Der Nutzen der Obduktion für die klinische Behandlung

Die Ergebnisse dieser Obduktion liefern Erkenntnisse für die klinische Behandlung von Patienten mit Lungenbeatmungsstörungen. Laut Liu Qian kann man in einigen Obduktionsfällen mit dem bloßen Auge große Mengen an Flüssigkeit in den Lungenbläschen (Alveolen) und in der Luftröhre sehen, in einigen Fällen sei die Flüssigkeit sehr zähflüssig. Sobald die Lunge und Luftröhre während der Operation geöffnet werden, fließe die Flüssigkeit heraus und blockiere manchmal die Atemwege.

Das Team um Liu Liang

Dies verdeutliche, dass in der klinischen Behandlung mehr Aufmerksamkeit auf die Atemwege gelegt werden müsse - egal ob per Medikamenten zur Verdünnung, um den Flüssigkeitsausfluss zu fördern, oder mit körperlichen Methoden, wie beispielsweise dem Einnehmen der Bauchlage oder Rückenklopfen. Alles könne dem Patienten helfen.

Liu Qian hob auch die neu gewonnene Erkenntnis hervor, dass das neuartige Coronavirus das Immunsystem direkt angreifen kann: „Im Vergleich zum SARS-Virus schädigt das neuartige Coronavirus das Immunsystem und die Lymphozyten auf eine offensichtlichere Weise. Auch für die Milz, die Lymphknoten und andere Bereiche entstehen relativ offensichtliche Schäden. Die jetzt entdeckten Schäden für das Immunsystem können durch die direkten Angriffe durch das Virus verursacht worden sein und sollten keine Komplikationen sein. Hier bedarf es jedoch noch weiterer Forschung“, erklärte sie.

Liu Qian wies darauf hin, dass die Schädigung des Immunsystems durch das neuartige Coronavirus uns dazu veranlasse, bei der klinischen Behandlung besonders auf die Immunmodulation (damit sind Veränderungen des körpereigenen Abwehrsystems durch pharmakologisch wirksame Stoffe gemeint) und den Schutz der Lymphozyten zu achten. Man müsse zudem den Einsatz klinischer Hormone in Betracht ziehen, und dabei sowohl die Umstände als auch die Dosierung beachten. Denn die langfristige Verwendung von Hormonen könne zu einer Abnahme der Lymphozyten führen.

Liu Liang erklärte, dass es aus der aktuellen Obduktion, die sein Team durchgeführt hat, nicht ersichtlich sei, ob durch das Virus auch Hirn- und herzspezifische Schäden entstehen. Um die Frage zu klären, ob das Virus eine direkte Ursache für Schäden am Nervensystem und am Herzen ist, benötige man weitere Studien.