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18. 06. 2015 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
China.org.cn: Ungeteilt ist die Begeisterung für die AIIB nicht – die USA und Japan fehlen beispielsweise. Es sind auch Stimmen laut geworden, dass sich einige Länder vielleicht zu schnell für die neue Bank begeistert haben. Ist das eine Kritik, die Sie nachvollziehen können?
Glatz: Das ist in erster Linie eine politische Frage. Ich glaube jedenfalls, dass die Entwicklung aus wirtschaftlicher Sicht zu begrüßen ist. Wenn Österreich dabei ist, kann das unseren Unternehmen nur nützen. Es gibt ja auch keine einheitliche Front der Ablehnung, ganz im Gegenteil. Ich habe den Eindruck, dass China insgesamt eine inklusive Strategie verfolgt und niemanden von Vornherein ausschließen will. Das zeigt sich auch an Stellungnahmen der chinesischen Regierung zu anderen Handelsverträgen, etwa zum Transpazifischen Freihandelsabkommen, über das jetzt schon lange verhandelt wird, vor allem wegen der Einbeziehung von Japan. China sitzt hier nicht am Verhandlungstisch, hat aber zuletzt zum Ausdruck gebracht, dass Fortschritte willkommen sind. Auch die kürzliche Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens zwischen Korea und China stellt die grundsätzlich positive Haltung Chinas zu einer Liberalisierung des Handels unter Beweis.
China.org.cn: Hätte Wien Chancen als AIIB-Osteuropa-Standort?
Glatz: Das kann ich nicht beurteilen. Interessant ist natürlich in diesem Zusammenhang, dass - zum jetzigen Zeitpunkt - mit Ausnahme von Polen keines der osteuropäischen Länder Mitglied der AIIB ist. Es wäre jedenfalls schön und ein zusätzlicher Beitrag zur Sensibilisierung unserer Unternehmen für das Thema.
China.org.cn: Zu einem anderen Thema: Sie haben die Nachfolge von Dr. Oskar Andesner vor ziemlich genau einem Jahr angetreten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten bereits vorbei. Man spricht jetzt von einem "neuen Normal" mit einem Wachstum bei ungefähr 7 Prozent. Welche Erwartungen haben Sie für das laufende Wirtschaftsjahr?
Glatz: Wir hatten im letzten Jahr bei unseren Exporten immerhin noch ein Wachstum von 7,8 Prozent verzeichnen können, was im Vergleich sehr gut ist. Die "neue Normalität" wird aber sicherlich auch vor der Entwicklung unserer Außenhandelszahlen nicht Halt machen. Zweistellige Wachstumsraten sehen wir schon länger nicht mehr. Allerdings hat sich im Verlauf der Zeit auch die Struktur unserer Exporte geändert. Es geht nicht mehr darum, von der billigen Produktion in China zu profitieren, sondern darum, höherwertige und innovative Produkte zu liefern. Es entstehen neue Wachstumsbranchen, etwa im Zusammenhang mit der angestrebten Steigerung der Produktivität in der Landwirtschaft. Ein Bereich, der sehr stark wächst und in der Warenverkehrsbilanz gar nicht aufscheint, ist der Export von Dienstleistungen. Dort vollzog sich im letzten Jahr ein großartiges Wachstum. Es werden verstärkt Planungs- und Beratungsleistungen nachgefragt. Eine Nische, in der Österreich sehr gut unterwegs ist, ist der Wintersport. Hier werden nicht nur Lieferungen von Anlagen und Ausrüstung nachgefragt, sondern auch Consultingleistungen. Auf diese neue Kundengruppe unter den österreichischen Firmen müssen auch wir uns als österreichisches AußenwirtschaftsCenter einstellen. Diese Unternehmen müssen in den Markt eingeführt werden. Es ist nicht das erste Mal, dass es in China eine wirtschaftliche Wende gibt, das hat mit der Öffnung des Landes in den 70er und 80er Jahren begonnen, ein weiterer Turbo hat sich ergeben mit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation 2001. Was jetzt passiert, ist ein Strukturwandel, mit dem Überkapazitäten in manchen Bereichen der Wirtschaft abgebaut werden und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt steht. Es eröffnen sich Chancen überall dort, wo Innovationen gefragt sind. Es ist ein Reifungsprozess der chinesischen Wirtschaft, der von österreichischer Seite her eine Anpassung des Angebots erfordert.
Quelle: german.china.org.cn
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