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04. 05. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Österreich und China

"Nicht nur die Terrakotta-Armee ist Kultur" Exklusiv

Schlagwörter: Kulturaustausch Künstler Kelsen Popmusik Konfuzius-Institute China Österreich Jubiläum

von Till Wöhler, Beijing

Dr. Martin Sajdik ist österreichischer Botschafter in China. Im Interview erzählt er uns, dass Österreich nicht käuflich ist, warum man die moderne Alltagskultur junger Chinesen mehr kommunizieren sollte, und, dass handeln wichtiger ist als reden.

Der österreichische Botschafter in China Dr. Martin Sajdik (l.) spricht gegenüber China.org.cn. Foto von Luo Xu

China.org.cn: Herr Botschafter, welche Rolle spielt China in der österreichischen Außenpolitik?

Martin Sajdik: Die Beziehungen zwischen China und Österreich wurden vor 40 Jahren aufgenommen. Einen detaillierten Rückblick zu machen, würde sicherlich den Rahmen dieses Interviews sprengen.

In den letzten 40 Jahren war es für Österreich vor allem wichtig, eine kluge Politik für und in Europa zu machen. Die wesentlichen Aspekte der österreichischen Außenpolitik waren 1995 der Beitritt zur Europäischen Union und die politischen Veränderungen in der Welt nach dem Wunderjahr 1989 – zumindest in Europa –, und sich an diese Veränderungen richtig anzupassen beziehungsweise Österreich darauf vorzubereiten.

Für uns war es wichtig, eine positive Rolle, eine des Friedens, in Europa zu spielen. Vor allem auch im Zusammenhang mit dem Balkankonflikt. Es wäre nicht richtig, auf diese Schwerpunkte nicht aufmerksam zu machen.

China hat natürlich für Österreich auch eine Bedeutung, aber man muss ehrlich sein. Der Fokus der österreichischen Außenpolitik war von je her Europa. Die Gestaltung der Beziehungen zu den Nachbarstaaten nach dem Zerfall der Sowjetunion. Da haben wir, glaube ich, Wegmarken gesetzt. Und die österreichischen Unternehmen und Banken begleitet vor allem bei ihrer Expansion in osteuropäische Märkte.

Österreich hat vergleichsweise früh, bereits 1971, diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China aufgenommen. Warum?

Ich glaube, andere Länder sind da nur ein wenig später gefolgt. Aber als ein neutrales Land, das Österreich damals war und heute noch immer ist, muss man ein anderes Sensorium haben für politische Entwicklungen und Veränderungen in der Welt. 1971 war Österreich unter der Leitung eines der führenden Außenpolitiker Europas, Bruno Kreisky, und er hat das richtige Sensorium gehabt.

Bruno Kreisky war ein Zeitgenosse Willy Brandts, und beide haben sich bekanntermaßen um die Ostannäherung bemüht.

So ist es. Aber nicht nur das. Kreisky war auch ein international tätiger und denkender Politiker. Er hat ja auch viele Ideen zur Lösung des Nahostkonflikts gehabt.

Zurück nach China. Sie sind seit 2007 Botschafter Österreichs in Beijing. Sie haben seitdem zahlreiche historische Momente miterlebt. Dazu gehören die Olympischen Sommerspiele 2008, zuvor im Mai das schreckliche Erdbeben in Sichuan, und im vergangenen Jahr die Expo in Shanghai. Wie glauben Sie, ist die regierende Kommunistische Partei Chinas, die dieses Jahr ihr 90-jähriges Bestehen feiert, mit diesen Ereignissen, positiven und weniger positiven, umgegangen?

Sie haben natürlich Recht. Ich habe wirklich Glück gehabt, in dieser wahnsinnig spannenden Zeit hier tätig sein zu können. Olympiade und Expo in China, das hat man nur einmal im Leben. Als Sportsfreund und immer noch aktiver Sportler – obwohl man es mir vielleicht nicht ansieht – war natürlich 2008 für mich ein echter Höhepunkt.

Zum Erdbeben: Österreich hat sehr früh Hilfe angeboten, mit aller Erfahrung, die wir haben. Aber für China war es zunächst einmal nicht leicht, sofort seine eigenen Hilfsmaßnahmen ins Rollen zu bringen und zugleich die angebotene ausländische Hilfe zu koordinieren. China hat gezeigt, wozu es fähig ist. Das Erdbeben war bitter. Wir haben auch unsere Beobachtungen gemacht, und sind imstande, diese mit anderen zu teilen. Aber es steht mir als Botschafter nicht an hier zu beurteilen, wie gut oder nicht gut die Kommunistische Partei Chinas die führende Rolle gespielt hat. Das sollte jeder Chinese für sich selbst beurteilen.

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Quelle: german.china.org.cn

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