Ex-Verteidigungsminister über China-EU-Verhältnis
Rudolf Scharping: Abschottung nutzt am Ende niemandem Exklusiv
von Wang Ran, Beijing
Chinas Außenminister Qin Gang hat neulich bei der NVK-Tagung das Bekenntnis des Landes zur Öffnung bekräftigt und sich gegen „Abkopplung“ ausgesprochen. Diese Haltung begrüßt Rudolf Scharping, denn: „Abschottung nutzt am Ende niemandem.“
Archivbild von Rudolf Scharping
„Eine neue Konfrontation hilft nicht, die globalen Fragen zu beantworten. Auch Abschottung nutzt am Ende niemandem“, betonte Rudolf Scharping, ehemaliger Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland, der sich kürzlich in seiner Funktion als Präsident der Beratungsfirma RSBK (Rudolf Scharping Strategie Beratung Kommunikation) dienstlich in China aufhielt, im Gespräch mit China.org.cn.
Derzeit findet in China die diesjährige Tagung des Nationalen Volkskongresses (NVK) statt. Am Rande dieses politischen Ereignisses erklärte der neu ernannte Außenminister Qin Gang auf einer Pressekonferenz, dass China mit dem Ziel der Öffnung und Entwicklung eine qualitativ hochwertige Entwicklung im Inneren und ein hohes Maß an Offenheit gegenüber der Außenwelt anstrebe. Das Land wende sich entschieden gegen jegliche Formen der „Abkopplung“ und unilaterale Sanktionen. Um eine offene und integrative Weltwirtschaft zu fördern, werde China stattdessen mit seinen eigenen Entwicklungsergebnissen der Welt neue Impulse verleihen.
Diese Stellungnahme begrüßt der 75-jährige SPD-Politiker. „China hat mit der Politik der Reform und Öffnung eine einzigartige Leistung erbracht und die Menschen haben hart dafür gearbeitet“. Er drückte unter anderem seine Hoffnung aus, dass China seine Öffnung noch weiter vorantreibt. Dies könne die Zusammenarbeit zwischen China und Europa verbessern.
Scharping würdigte in dem Interview auch den Wunsch Chinas, bei der Modernisierung einen eigenen Weg zu gehen. „Alle Länder und Wirtschaftsräume sollten ihre jeweiligen Ziele verfolgen, ohne sich von anderen abzuwenden oder abzugrenzen. Entscheidend ist, dass die globalen Herausforderungen gemeinsam gemeistert werden.“
Sowohl im Bericht des 20. Parteitages der Kommunistischen Partei Chinas als auch auf der aktuellen NVK-Tagung ist die „Chinesische Modernisierung“ ein Schlagwort. Dieser Entwicklungsweg chinesischer Prägung soll sich dadurch auszeichnen, dass er vielschichtig sei und eine neue Vision biete, die sich vom westlichen Modernisierungsmodell unterscheide und sogar eine neue Möglichkeit der menschlichen Zivilisation darstelle.
Für Scharping ist vor allem Chinas Ziel einer nachhaltigen Entwicklung lobenswert. China hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 den Höhepunkt seiner Kohlendioxid-Emissionen zu erreichen und ab 2060 kohlenstoffneutral zu sein. Dies sei „ein entscheidender Beitrag im Kampf gegen den globalen Klimawandel“, hob der ehemalige Bundesverteidigungsminister gegenüber China.org.cn hervor.