“- Projekte entstehen. Ganz anders als bisher, da es vor allem um Nullsummenspiele oder Ausbeutung ging, sind somit Bedingungen für eine Wertschöpfung gegeben, die allen zugutekommen kann. 
Hierzu ist Vertrauen und Verständigung nötig, gemeinsame Erfahrung aus Kooperationen und ein Rahmen für gegenseitiges Lernen. Zu den wichtigsten sozial-ökonomischen Projekten in diesem Sinne kann eine gemeinsame Initiative für „Globale Gesundheit Eurasien“ werden. Hierbei können internationale Fehlentwicklungen, die durch die Kommerzialisierung und neoliberale Wertvernichtung in den Gesundheitswesen weltweit seit drei Jahrzehnten ihr Unwesen getrieben haben, ausgeglichen und in heilsame Systeme umgeformt werden. 
Bundeskanzlerin Merkel hat jüngst gemeinsam mit der norwegischen Ministerpräsidentin Solberg und Ghanas Staatspräsidenten Akufo-Addo, den WHO-Generaldirektor Ghebreyesus gebeten, einen „Globalen Aktionsplan für ein gesundes Leben und das Wohlergehen aller Menschen“ vorzulegen. Damit hat sich auch Deutschland verpflichtet, seiner Verantwortung auf diesem neuen Gebiet der internationalen Zusammenarbeit besser gerecht zu werden als zuvor. Wir haben also schon eine gemeinsame Aufgabe konkret bestimmt: Denn der Leitgedanke der Globalen Gesundheit ist nicht Profit und Konsum, sondern nachhaltige Gerechtigkeit in einer friedlich geordneten Welt. 


Der Autor ist habilitierter Philosoph und Sinologie. Er lebt und arbeitet zwischen Berlin und Hongkong. Zuletzt hat er die Bildungseinrichtung „Europäisches Zentrum für chinesisches Denken“ mitbegründet: https://chinadenken.de/ 

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Öffnungspolitik,Globalisierung,Eurasien,Entwicklung