Traditionelle chinesische Holzschnittkunst
Besuch beim Küchengott Exklusiv
Wie reagieren deutsche oder europäische Betrachter auf Ihre Sammlung?
Wenn ich die Hintergründe erkläre, sind die meisten begeistert, auch von der Kunstfertigkeit der Holzschnitte. Die vielen feinen schwarzen Linien auf den Drucken sind ja alle aus Holz geschnitten. Ich muss allerdings immer dabei sein, um die Werke zu erklären. Es gibt in Deutschland so viel China-Kitsch, der nichts mit der wunderbaren traditionellen Kunst des Volkes zu tun hat.
Das Spiel mit der goldenen Kröte: Dargestellt sind die zwei Zwillingsgenien He He, zwei Harmonie und Wohlstand bringende Gottheiten, die mit der dreibeinigen Kröte des Reichtum-Bringers Liu Hai spielen. Die Kröte wohnt im Mond, den sie alle vier Wochen auffrisst. Sie kann auch Geld spucken und ist ein Symbol für langes Leben, weil sie sehr alt werden kann.
Welche Motive sind auf den Farbholzdrucken immer wieder zu finden?
Vor allen Dingen Götter, Pflanzen und Tiere, die für verschiedene Hoffnungen und Wünsche stehen, aber auch Bilder aus dem täglichen Leben und besonders Opern und Theaterszenen, welche die alten Sagen und Legenden tradieren. Viele Bauern waren damals, wie bei uns, Analphabeten. Volksbräuche und Geschichten wurden mündlich überliefert. Aus diesem Grund waren bei uns ja auch die Kirchen mit Heiligengeschichten ausgemalt.
Welches ist ihr Lieblingsmotiv und warum?
Das ist der Tiger, der König der wilden Tiere. Er beschützt das Haus und ganz besonders die kleinen Kinder. Er vertreibt Dämonen und alles Böse. Sein Bild wird in der Mitte der Haupthalle eines Hauses aufgehängt. Es gibt ihn auch in vielen anderen Variationen. So zum Beispiel als Tigermütze, Tigerschuhe und Tigerkopfkissen.
Tiger: Der Tiger ist der König der wilden Tiere. Das Schriftzeichen Wang = König hat er auf der Stirn. Er kommt aus den Bergen und vertreibt die bösen Geister und Dämonen. Er beschützt das Haus und alle, die darin wohnen, ganz besonders die kleinen Kinder. Deshalb wird der Tiger in der Mitte der Hauthalle eines Hauses aufgehängt.
Auch den Küchengott mag ich sehr gerne. Ich habe ihn zum ersten Mal in einem chinesischen Haus über einem gemauerten Ofen entdeckt und gleich ein Foto davon gemacht. Er hängt in vielen chinesischen Küchen und wacht das ganze Jahr über das Haus und dessen Bewohner. Der Legende nach verlässt der Küchengott sieben Tage vor dem Neujahrsfest das Haus – er wird verbrannt – um dem himmlischen Jadekaiser über die Vorkommnisse des vergangenen Jahres Bericht zu erstatten. Vorher wird ihm geopfert und er bekommt häufig süß-klebrigen Reis um den Mund gestrichen, damit er dem Jadekaiser nur Süßes über die Familie berichten kann. Vier Tage nach dem Neujahrsfest kehrt er zurück und sein Bild wird mit Früchten und Tee empfangen.
Vielen Dank für das Gespräch.