Interview mit Österreichs Botschafter
„Wir müssen mit China enger kooperieren“ Video
Die Weltordnung befindet sich im Umbruch. In dieser Situation hat Chinas Staatspräsident Xi Jinping sein Konzept der „Schicksalsgemeinschaft der Menschheit“ vorgelegt. So sollen globale Probleme wie Sicherheit, Entwicklung, Umweltschutz und Gerechtigkeit gelöst werden. Was meinen Sie, welche Bedeutung soll dieses Konzept auf der Welt haben?
Dieses Konzept wird von allen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Ich glaube, Präsident Xi Jinping wollte damit sagen: „Wir sitzen alle im gleichen Boot.“ Wenn irgendwo auf der Welt Instabilität herrscht, so werden andere Staaten davon beeinflusst. Wir in Europa haben das im Nahen und Mittleren Ostengesehenmit dem Bürgerkrieg in Syrien und im Irak; dass wir plötzlich von einer großen Fluchtwelle heimgesucht werden, oder auch in Nordafrika. Das zeigt, wenn in einem Teil der Welt Unruhe herrscht, dass auch andere Länder, auf anderen Kontinenten, unmittelbar davon beeinflusst werden.
Und das Gleiche gilt natürlich auch, was die Entwicklung betrifft. Wenn die Entwicklung in einigen Teilen der Welt nicht gut vonstattengeht, einige Regionen stark zurückbleiben, so hat das auch Rückwirkungen auf Andere. Besonders bei der Umwelt merken wir das, dass wir alle im selben Boot sitzen, wenn zuviel CO2 in die Luft geht, oder zuviel Plastik im Meer versinkt, dass wir letztlich alle darunter leiden, und dass wir alle bemüht sein müssen, die Umwelt zu verbessern, weil unsere Kinder und unsere Enkelkinder von einer schlechten Umwelt direkt betroffen sein werden.
Im vergangenen Dezember haben ÖVP und FPÖ eine Beteiligung Österreichs an der von China vorgeschlagenen Seidenstraßeninitiative im Regierungsprogramm verankert. Welche Bedeutung und Kooperationsmöglichkeiten misst Österreich dem Projekt bei?
Es war für mich interessant, dass die neue Bundesregierung dem Land China ein besonderes Augenmerk widmet, und auch die Seidenstraßeninitiative erwähnt. China ist einer der großen Player der Welt, es ist mittlerweile die zweitgrößte Volkswirtschaft und wird auch politisch mit den USA sehr bald gleichziehen. Wir müssen uns darauf einstellen.Wir müssen schauen, dass wir mit China noch enger kooperieren, als bisher. Die Seidenstraßeninitiative ist eine sehr geniale Initiative von Präsident Xi Jinping. Sie bietet sehr viele neue Möglichkeiten, nicht nur für die chinesische Wirtschaft, sondern auch für die europäische Wirtschaft.Ich glaube, es ist sehr gut, wenn China, Asien, Zentralasien und Europa enger verbunden werden, über ein besseres Straßennetz, ein besseres Schienennetz, bessere Kommunikationsverbindungen, mehr Ölpipelines, Gaspipelines, mehr Häfen. Ich glaube, wir können alle davon profitieren. Unsere Firmen sind sehr interessiert, dass sie vielleicht auch zum Zug kommen, über verschiedene Wirtschaftsprojekte, etwa in Zentralasien, aber auch auf dem Balkan, in Zentral- und Osteuropa, wo Österreich seit Jahrhunderten gute Kontakte hat und gut etabliert ist.
Chinas Botschafter in Österreich, Li Xiaosi, hat vor kurzem erneut den Beitritt Österreichs zur 16+1-Kooperation der chinesischen Osteuropa-Initiative gefordert. Wie steht Österreich dazu?
Ich habe auch die Aussage von Herrn Botschafter Li gelesen. Diese Aussage ist in Österreich mit Interesse zur Kenntnis genommen worden. Wir sind jetzt schon Beobachter bei 16+1, es ist eine politische Entscheidung, ob wir beim Beobachterstatus bleiben, oder mehr daraus machen wollen. Man wird das sehr genau beobachten. Wir haben mit allen 16+1-Staaten sehr gute Beziehungen, vor allem zu unseren Nachbarländern im Osten und im Süden Europas, wir haben seit Langem gute Verbindungen im Wirtschafts- und Bankenverkehr. Die Wirtschaft ist an noch engerer Kooperation interessiert, vor allem auch unter dem Chapeau der Seidenstraßeninitiative, wo auch die 16+1-Initiative immer mehr gesehen wird. Das Überdach ist die Seidenstraßeninitiative und eines dieser Untergruppierungen ist dann die 16+1-Initiative.