Home | Aktuelles |
Multimedia |
Service |
Themenarchiv |
Community |
Home>Interview des Monats | Schriftgröße: klein mittel groß |
04. 03. 2009 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
War Wen Jiabaos "Zuversichtsreise" nach Europa Ende Januar aus deutscher Sicht auch eine solche und notwendig?
Es war ein sehr wichtiger Besuch. Die Welt ist durch die Finanzkrise, die zunächst in den USA enstanden ist, und sich dann zu einer globalen Wirtschaftskrise entwickelt hat, verunsichert. In solchen Zeiten brauchen die Menschen feste Bezugspunkte. Und das hat der Besuch von Wen Jiabao klar gemacht. In einer globalen Weltwirtschaft sind wir so voneinander abhängig und miteinander verkettet, dass es notwendig ist, die vor uns liegenden Problem gemeinsam zu lösen – und nicht im Alleingang. Das war die wichtigste Botschaft, die Wen nach Europa gebracht hat. China steht für Marktöffnung, will keinen Protektionismus. Und das gilt umgekehrt auch für Deutschland, wie Angela Merkel ihrerseits klar gemacht hat.
Bundeskanzlerin Merkel und die deutsche Wirtschaft hoffen gleichermaßen, dass China eine "aktive Rolle" beim Kampf gegen die globale Finanzkrise spielt. Chinas Wirtschaftskraft ist nach wie vor stark, das Reich der Mitte hat Deutschland inzwischen als Exportnation eingeholt bis überholt. Zugleich sind aktuell die Exporte Chinas gesunken, die Produktion ist rückläufig, die Arbeitslosenzahlen drohen zu steigen. Wie kann China angesichts der gegenwärtigen Lage am besten zur Bewältigung der globalen Krise beitragen?
China hat sich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren dramatisch gewandelt und ist sowohl zu einem stabilen politischen Faktor in Ostasien, als auch einem zunehmend wichtigen globalen Spieler in der Wirtschaft geworden. Diesen Trend sehe ich weiterhin. Noch kann niemand kann sagen, wie die Ergebnisse der globalen Krise sein werden. Sicher ist aber, dass China wirtschaftlich besser aufgestellt ist als viele andere Länder. Es ist wichtig, dass die Volksrepublik die nun nachlassende Exportnachfrage durch eine Stärkung der Binnennachfrage kompensiert. Ich habe den Eindruck, dass die chinesische Regierung genau in diese Richtung zu steuern versucht. Das ist nicht einfach, aber das ist ein ganz wesentlicher Beitrag, den China nun global leisten kann. Das zweite ist, dass sich China als globaler Spieler versteht und bereit ist, globale Verantwortung zu übernehmen.
Am 2. April wird in London die Gipfelkonferenz der sogenannten G20-Staaten stattfinden. Ich bin sicher, dass von dort aus ein Signal zur Neuordnung der globalen Wirtschaft und der Strukturen des internationalen Finanzsystems ausgehen wird. Hier wird China erstmals eine ganz neue Rolle und Verantwortung übernehmen.
Die Staaten der Europäischen Union versuchen angesichts der Krise ihre Märkte nach außen zu verteidigen – auch untereinander. Die Situation ist nicht einfach. Davon sind auch deutsche Unternehmen betroffen, wie eine Umfrage der deutschen Auslandshandelskammer in China gleich zu Jahresbeginn zeigt. Deutsche Unternehmen erwarten mehrheitlich die größten wirtschaftlichen Impulse in den BRIC-Staaten. China will indes mit seinem neuen Konjunkturpaket der Krise begegnen und vor allem die Inlandsnachfrage stärken. Befürchtet Deutschland trotz der Einkaufstour der chinesischen Delegation Wirtschaftsprotektionismus von seiten Chinas?
Die chinesische Delegation hat mit ihrer Reise in vier wirtschaftlich wichtige europäische Staaten drei Dinge verdeutlicht: Erstens, dass China für Marktöffnung und gegen Protektionismus ist, zweitens, dass sich das Land gemeinsam mit seinen europäischen Partnern, insbesondere Deutschland, um Lösungen für die Wirtschaftskrise bemühen will, und drittens, dass die Volksrepublik eine aktive Rolle in diesem Prozess zu übernehmen bereit ist. Es ist natürlich wichtig, dass jetzt nicht nur kurzfristig Geschäfte mit Europa abgeschlossen werden, deren Umfang beachtlich ist, sondern auch, dass bei der Umsetzung des beträchtlichen chinesischen Konjunktuprogramms von umgerechnet 460 Milliarden Euro auch Marktöffnung praktiziert wird. Ob es nun um Ausschreibungen bei der Infrastruktur, der Umwelt, der Wasserwirtschaft geht: Inländische und ausländische Bewerber sollten gleich behandelt werden. Ich gehe nach den Aussagen von Wen Jiabao und des Handelsministers Chen Deming in Berlin davon aus, dass die chinesische Regierung dafür sorgen wird, dass öffentliche Ausschreibungen auch für deutsche Unternehmen fair stattfinden werden. So können sowohl die Marktöffnung unter Beweis gestellt als auch Befürchtungen ausgeräumt werden.
Quelle: german.china.org.cn
Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur
Kommentar schreiben |
Kommentare |
Keine Kommentare.
|
mehr |