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10. 05. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Chinesischer Student richtet Webseite über giftige Lebensmittel ein

Schlagwörter: giftige Lebensmittel Lebensmittelskandale China Lebensmittelsicherheit

Wu Huan ist ein Masterstudent an der Fudan-Universität in der chinesischen Metropole Shanghai. Wegen seiner Webseite über Chinas Lebensmittelskandale ist der Student nun im ganzen Land bekannt.

Am 17. Juni 2011 hatten Wu und 34 Freiwillige die Webseite http://www.zccw.info/ ins Leben gerufen. Bis jetzt hat die Gruppe bereits über 3000 Medienberichte über Lebensmittelskandale gesammelt und online gestellt. Die Pageviews der kleinen Webseite überschritten die Marke von 650.000, was einmal zur Überlastung der Webseite geführt hat.


Landkarte auf der Homepape

Auf der Homepage der Webseite ist eine chinesische Landkarte zu sehen, welche die Situation der Lebensmittelsicherheit zwischen 2004 und 2011 darstellt. Der Landkarte zufolge gab es 2004 landesweit nur vier Gebiete mit ernsthaften Lebensmittelskandalen, doch die Zahl stieg bis 2011 auf elf an. In Südchina ist das Problem besonders schlimm.

Auf der Homepage findet sich sogar ein Gedicht von John Donne: "Niemand ist eine Insel, in sich ganz; jeder Mensch ist ein Stück des Kontinents, ein Teil des Festlandes.(...) Jedes Menschen Tod ist mein Verlust, denn ich bin Teil der Menschheit; und darum verlange nie zu wissen, wem die Stunde schlägt; sie schlägt dir selbst." Wu hält dieses Gedicht für sehr passend. Er möchte damit ausdrücken, dass die Situation der Lebensmittelsicherheit jeden Chinesen etwas angehe und dass die ganze Nation dem Problem gemeinsam entgegenwirken müsse.

Dass Wu diese Webseite mit vollständigen Informationen über giftige Lebensmittel eingerichtet hat, war ein Zufall. Im April 2011 hatte der Student einen Bericht über "Rindfleischextrakt" gelesen, ein chemischer Zusatzstoff, der Schweinefleisch den Geschmack von Rindfleisch verleiht. Schweinefleisch kostet in China rund die Hälfte von Rindfleisch. Doch es ging dabei um mehr als nur Betrug: das gefälschte "Rindfleisch" war stark kanzerogen. Wu, der selbst gern Rindfleisch aß, war geschockt. Er hatte plötzlich das starke Gefühl, selbst gegen solche Skandale kämpfen zu müssen – denn wer konnte ihm schon garantieren, dass er selbst nicht das nächte Opfer sein würde. Also beschloss Wu, eine spezielle Webseite zur Bekanntmachung von Lebensmittelskandalen zu gründen, damit sich mehr Leute über die Situation informieren und so das Sicherheits- und Überwachungsbemusstsein erhöht werden könne.

Am 3. Mai 2012 wurde die Webseite wegen zu vieler Pageviews gelähmt, daher musste Wu den Server für Webseite wechseln und neue Webseitenadresse kaufen. "Ich kann es mir leisten, 600 Yuan pro Jahr zu bezahlen. Die meisten Daten wurden von Freiwilligen gesammelt."

Wus Hauptfach hat nicht direkt etwas mit der Lebensmittelsicherheit zu tun – er studiert Geschichte an der Fudan-Uni. "Ich habe die Webseite aber auch gegründet, um ein digitales Abbild der gegenwärtigen Situation für die Geschichte zu erhalten."

Nachdem die Webseite bekannt geworden war, ergriff die Regierung auch Maßnahmen. Die Stadt Shanghai ermutigte die Stadtsbürger, die Lebensmittelprobleme aufzudecken und erhielt etwa 8000 entsprechende Anrufe. Die Stadtregierung hat auch einen Preis für die "Aufdecker" der Lebensmittelskandale eingeführt: Wer einen Skandal aufdeckt, kann bis zu 200.000 Yuan (25.000 Euro) Belohnung bekommen.

Wu ist optimistisch für die Zukunft und glaubt, dass bereits ein guter Anfang gemacht wurde. Die einfachen Bürger nähmen inzwischen aktiv an der Lösung des Problems teil, sie machen vernünftige Vorschläge und die Regierung mischt sich daher auch rechtzeitig ein.

Eines Tages werde die Periode der vielen Lebensmittelskandale nichts weiter als ein düsteres Kapitel der chinesischen Geschichte sein, über dass man in verstaubten Büchern nachlesen können wird, so Wu.

Quelle: german.china.org.cn

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