Ein paar Bemerkungen zum neunten China-Besuch von Merkel

13.06.2016

Viertens ist es ganz natürlich, dass beide Länder aufgrund ihrer unterschiedlichen Gesellschaftssysteme, ihrer unterschiedlichen historischen und kulturellen Traditionen, ungleicher Entwicklungsstände und Interessenlage unterschiedliche Meinungen vertreten können. Daher besteht China in seinen bilateralen Beziehungen nachdrücklich auf Prinzipien des gegenseitigen Respekts, der Suche nach Gemeinsamkeiten unter Zurückstellung von Differenzen. Man hat jedoch den Eindruck, dass manche deutsche Politiker diese Prinzipien nicht so sehr akzeptieren. Manche vermitteln den Eindruck, als Lehrermeister aufzutreten, ein besserwisserisches Verhalten an den Tag zu legen und versuchen, andere zu verändern. Dies beeinträchtigt nicht nur das politische Vertrauen zwischen beiden Seiten, sondern wirkt sich auch negativ auf das deutsche Image aus und schadet letztendlich der Zusammenarbeit zu beiderseitigen Vorteilen und Gewinnen.

 

Fünftens hält China stets an seiner unabhängigen und souveränen Außenpolitik des Friedens fest, es befolgt das Prinzip, Partnerschaften zu schließen bei gleichzeitiger Blockfreiheit. China entscheidet nach objektiver Beurteilung der Sachlage seine Haltung und Politik, wohingegen Deutschland erklärtermaßen in der von den USA dominierten NATO verwurzelt ist. Man kann nicht umhin zu fragen, bis zu welchem Grad Deutschland in seiner Haltung zu China nicht von seiner Bündnispolitik beeinflusst wird. Die jüngsten Äußerungen Deutschlands zu Fragen des Südchinesischen Meeres zeigen immer deutlicher eine Tendenz, im Gefolge der USA in territorialen Fragen Partei zu ergreifen, was sehr befremdend wirkt.

 

Aus den obengenannten Gründen besteht die Hoffnung, dass Merkels neunte Chinareise zur Beseitigung von Hindernissen, die das beiderseitige politische Vertrauen und eine noch engere und pragmatische Zusammenarbeit beeinträchtigen könnten, beiträgt und weitere Glanzpunkte der beiderseitig nutzen- und gewinnbringenden Beziehungen herbeiführen möge, zum Wohl unserer beider Völker und der freundschaftlichen kooperativen Beziehungen zwischen China und Europa sowie im Interesse des Aufbaus einer Welt des dauerhaften Friedens und der gemeinsamen Prosperität.

 

(Der Autor ist ehemaliger chinesischer Botschafter in Deutschland und Gastforscher am Chinesischen Institut für Internationale Studien.)

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Quelle: Beijing Rundschau

Schlagworte: China-Besuch , Merkel