Eine japanische Kreativköchin und ihre "Ernährungskultur"
Rie Sawada ist Gründerin des Sawada Workshop. Seit fast 20 Jahren lebt sie in China, spricht fließend Chinesisch, kennt sich bestens mit der chinesischen Kultur aus und ist zu einer bekannten Beijinger Kreativköchin geworden.
"Ernährungskultur" für den Alltag: Harmonie von Gesundheit und Schönheit als Lebensphilosophie
Vor 20 Jahren kam Sawada, die großes Interesse an der Kultur hat, nach China um Chinesisch zu lernen. Damals wusste sie noch nicht, dass sie mit der Zeit eine Leidenschaft für das chinesische Essen entwickeln würde. Die chinesische Küche kennt viele Strömungen und vielfältige Zutaten, sodass es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Wegen eben dieser Leidenschaft blieb sie gleich 20 Jahre in China. In diesen 20 Jahren gewann sie viele Freunde hinzu, darunter auch viele junge Mütter. Sie erfuhr, dass viele Mütter sich Sorgen machen, weil ihre Kinder nicht gerne essen. Also versuchte Sawada mit großem Erfolg verschiedene niedliche Lunchboxen zu kreieren. Dadurch inspiriert keimte in ihr die Idee, durch Kochkunst die chinesische und japanische Kultur weiterzutragen. Ihre Hoffnung war, durch "schönes" Essen den Appetit der Kinder ihrer Freundinnen zu wecken, daraus ergibt sich ihre "Ernährungskultur". Gleichzeitig begeistert sie auch immer mehr Freunde aus China und dem Ausland für den künstlerischen Aspekt schöner Speisen, bringt sie durch die Kochkunst zusammen und fördert so den kulturellen Austausch. Daraus entstand auch der Gedanke, einen Workshop zu eröffnen.
Die Kreation von Lunchboxen zur Entspannung und Freude
Wer besonders erlesene Lunchboxen erstellen möchte, muss sich um die Ästhetik bemühen und Wert auf die Kombination der einzelnen Elemente legen. Sawada benutzt im Unterricht nur selten professionelle Ausrüstung. Sie lässt die Workshop-Teilnehmer weitestgehend Gerätschaften und Zutaten verwenden, die sie sowieso zu Hause haben und sorgt immer dafür, dass die Kreation von Lunchboxen eine entspannende und freudige Angelegenheit ist. Bei der Herstellung von Wagashi lässt sie beispielsweise die Kinder mit Zahnstochern Blumen in die Süßigkeiten ritzen, anstatt auf professionelle Formen zurückzugreifen. Bei Onigiri in Tierform werden die Ohren und Nasen der Tiere mit der Schere herausgearbeitet. Das alles spiegelt Sawadas Kochphilosophie wider: mit einfachen Mitteln Schönheit kreieren.
Anfangs gehen viele Mütter, die in Sawadas Workshop kommen, im Befehlston mit den Kindern um: "Du musst das so machen", "Du machst das falsch", "Mach es wie die Lehrerin", oder wollen sogar eingreifen und die Sache selbst übernehmen. Sie als Lehrerin handelt selbst nicht so. Sie ist der Ansicht es sei am wichtigsten, dass die Kinder mit Freude lernen. So ermutigt sie die Kinder selbst kreativ zu werden und lässt ihnen viel Freiraum für die Entwicklung.
Tatsächlich verfügen alle Kinder über große Kreativität, während Erwachsene leicht in festgefahrenen Denkweisen verharren. Vielen vier- oder fünfjährigen Kindern gelingt es im Workshop ihre Eltern mit der Kreation innovativer Speisen zu überraschen. Inzwischen fangen auch viele Mütter an loszulassen und die Kinder selbst machen zu lassen. Auch das ist wohl Teil der Kraft von Sawadas "Ernährungskultur".