Der Weg zurück
Erfahrungsbericht von der Rückreise nach Beijing Exklusiv
von Ole Engelhardt
Die Coronavirus-Krise brach in China zu Beginn des chinesischen Frühlingsfestes aus, als viele Menschen gerade ins Ausland verreist waren. Mittlerweile hat sich die Situation durch das konsequente Handeln der chinesischen Regierung deutlich verbessert und die Zahl der „Rückkehrer“ nach China ist groß. Im Folgenden lesen Sie einen Erfahrungsbericht, wie es ist, Ende März nach Beijing zurückzukehren.
Nach Bekanntwerden des Virus-Ausbruchs handelte die chinesische Regierung beherzt und äußerst schnell. Der Abriegelung Wuhans, dem Epizentrum des Ausbruchs, am 23. Januar folgten fast täglich weitere drastische und effektive Maßnahmen. Für eine kurze Zeit lag das Leben im sonst so lebendigen China brach. Doch diese großen Opfer des chinesischen Volkes haben dazu geführt, dass heute - nur zwei Monate später - das Schlimmste überstanden ist: vielerorts wurde die Arbeit und Produktion wieder aufgenommen, Schulen planen teilweise die Wiedereröffnung, und selbst in Wuhan kehrt langsam wieder so etwas wie Normalität zurück.
In anderen Teilen der Welt sieht es derzeit leider anders aus. Vor allem in Europa und den USA scheint die Krise gerade erst so richtig zu beginnen. Doch die Handlungen mancher dieser Regierungen lassen noch nicht erkennen, dass der Ernst der Lage erkannt wurde. China verzeichnet mittlerweile kaum noch neue inländische Infektionen, bei dem Großteil der Neuinfektionen handelt es sich um aus dem Ausland „importierte“ Fälle. Neben der aktiven Hilfe für ausländische Freunde ist Chinas Priorität daher, sich vor neuen eingeschleppten Fällen zu schützen, damit die erreichten Erfolge nicht zunichte gemacht werden.
Kurz allein, dann in Sicherheit zusammen
Mein Weg zurück startete in Kambodscha, ein Land, das anders als beispielsweise Thailand, Malaysia oder Deutschland nicht als „Hochrisiko-Gebiet“ gilt. Dies ist von entscheidender Bedeutung: wer in den letzten 14 Tagen in einem dieser Hochrisiko-Länder war, wird sofort nach Ankunft in China getestet und muss bis zur Auswertung am Ankunftsort verweilen. Dies war bei mir nicht der Fall, weshalb ich nach meiner Landung in Kunming und nach obligatorischer Temperaturmessung direkt meinen Weiterflug nach Beijing antreten konnte. Im Flugzeug galt es zuvor seine Reisehistorie, persönlichen Informationen und eventuelle gesundheitliche Beschwerden zu vermerken. Nach der Landung betraten Zoll-Mitarbeiter das Flugzeug und sprachen mit ausgewählten Reisenden – zum Beispiel jenen, die vor längerer Zeit in einem der Hochrisiko-Gebiete waren –, um sicherzustellen, dass keine Probleme bestehen.
So nah und doch so weit: Fast-Food am anderen Ende des Ganges
Das Personal am Changshui-Flughafen in Kunming war extrem freundlich, geduldig und hilfsbereit. Die Abläufe waren gut organisiert, sodass es trotz des hohen Menschenaufkommens zu keinerlei Reibungen kam. Nach kurzer Wartezeit wurde ich mit meinen Mitreisenden in die Ankunftshalle geführt, wo ich auf den Check-in für meinen Weiterflug wartete. Positiv überrascht war ich darüber, dass die Möglichkeit bestand, über einen QR-Code bei Restaurants wie McDonalds oder KFC zu bestellen. So konnte die „soziale Distanz“ bewahrt, der Hunger aber trotzdem gestillt werden.
Im Anschluss wurde ich zum Check-in-Schalter geführt, wo ich wie gewöhnlich meine Boarding-Karte erhielt. Zeitgleich trug ich meine Reisedaten und Wohnadresse in eine App ein, wodurch das Personal in Beijing auf die Neuankömmlinge vorbereitet wird. Wer derzeit nach China zurückkehrt, muss nach Ankunft zunächst eine zweiwöchige Quarantäne-Zeit absolvieren, um sicherzustellen, dass keine Infizierung vorliegt. In einigen Städten kann dies Zuhause erfolgen, in Beijing seit dem 16. März in einer dafür ausgewählten Unterkunft.