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18. 06. 2015 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

"In China Flagge zeigen" Exklusiv

Schlagwörter: Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Beijing

China.org.cn: Welchen Herausforderungen sollte sich China wirtschaftlich gesehen aus Ihrer Sicht mittelfristig stellen?

Glatz: Die neue Normalität steht für ein Wachstumsmodell, das sich nicht mehr auf Investitionen stützt, vor allem baunahe Investitionen. China hat eine sehr hohe Sparquote, diese Gelder müssen mobilisiert werden und in den Konsum fließen. Hier ist noch einiges zu tun. Die Urbanisierung hat sich in China sehr schnell vollzogen, aber sie ist jetzt an einem Punkt angelangt, an dem sie sich verlangsamt hat. Mit einer Urbanisierungsrate von 53 Prozent ist China nicht auf dem Niveau vergleichbarer Länder, meistens liegen diese Raten dort bei 60 Prozent und darüber. Urbanisierung bedeutet ja auch höhere Produktivität. Das sind Dinge, die die Regierung erkannt hat, und dabei geht es auch um die Verbesserung der Lebensbedingungen für die Bevölkerung. Auch hier geschieht einiges, bei Umweltschutz und der Verbesserung der Sozialleistungen beispielsweise.

China.org.cn: Was bedeutet dieses neue Normal für österreichische Unternehmen, auf welche Schwierigkeiten müssen sich Wirtschaftstreibende in China einstellen?

Glatz: So einfach war es ja nie in China. Die Rahmenbedingungen für Investitionen haben sich geändert. Große Unternehmen sind ja schon hier, jetzt geht es vor allem darum, dass sich auch mittelständische Unternehmen verstärkt diesen Markt ansehen. Da sind vor allem Unternehmen gefragt, die im technologisch höherwertigen Segment angesiedelt sind. Wir wissen von Umfragen, dass die Entwicklung von den meisten eigentlich immer noch sehr positiv gesehen wird, bis jetzt hat sich jedenfalls noch kein China-Pessimismus breit gemacht. Es gibt auch den Trend, dass Unternehmen innerhalb Chinas auf Expansionskurs gehen, etwa in Zentralchina. Das stellt Unternehmen auch vor neue Herausforderungen. China ist als Markt mittlerweile sehr groß geworden, da kann man nicht mehr mit denselben Ressourcen wie vor 10 Jahren arbeiten, weder von der Qualität noch von der Quantität her. Vor diesem Hintergrund möchten wir als AußenwirtschaftsCenter etwa in Chengdu unsere Präsenz ausbauen, wir werden dort im Herbst auch Austria Connect, den Haupt-Event der Außenwirtschaft Austria für die österreichische Business Community in China ausrichten.

China.org.cn: Sie sind jetzt seit einem Jahr hier in China. Wie sieht ihre Bilanz nach einem Jahr österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Peking aus?

Glatz: Es war zweifellos ein sehr intensives Jahr. Wir haben - überspitzt formuliert - in den ersten sieben Monaten mehr offizielle Besucher hier gehabt als in den sieben Jahren davor. Die große Zahl der offiziellen Besuche zeigt, wie wichtig China von der Politik genommen wird, es ist einfach auch ein Land, in dem man immer wieder Flagge zeigen muss. Das bedeutet zwar viel Arbeit, aber es erzeugt eine gewisse Dynamik, über die man durch politische Präsenz Dinge ins Rollen bringen kann. Wir haben etwa unsere Aktivitäten im Bereich Wintersport noch weiter intensiviert, so etwa das Austrian Ski Race als Plattform für einen Austria Showcase benutzt. Wir haben umgekehrt in Wien zum ersten Mal ein großes Chinaforum durchgeführt, wodurch österreichische Unternehmen für aktuelle Megatrends in China interessiert werden sollten. Wir wollten damit auch zeigen, dass sich China verändert. Für das laufende Jahr haben wir uns ebenfalls viel vorgenommen. Im Herbst kommt beispielsweise eine Delegation aus Anlass des Besuchs des Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter, da geht es hauptsächlich auch wieder um Wintersport und Tourismus, eine Nische, die von österreichischen Unternehmen stark besetzt wird. Es ist also ein aufregendes Jahr, und mit den Erfahrungen, die mein Team und ich mittlerweile gewonnen haben, können wir den kommenden Herausforderungen optimistisch entgegen blicken.

Zur Person: Dr. Martin Glatz leitet seit August 2014 als österreichischer Wirtschaftsdelegierter dasAußenwirtschaftsCenter Peking.Seine Karriere in der Außenwirtschaft Austria begann Martin Glatz im Jahr 1984. Es folgten Einsätze als stellvertretender Wirtschaftsdelegierter in München, Montreal und Kairo. Martin Glatz verfügt über weitreichende Erfahrung in der Region Ostasien: Vor der Übernahme des Postens in Peking war Martin Glatz als Wirtschaftsdelegierter in Hongkong und Tokio und als Regionalmanager für den Bereich Fernost im Head Office der Außenwirtschaft in Wien tätig.

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Quelle: german.china.org.cn

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