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12. 01. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Li Keqiangs Deutschlandbesuch: Im selben Boot den Fluss überqueren Exklusiv

Schlagwörter: Li Keqiang Deutschland

2. China ist kein Messias für Europa, aber ein geschätzter Krisenhelfer

Was die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen zwei souveränen Staaten betrifft, gibt es vornehmlich zwei Möglichkeiten: das Nullsummenspiel oder die Win-Win-Situation, eine selbstlose Hilfe, wie es beispielsweise Schenkungen und Übertragungen wären, kommt gelegentlich auch vor, hat aber nur sekundäre Bedeutung. China bemüht sich um einen gegenseitigen Nutzen, lässt aber niemals seine Freunde im Stich, zumal sie in Krisen oder Schwierigkeiten geraten sind.

Die Wirtschaft der EU sowie Deutschlands ist schwer von der Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise betroffen und leidet heute wiederum unter einer Schuldenkrise und der damit verbundenen Eurokrise. Dies charakterisiert ein chinesisches Sprichwort: das Dach leckt und der Regen hält Tag und Nacht an. Angesichts dieser Situation verspricht China als ihr Freund und Handelspartner, Staatsanleihen einiger europäischer Staaten weiter aufzukaufen, signalisiert sein Vertrauen in eine prosperierende, stabile und solidarische EU und einen stabilen Euro. Trotz Spaniens momentanen finanziellen Schwierigkeiten hat China seinen Anteil an spanischen Staatsanleihen nicht reduziert, sondern erhöht. Während der Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise hat China die Importe aus Deutschland weniger abbauen wollen und können als seine Exporte nach Deutschland.

China gibt sich auch große Mühe, während des Europabesuchs von Li Keqiang mit Spanien, Deutschland und Großbritannien Verträge und Abkommen im Wert von 7,5 Milliarden bzw. 8,7 Milliarden und 4,7 Milliarden US-Dollar zu unterzeichnen. Der Austausch und die Zusammenarbeit in Kultur, Wissenschaft und Technologie, Bildung, Gesundheit und Justiz tragen ebenfalls reiche Früchte.

Dazu führt Professor Thomas Heberer, ein China-Experte der Universität Duisburg-Essen aus, die Bundesregierung habe im letzten Jahr zur Kenntnis genommen, dass die sprunghafte Entwicklung der deutschen Wirtschaft auf den gestiegenen Import deutscher Waren durch China zurückzuführen sei. Deutschland solle China als Partner und nicht als Gegner betrachten.[1] Ähnlich kommentiert Jürgen Heräus, ein angesehener Wirtschaftskommentator: In der Weltfinanzkrise präsentiert sich China der deutschen Wirtschaft als verlässlicher Partner. Während in Europa jedes Land darüber nachdenkt, Steuergelder für nationale Maßnahmen zur Ankurbelung von Konsum oder zum Abstützen notleidender Banken einzusetzen, intensiviert China die Kooperation mit den europäischen Partnern. [2] "China ist wirklich einer von uns. China ist ein Krisenhelfer." Das hört man zu Recht oft in Deutschland.

Das bedeutet aber nicht, dass China Messias und Almosengeber für Europa ist. Zu Recht weist man darauf hin: "China hat keine Pflicht, anstelle Europas das Problem der Europäer zu lösen, ohne sein Volk zu berücksichtigen." China fühlt sich ausschließlich verpflichtet, seinen europäischen Freunden bei der Krise mit Rat und Tat beizustehen.

China ist ein Entwicklungsland und bei weitem nicht im Stande, Messias und Almosengeber zu sein. China tut das aus einer strategischen und langfristigen Perspektive, aus dem Geist der harmonischen Welt, aus dem im Deutschen bekannten Slogan "Hilfe zur Selbsthilfe", natürlich auch aus seinen Staatsinteressen, durch die Zusammenarbeit eine Win-Win-Situation zustande zu bringen. Dabei leugnet China auch nicht, dass Europäer und Deutsche auch Chinas Anliegen berücksichtigen mögen. Als Ziel gilt es unter anderem, dass China endlich den vollständigen Marktwirtschaftsstatus will eingeräumt bekommen, um sich gegen Dumpingvorwürfe schützen zu können. Zudem möchte China die Aufhebung des seit 1989 geltenden Waffenembargos, weil es eine Diskriminierung gegen China darstellt. Schließlich wären eine größere deutsche Investitionstätigkeit in China und eine größere chinesische Investitionstätigkeit in Deutschland willkommen. Darauf reagiert Deutschland, indem es die EU dazu zu bewegen möchte, den vollständigen Marktwirtschaftsstatus Chinas anzuerkennen sowie mit Überlegungen, das Recht zum Eingreifen in die Kapitalbeteiligung ausländischer Firmen an deutschen Unternehmen zu revidieren und Deutschland für chinesische Investoren weiter zu öffnen.

 

[1] Deutsche und chinesische Experten loben engere bilaterale Beziehungen im Jahr 2010, 2011/01/05,www.china-botschaft.de/ det/sbwl/ t783678.htm

[2] Chinesen in Deutschland auf Einkaufstour, aktualisiert am 25.02.2009, Wirtschaft bei t-online.de

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Quelle: german.china.org.cn

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