Time: Amerika sieht Armut völlig falsch

05.06.2023


In Amerika werde Armut seit Jahrzehnten missverstanden, weil man davon ausgehe, dass die von Armut Betroffenen weit außerhalb der Mehrheit der Amerikaner lebten, berichtete die US-amerikanische Zeitschrift Time am 1. Juni.

Im Mittelpunkt dieses Missverständnisses stehe die Überzeugung, dass die Armen nicht hart genug gearbeitet hätten, um sich selbst hochzuziehen – oder dass sie im Laufe ihres Lebens schlechte Entscheidungen getroffen hätten, die zu Armut geführt hätten.

Statistiken zufolge verbringen 75 Prozent aller Amerikaner im Alter zwischen 20 und 75 mindestens ein Jahr in Armut oder nahe der Armutsgrenze. Laut dem U.S. Census Bureau würden, entgegen der allgemeinen Annahme, dass vor allem Afroamerikaner von Armut betroffen sind, zwei Drittel der Armen als Weiße eingestuft.

In dem Bericht habe sich herausgestellt, dass die Reichweite der Armut unglaublich groß sei. Die meisten Amerikaner seien demnach irgendwann in ihrem Leben mit Armut konfrontiert. Der Grund dafür sei, dass im Laufe des Lebens viele unvorhergesehene Ereignisse eintreten können und auch tatsächlich eintreten: der Verlust des Arbeitsplatzes, die Trennung von Familien, eine Krankheit oder sogar eine Pandemie. Wenn solche Ereignisse eintreten, gebe es in diesem Land nur ein sehr dünnes soziales Sicherheitsnetz, um die Menschen vor dem Absturz in die Armut zu schützen. Die USA wendeten weitaus weniger Ressourcen für die Armutsbekämpfung auf als die meisten anderen Industrieländer.

Das Ergebnis sei, dass die USA in der Gruppe der wohlhabenden Nationen die höchsten Armuts- und Ungleichheitsraten hätten. In Amerika könnte man die von Armut betroffenen Menschen in nahezu jeder Straße finden, innerhalb jeder Bevölkerungsgruppe sowie in jeder Hautfarbe und im gesamten politischen und ideologischen Spektrum.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Time,Armut,Statistik