„Neue Realitäten“ in China

Bevölkerungsrückgang muss nicht zwingend negativ sein

26.05.2023

Dass Chinas Bevölkerung zukünftig wahrscheinlich leicht schrumpfen wird, ist schon länger bekannt. Nun argumentieren einige Experten, dass dies kein Nachteil für die sog. „Bevölkerungsdividende“ sein müsse. Im Gegenteil, wenn man sich auf die Qualität der Bevölkerung fokussiere und die Produktivität erhöhe, könne sich die Situation sogar als vorteilhaft erweisen.

Einige Krankenhäuser an der Basis („grassroot“) in China haben Berichten zufolge in diesem Jahr einen Rückgang der registrierten schwangeren Frauen zu verzeichnen, wie lokale Medien berichteten. Chinesische Demographen sagen voraus, dass das Land in diesem Jahr 8,5 bis 9 Millionen Neugeborene verzeichnen werde. Gleichzeitig fordern sie größere Anstrengungen, um neue Vorteile zu nutzen und die Qualität der Bevölkerung weiter zu verbessern.

Wie das Staatliche Amt für Statistik (NBS) im Februar mitteilte, ging Chinas Bevölkerung im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 850.000 zurück. Die Zahl der Geburten lag im vergangenen Jahr bei 9,56 Millionen, was 6,77 Geburten pro 1.000 Einwohner entspreche, so die Daten des Amtes.

„Obwohl die Zahl der Geburten im Jahr 2023 gegenüber 2022 weiter sinken dürfte, wird sie zwischen 8,5 und 9 Millionen liegen“, so He Yafu, ein unabhängiger Demograf.

In den letzten Tagen veröffentlichten die People's Daily und die Nachrichtenagentur Xinhua Artikel, in denen sie die Gesellschaft dazu aufforderten, die „neuen Realitäten“ der Bevölkerungsentwicklung in China anzuerkennen.

In einem von Xinhua am Montag veröffentlichten Artikel rief der Autor zu einer umfassenden und angemessenen Betrachtung der chinesischen Bevölkerung auf.

Der Artikel forderte die Menschen auf, sowohl die Quantität als auch die Qualität der Bevölkerung zu berücksichtigen und nicht einfach nur Zu- oder Abnahmen als Vor- oder Nachteile zu betrachten.

Cai Fang, ehemaliger stellvertretender Direktor der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS), sagte kürzlich auf einem Seminar, dass es keinen Grund gebe, wegen der sinkenden Geburtenrate pessimistisch zu sein. Es sei an der Zeit, dass China die Voraussetzungen schaffe, um die Qualität der Bevölkerung weiter zu verbessern, um den Rückgang auszugleichen, und den Faktoreinsatz durch Produktivität zu ersetzen, argumentierte der Experte. Der Bevölkerungsrückgang werde zusammen mit COVID-19 zweifellos Auswirkungen auf den Konsum haben. Er schlug deshalb vor, die Arbeit fair und effektiv zu verteilen, das Einkommen der Geringverdiener zu erhöhen und den gleichberechtigten Zugang zu grundlegenden öffentlichen Gütern zu verbessern.

Wang Pingping, ein hochrangiger Beamter der Statistikbehörde, hatte im Januar klargestellt, dass trotz des Bevölkerungsrückgangs im letzten Jahr Chinas sog. „Bevölkerungsdividende“(die Vorteile, die sich aus einer großen Bevölkerung ergeben) und sein enormer Marktvorteil weiterhin bestehen würden.

Mit 900 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter verfüge das Land immer noch über ein riesiges Arbeitskräftepotenzial. Der Beamte vertrat sogar die Meinung, dass sich die Bevölkerungsdividende gerade erst bemerkbarmache, da sich das Bildungsniveau der Chinesen stetig verbessere.

Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Bildungsdauer der 16- bis 59-Jährigen bei 10,93 Jahren, was einen Anstieg von 0,11 Jahren gegenüber 2021 bedeutet.


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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: China,Bevölkerung,Bevölkerungsdividende