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09. 09. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Kulturaustausch

"Harmonie und kulturelle Vielfalt sind kein Widerspruch – sie ergänzen einander" Exklusiv

Schlagwörter: Richard Trappl Sinologie Konfuzius-Institut Chinesisch lernen

Sie haben mal in einer Rede geäußert, dass China und Österreich den gegenseitigen Austausch noch verstärken sollten, sogar in Bereichen wie Militär und Rechtssystem. In welcher Form sollte die Zusammenarbeit in Zukunft stattfinden und welche Rolle sollen dabei die Medien spielen?

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es nie genug Kulturaustausch geben kann. In 40 Jahren diplomatischer Beziehungen sind natürlich insbesondere die wirtschaftlichen Beziehungen besonders gewachsen. Aber auch der kulturelle Austausch Österreichs und Chinas wurde im Laufe der Jahre immer intensiver, wie z.B. im Bereich klassischer Musik. Zwar spielt Österreich in den chinesischen Medien eine immer wichtigere Rolle, möchte sich China gegenüber aber nicht nur als Kultur-, sondern auch als Technologieland darstellen. Die Präsenz in diesem Bereich sollte deshalb ausgebaut und die Wahrnehmung in den Medien geschärft werden. Im Bereich Militär scheint mir ein Expertiseaustausch bei internationalen Friedensmissionen sinnvoll, wobei es um den Erfahrungsaustausch bei friedenserhaltender und -sichernder Maßnahmen geht. Ich bin sicher, dass an diesem Bereich durchaus eine fruchtbare Kooperation zwischen zwei militärisch so unterschiedlichen Staaten möglich ist. Was den Rechtsbereich angeht, hat sich in China bereits sehr viel zum Positiven verändert. Trotzdem besteht noch viel Nachholbedarf wie z.B. bei der Judikatur auf mittlerer und unterer Ebene. Im Vergleich mit dem Westen existieren sehr große Unterschiede bezüglich der Wertvorstellungen gegenüber dem Staatsinteresse und Gemeinwohl einerseits und den Rechten des Individuums andererseits. Ich denke, gerade in diesen sehr sensiblen Bereichen, ist der Austausch zwischen China und dem Westen sinnvoll und eine besondere Herausforderung. Wir müssen uns noch vermehrt diesem nützlichen und konstruktiven Zukunftsdialog stellen.

Sie sprechen sich für den konfuzianischen Ansatz „Harmonie, aber nicht Gleichförmigkeit“ aus. Wie soll China Ihrer Meinung nach mit der Kritik des Westens umgehen?

Termini wie Harmonie oder Frieden haben ihren historischen und kulturellen Kontext und lassen sich nicht eindeutig definieren. Deshalb ist es wichtig, der Frage mehr Bedeutung beizumessen, was in einem einzelnen Kulturkreis unter Harmonie, kultureller Diversität oder politischen Begriffen wie Demokratie oder politische Partizipation verstanden wird. Dieses Verständnis entsteht prozesshaft und kann nicht eins zu eins in die jeweils andere Sprache bzw. Kultur übersetzt werden. Aus diesem Grund kommt es zu Missverständnissen, wenn in einem Kulturkreis wie China ein Harmoniebedürfnis besteht, artikuliert und eingefordert wird. Wenn aber positiv besetzte Begriffe wie Harmonie in einer westlichen Rezeption in einem bestimmten Kontext negativ interpretiert werden, nämlich aus der Ansicht heraus, das hier keine wirkliche Harmonie gemeint sei, sondern die Unterdrückung divergierender Meinungen, gibt dies ein Beispiel dafür, wie nötig der Ausdifferenzierungsprozess von Terminologien ist. Harmonie als Ideal ist sicher nicht in Frage zu stellen, jedoch bedeutet Harmonie in den jeweils unterschiedlichen kulturellen Kontexten etwas anderes. Insofern sind Harmonie und kulturelle Vielfalt kein Wiederspruch sondern ergänzen einander. Unser nächster Schritt auf globaler Ebene muss dorthin führen, dass wir als Menschen aufhören, eine Art Kolonialismus gegenüber zukünftiger Generationen zu betreiben. Vielmehr müssen wir unserem natürlichen Lebensraum mehr Respekt zollen. In dieser ethischen Herausforderung müssen China und der Westen noch mehr zusammenfinden.

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Quelle: german.china.org.cn

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