„Um wissenschaftliche Grundlagenforschung zu betreiben, müssen die Forscher zunächst die Einsamkeit ertragen“, sagte Lin Huan, ein assoziierter Forscher am staatlichen Labor für die Nutzung von Meeresressourcen im südchinesischen Meer an der Universität Hainan. Er ist ebenfalls ein Abgeordneter des chinesischen Nationalen Volkskongresses (NVK). In einem im Vorfeld durchgeführten Interview der einmal jährlich stattfindenden „zwei Tagungen“ sagte er, dass Grundlagenforschung ein „einsamer Lauf“ sei und dass vor allem junge Forscher in der Lage sein sollten, die Einsamkeit ertragen zu können.

Seit 2019 betreibt Lin Grundlagenforschung an der Universität Hainan und arbeitet derzeit an den Themen Veränderung von Nukleinsäuren und Modifikationen der Stoffwechsel von Cyanobakterien.

Laut Lin geht es in der Grundlagenforschung darum, die Natur der objektiven Dinge sowie die Gesetze ihrer Bewegung zu ergründen. Daher scheine sie auf den ersten Blick nicht so „nützlich“ zu sein wie die angewandte Wissenschaft. Außerdem sei es schwierig, sie schnell auf reale Bedürfnisse zu übertragen oder direkte wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Dennoch sei die Grundlagenforschung sozusagen der Ausgangspunkt für jede Innovation. „In der Anfangsphase der Forschung, also fünf bis zehn Jahre nach der Promotion der Forscher, stehen sie in der Regel vor vielen Herausforderungen, beispielsweise müssen sie eine geeignete Forschungsrichtung finden und gewisse Ergebnisse vorweisen. Dieser Zeitraum, der sich normalerweise über ihre 30er- und 40er-Jahre erstreckt, ist sowohl eine goldene Zeit für die Forschung als auch ein Prozess der Ausscheidung und Auswahl: Einige Forscher können die richtige Richtung finden und gewisse Ergebnisse erzielen. Andere müssen ihre Forschungsrichtung ändern. Und wieder andere haben an dieser Stelle sogar ihre Forschungskarriere beendet“, sagte Lin.

Er ist der Meinung, dass wissenschaftliche Forschung in erster Linie auf die Neugier der Menschen zurückzuführen sei. „Wissenschaftler müssen neugierig auf die Welt bleiben und herausfinden, was sie interessiert und auf ihrem Pfad weitergehen, egal wie kurvenreich er ist.“ Sein eigenes Forschungsziel sei es, neue Wege zur Veränderung von Nukleinsäuren zu finden sowie deren physiologische Bedeutung zu verstehen.

„Das Wichtigste für die Grundlagenforschung ist ein stabiles Umfeld und finanzielle Unterstützung“, so Lin weiter. In diesem Zusammenhang schlägt er vor, dass die zuständigen Behörden die finanzielle Unterstützung für die Grundlagenforschung erhöhen sowie Unternehmen und andere gesellschaftliche Kräfte zu mehr Investitionen anregen sollten. Es gebe immer noch viel Spielraum für Fortschritte, sei es in Bezug auf die Finanzierung, die Bewertung der Ergebnisse oder auf die Anreizmechanismen für Talente.

Lin unterstrich überdies die Wichtigkeit der wissenschaftlichen Popularisierung in der Öffentlichkeit. „Nur, wenn die wissenschaftliche Kompetenz und das Interesse der Öffentlichkeit erhöht werden, wird die Gesellschaft der Grundlagenforschung insgesamt mehr Aufmerksamkeit schenken. Dadurch wird die wissenschaftliche Entwicklung einen idealen Nährboden erhalten“, erklärte er.