Österreichs Botschafter in China
„Reform und Öffnung sind Chinas größter Erfolg“ Exklusiv
China.org.cn: Seit 2018 veranstaltet China jährlich die China International Import Expo. Im letzten Jahr nahmen 14 österreichischen Unternehmen daran teil. Welche Ergebnisse wurden erzielt? Was für Erwartungen haben Sie in Bezug auf die Expo in diesem Jahr?
Friedrich Stift: Die Internationale Importexpo in Shanghai war ein großer Erfolg. Die österreichische Delegation wurde von Wirtschaftsministerin Schramböck begleitet. Sie war sehr angetan von der Konferenz und hat dort auch viele Kontakte knüpfen können mit Ministern anderer Staaten. Es haben 14 österreichische Unternehmen teilgenommen und es war für sie eine gute Gelegenheit, österreichische Produkte zu präsentieren und sich mit Unternehmen anderer Staaten auszutauschen. Die Unternehmer waren angetan von ihren Kontakten und Geschäftsmöglichkeiten und die Ministerin hat schon angekündigt, dass sie im nächsten Jahr wiederkommen möchte. Die Expo ist ja auch in China gut aufgenommen worden und wir gehen davon aus, dass es nun jedes Jahr eine Expo geben wird.
China.org.cn: Sie haben zwischen 2002 und 2004 in China gearbeitet und seit 2017 dienen Sie hier als Botschafter. Im Jahr 2019 feiert China sein 70. Gründungsjubiläum. Zugleich ist dieses Jahr auch ein entscheidendes Jahr für den „Aufbau einer Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand“. Wie bewerten Sie Chinas Entwicklung in den vergangenen Jahren?
Friedrich Stift: Ich habe das Privileg, dass ich schon vor 2002 hier war. Ich bin nach meinem Studium im Jahr 1985 als Rucksacktourist in China gewesen und habe einen großen Sprung erleben können von 1985 bis 2002, 2004 und dann bis 2017, und da kann man China nur gratulieren. Es ist unvorstellbar, welchen Aufschwung China genommen hat, wie rasch sich China entwickelt hat, auch wie wohlhabend China geworden ist, wie gut die Infrastruktur ist. China hat wahrscheinlich das modernste Eisenbahnwesen der ganzen Welt mit den Schnellzügen, hat die besten Bahnhöfe, auch die besten und größten Flughäfen, in den Städten gibt es unglaublich große U-Bahn-Netze. Als ich 2004 wegging, gab es zwei U-Bahn-Linien, jetzt sind es 17 oder 18, bald 20, das wird in einem rasanten Tempo gebaut.
Der große Erfolg Chinas liegt sicher in der Reform- und Öffnungspolitik. China hat richtig abgehoben, nachdem sich das Land geöffnet und die Marktwirtschaft eingeführt hat. Die Basis für den Wohlstand und die gute Entwicklung liegt sicherlich in der Reform- und Öffnungspolitik, deren 40-jähriges Jubiläum im letzten Jahr gefeiert wurde. Wir in Europa hoffen, dass diese Öffnungspolitik weitergeführt wird. Auch Präsident Xi hat bei seinen großen Reden in Davos oder im Dezember in der Großen Halle des Volkes angekündigt, dass sich China noch weiter öffnen wird.
China.org.cn: Früher wurde China als Werkbank der Welt bezeichnet. Zahlreiche Produkte wurden ins Ausland exportiert. Heute betont China die innovative Entwicklung. Das Motto „Created by China“ hat die Marke„Made in China“ ersetzt. Welche chinesischen Innovationen haben bei Ihnen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen? Welche innovativen Produkte aus Chinakommen in Österreich zum Einsatz? Gibt es Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern auf diesem Gebiet?
Friedrich Stift: Es gibt großes Potenzial, was Innovationen in China anlangt. Zum Beispiel wenn man sieht, wie die Leute zahlen. Die Zahlungsmethoden sind in China viel weiter als bei uns in Europa. Man sieht auch alte Menschen, die mit Alipay oder WeChat zahlen. Das ist eine Errungenschaft. Sehr wenige Leute haben noch Bargeld, viele junge Leute haben überhaupt kein Bargeld mehr. Das ist eine wichtige Innovation, weil es den Zahlungsverkehr viel einfacher macht. Es ist auch günstiger für die Betriebe. In diesem Bereich ist China weit vor Europa und den USA. Davon können wir lernen und auch in Europa versucht man, diese Zahlungssysteme nachzuahmen. Ansonsten sind auch die Handys aus China sehr begehrt, auch billiger als in anderen Staaten und da ist China sehr innovativ.