Home Aktuelles
Multimedia
Service
Themenarchiv
Community
Home>Interview des Monats Schriftgröße: klein mittel groß
13. 01. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Sprachschul-Gründer

"Es gibt einen gewaltigen Mangel an Deutschen, die Chinesisch sprechen" Exklusiv

Schlagwörter: Live The Language Chinesischlernen Sprachschule

Warum hat diese Entscheidung ihr Chinesisch verbessert? Nur, weil Sie nicht mehr so viel Englisch sprechen und hören mussten?

Das war nicht der einzige Grund. Als ich außerhalb des Campus eine Wohnung suchte, wollte ich unbedingt chinesische Mitbewohner haben – und zwar solche, die kein Englisch können. Deshalb habe ich schließlich mit zwei Chinesen zusammen eine WG gegründet. Das war richtig super. Die zwei konnten kein Englisch, also haben wir nur Chinesisch gesprochen. Wir haben uns angefreundet und viel zusammen unternommen. Was nicht unbedingt einfach war, weil Chinesen einen ganz anderen Lebensstil haben als wir. In Bars oder Diskos wollen die meisten überhaupt nicht gehen, keine Chance. Aber da muss man sich halt miteinander arrangieren, man muss aufeinander zugehen. Das Interesse, miteinander etwas zu unternehmen, war jedenfalls da, von beiden Seiten. Und es hat ja auch geklappt, und das war für mein Chinesisch, ich würde mal sagen, wichtiger als das Jahr an der Uni. Da bin ich rein sprachlich deutlich besser vorwärts gekommen. Und dabei wurde mir auch bewußt, wie wichtig es ist, voll in die Sprache einzutauchen.

Der zweite wichtige Schritt für mich war, dass ich dann hier in Beijing für eine österreichische Firma gearbeitet habe, allerdings in einem rein chinesischsprachigen Büro. Unsere Kunden waren Chinesen, meine Kollegen waren Chinesen – und Englisch wurde nicht gesprochen. Das heißt, ich musste Chinesisch sprechen, ob ich wollte oder nicht. Es führte einfach kein Weg daran vorbei. Das war am Anfang schon knüppelhart, und ich kam sprachlich häufig ins Schwimmen. Aber man kämpft sich da durch, und dann, wenn man nach ein paar Monaten das Fachvokabular der eigenen Arbeit kennt, wird es deutlich einfacher. Jede Industrie hat so ein paar spezielle Wörter, die ständig wieder vorkommen. Dann merkt man auf einmal: "Hoppla. Das versteh ich ja eigentlich alles..." – was einen dann auch unheimlich motiviert. Jedenfalls war es bei der Arbeit in dieser Firma, dass ich den Sprung von einem durchschnittlichen Chinesischniveau zur fließenden Beherrschung der Sprache geschafft habe.

Und weil Sie danach fließend Chinesisch konnten, haben Sie dann auch gleich eine Sprachschule eröffnet?

(Lacht) Nein, es hat noch ein bisschen gedauert, bis ich diese Idee hatte. Eigentlich kann ich mich sogar noch genau an den Tag erinnern, an dem mir die Idee für "Live the Language" das erste Mal durch den Kopf ging: Ich saß in einem Restaurant und machte mir gerade mal wieder Gedanken darüber, ob es in meinem Berufsleben außer Geld verdienen noch wichtigere Dinge gab, die ich erreichen wollte. (schmunzelt) Dabei beobachtete ich eine Gruppe von ausländischen Chinesischlernenden am Tisch gegenüber. Keiner in der Gruppe konnte richtig gut Chinesisch, aber offensichtlich hatten die alle richtig viel Spaß bei dem Versuch, ihre Bestellungen auf Chinesisch hinzukriegen. Als ich diese Gruppe beobachtete, wurden mir selbst plötzlich zwei Dinge bewusst: erstens, dass mir das Chinesischlernen selbst riesigen Spaß macht und zweitens, dass man voll in eine chinesischsprachige Umwelt eintauchen muss, um richtig gut Chinesisch lernen zu können. So kam ich auf die Idee für "Live the Language". Auf den Erfahrungen, die ich selbst beim Chinesischlernen hatte, ist die Schule aufgebaut.

Was sind die häufigsten Fehler von Chinesischlernenden?

Ein häufig gemachter Fehler ist zum Beispiel, zu sagen: "Ach, ich bin noch nicht so gut, ich muss zuerst besser Chinesisch lernen und dann fange ich an zu sprechen..." – das ist falsch! Man muss vom ersten Tag an mit dem Sprechen anfangen. Selbst, wenn man nur ein paar Wörter kann – dann sagt man eben nur diese Wörter. Mit der Zeit kommen dann schon neue Wörter hinzu, das geht ganz automatisch. Das ergibt sich aus der Kommunikation, aus der Interaktion mit meinem Gesprächspartner heraus. Ausschließlich zu Hause Vokabeln und Grammatik pauken bringt nichts, da lernt man nur im Schneckentempo.

   zurück   1   2   3   4   5   vorwärts  


Quelle: german.china.org.cn

Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur

Kommentar schreiben
Kommentar
Ihr Name
Kommentare
Keine Kommentare.
mehr