Flüsse
Die gewaltigen Berge des Qinghai-Tibet-Plateaus haben viele Gletscher hervorgebracht, deren geschmolzenes Eis vielen bekannten Flüssen als Quelle dient. Tibet ist eine der flussreichsten Regionen Chinas. Die Region verfügt über mehr als 20 Flüsse, von denen jeder ein Einzugsgebiet von mehr als 10 000 Quadratkilometern hat, und mehr als 100 Flüsse, von denen jeder ein Einzugsgebiet von mehr als 2000 Quadratkilometern hat. Hier gibt es nicht nur den Yarlung Zangbo und seine fünf Nebenflüsse — Lhasa, Nyang Qu, Nyang, Parlung Zangbo und Dogxong Zangbo, sondern auch die wichtigen Nebenflüsse des Jangtse und des Lancangjiang (Mekong), die Quelle des Nujiang (Salween), den Sengge Zangbo (Indus) und den Langqen Zangbo (Sutlei).
Einige der Flüsse münden ins Meer, andere sind reine Inlandsflüsse. Die jährlich von den Flüssen transportierte Wassermenge beträgt im Durchschnitt 448,2 Milliarden Kubikmeter. Die meisten der Flüsse, die in den Pazifischen oder den Indischen Ozean münden, liegen im Grenzbereich in Ost-, Süd- und Westtibet. Die Inlandsflüsse entspringen vor allem auf dem Nordtibetischen Plateau. Das Schneewasser der Berge des Nordtibetischen Plateaus dient ihnen als Quelle. Die meisten von ihnen sind vergleichsweise kurz und existieren nur saisonal. An ihrem Unterlauf bilden sie entweder einen See oder versickern irgendwo in der Wildnis.
Der Yarlung Zangbo ist der längste der Flüsse des Autonomen Gebiets Tibet. Der Yarlung Zangbo entsteht aus dem Gyima Yangzong-Gletscher, 5500 Meter über dem Meeresspiegel im Landkreis Zhumba am nördlichen Fuß des Himalaya. Er fließt durch Xigaze, Lhasa, Shannan und Nyingchi, vier Städte auf Bezirksebene, und 23 Landkreise, dann fließt er via Medog in Indien und Bangladesch, wo er als der Brahmaputra-Fluss bezeichnet wird, und mündet in den Indischen Ozean. Er verläuft 2057 Kilometer in China und ist damit der fünftlängste Fluss des Landes. Das Einzugsgebiet des Yarlung Zangbo beträgt 240 000 Quadratkilometer und ist das sechstgrößte Einzugsgebiet Chinas. Etwa 1 Million Menschen, rund 37 Prozent der Bevölkerung Tibets, leben im Einzugsgebiet des Yarlung Zangbo. Das landwirtschaftlich genutzte Land entlang des Flusses macht mit mehr als 150 000 Hektar 41,67 Prozent der Gesamtfläche des landwirtschaftlich genutzten Landes Tibets aus. In der Umgebung des Flusses liegen auch einige bedeutende tibetische Städte, wie zum Beispiel Lhasa, Xigaze, Gyangze, Zetang und Bayi.
Die Große Schlucht des Yarlung Zangbo. Der Yarlung Zangbo fließt von West nach Ost, bevor er im Grenzbereich der Landkreise Mainling und Medog den 7782 Meter hohen Berg Namjagbarwa umfließt und dabei die größte U-förmige Schlucht der Welt bildet. Der Namjagbarwa ist der höchste Gipfel im Osten des Himalaya. 1994 haben einige chinesische Wissenschaftler eine Expedition durch die Schlucht gemacht. Nach den vom Staatlichen Büro für Topographie und Kartographie infolge der Expedition veröffentlichten Angaben beginnt die Schlucht bei dem Dorf Datogka im Landkreis Mainling im Norden und endet beim Dorf Parcoka im Landkreis Medog im Süden. Die Schlucht erstreckt sich somit über 504,6 Kilometer und ist durchschnittlich 2268 Meter tief. Der tiefste Punkt der Schlucht ist 6009 Meter tief. Zum Vergleich: der Colorado Canyon in den Vereinigten Staaten ist 440 Kilometer lang und die Colca-Schlucht in Peru ist 3203 Meter tief. Im September 1998 genehmigte der Staatsrat offiziell den Namen "Yarlung Zangbo Daxiagu" (Große Schlucht des Yarlung Zangbo) als Bezeichnung für die Schlucht.
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