Österreichs Botschafter in China
„Reform und Öffnung sind Chinas größter Erfolg“ Exklusiv
Im Interview mit der deutschen Redaktion von China.org.cn hat der österreichische Botschafter Friedrich Stift kurz vor den beiden wichtigen politischen Tagungen über die bilateralen Beziehungen mit China, aber auch seinen Eindruck vom Land gesprochen.
China.org.cn: Die Beziehungen zwischen China und Österreich haben sich im vergangenen Jahr positiv entwickelt. Der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz besuchten im vergangenen April gemeinsam China. Welche Erfolge sind auf dieser Reise erzielt worden? Wie hat dies die bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern beeinflusst?
Friedrich Stift: Wie Sie gesagt haben, war der Besuch erfolgreich. Es ist ja sehr ungewöhnlich, dass der Bundespräsident mit dem Bundeskanzler reist. Im letzten Jahr war es so, dass der Bundespräsident den Bundeskanzler eingeladen hat, ihn zu begleiten und vier weitere Minister waren Teil der Delegation, insgesamt fast 300 Personen aus Universitäten, Kultur, aber auch insbesondere aus der Wirtschaft. Es war ein sehr erfolgreicher Besuch. Wir haben beschlossen, eine freundschaftliche strategische Partnerschaft einzugehen, wir haben auch beschlossen, dass wir häufiger miteinander sprechen und uns in internationalen Fragen regelmäßig konsultieren, zum Beispiel bei der UN.
China.org.cn: Sie haben gesagt, China und Österreich hätten in den Bereichen Sport, Bildung und Kultur großes Kooperationspotenzial. Welche Fortschritte gab es im vergangenen Jahr?
Friedrich Stift: Wir haben eine gemeinsame Erklärung aufgeschrieben und Bereiche festgelegt, in denen wir enger miteinander kooperieren wollen, zum Beispiel haben wir ein neues Kulturprogramm unterschrieben. Wir wollen auch enger kooperieren zwischen den Universitäten, denn wir sind nicht zufrieden mit der Anzahl der österreichischen Studenten, die zum Studieren nach China gehen. Wir bemühen uns, dass wir mehr Studenten nach China bringen, die Chinesisch, Wirtschaft oder andere Fächer an chinesischen Universitäten studieren. Dann möchten wir auch, dass es zwischen den Wissenschaftlern einen regelmäßigen Austausch gibt, dass die Wissenschaftler und die Universitäten kooperieren und auch der Austausch von Professoren zunimmt. Es gibt einige Erfolgsbeispiele, im Bereich der Quantenkommunikation haben wir eine gute Kooperation. Der berühmte Professor Pan Jianwei hat in Innsbruck und Wien studiert und die Kooperation mit seinem ehemaligen Professor funktioniert immer noch, darauf sind wir sehr stolz. Es gibt aber noch viele andere Bereiche, Innovation, Technologie, kleine und mittlere Betriebe, aber auch im Umweltbereich wollen wir zusammenarbeiten, da haben Österreich und China sehr gute Ergebnisse erzielt. Auch im Bereich der Landwirtschaft wollen wir uns enger austauschen, im Moment sind Bioprodukte sehr gefragt, also Produkte, die mit wenig Chemikalien besprüht sind und in China gibt es mit zunehmendem Wohlstand auch immer mehr Interesse an gesunden Produkten. Es gibt eine ganz große Palette an Bereichen, in denen wir mit China zusammenarbeiten möchten, bei denen wir von China lernen können, aber bei denen China auch von uns lernen kann.