Erneuter Vorfall vor Intersolar Europe-Messe in München
Leitender Angestellter eines chinesischen PV-Unternehmens „gewaltsam abgeführt“
Wie bereits 2019 wurde am Montag im Vorfeld der Intersolar Europe-Messe ein leitender Angestellter eines chinesischen Photovoltaik-Unternehmens nach Ankunft in Deutschland von der Polizei abgeführt. Genauere Details zu dem Vorfall sind bislang nicht bekannt.
Ein leitender Angestellter eines chinesischen Photovoltaik-Unternehmens (PV) sei am Montag in Deutschland von den Behörden „gewaltsam abgeführt“ worden, wie die Global Times unter Berufung auf mehrere Brancheninsider bestätigte.
Der Vorfall ereignete sich, nachdem die Führungskräfte eines chinesischen Unternehmens nach Deutschland geflogen waren, um an der Fachmesse „Intersolar Europe“ teilzunehmen, der weltgrößten Messe für Solartechnik. Diese findet von Mittwoch bis Freitag in München statt, heißt es in einem Bericht der Shanghai Securities News (SSN).
Ein Brancheninsider, der um Anonymität bat, bestätigte die Angelegenheit gegenüber der Global Times, sagte aber, dass ihm die konkrete Liste der Personen nicht bekannt sei. Er äußerte die Vermutung, dass der Vorfall möglicherweise mit den Handelsstreitigkeiten zwischen China und Europa in der Solarindustrie zusammenhängen könnte.
Ein weiterer Brancheninsider sagte der Global Times am Montag, dass der Vorfall mit chinesischen Solarausstellern vor Ort bestätigt worden sei, auch er konnte jedoch keine Details nennen.
Der SSN-Bericht zitierte einen anonymen leitenden Angestellten eines börsennotierten Photovoltaik-Unternehmens mit den Worten, dass die zuständigen deutschen Behörden „über eine detaillierte, lange Liste von [chinesischen Personen] verfügen könnten, die an der Grenze kontrolliert werden, und dass sie wissen, wo sie im Flugzeug sitzen und wo sie sich aufhalten, wenn sie in Deutschland angekommen sind.“
Ein anderer Brancheninsider, der nur unter der Bedingung der Anonymität sprach, erklärte am Montag gegenüber der Global Times: „Es ist noch zu früh, um voreilige Schlüsse zu ziehen, und wir müssen beobachten, wie sich die Dinge in den nächsten Tagen entwickeln.“ Gleichzeitig warnte er jedoch vor einem möglichen harten Durchgreifen, da Chinas PV-Sektor mittlerweile „einen überwältigenden Vorsprung in der globalen Lieferkette“ habe.
Bei einigen Brancheninsidern wurden Erinnerungen an 2019 wach, als eine Reihe von Führungskräften chinesischer PV-Unternehmen Berichten zufolge ebenfalls während der Intersolar Europe-Messe von deutschen Behörden abgeführt wurde. Damals löste der Vorfall Schockwellen in der ganzen Branche aus.
Thomas Liu, ein erfahrener Branchenexperte, sagte der Global Times am Montag, soweit er von mit der Angelegenheit vertrauten Personen in München erfahren habe, könnte der Vorfall eine Folge der Antidumping- und Antisubventionsuntersuchung im Jahr 2019 sein. Er betonte dabei auch, dass es sich um „einen Einzelfall" handele.
Dem SSN-Bericht zufolge wurden vor 2013, als die Zölle erhoben wurden, etwa 80 Prozent der in China hergestellten PV-Produkte nach Europa exportiert. Seitdem sei der Anteil jedoch auf weniger als zehn Prozent gesunken.
In den letzten Jahren haben dafür die Exporte von Elektroautos (NEV) sowie von PV- und Lithiumbatterie-Produkten – auch bekannt als Chinas „neue drei Produkte" - an Bedeutung gewonnen. Liu sagte, dass in China hergestellte PV-Produkte heutzutage mehr als 70 Prozent des Weltmarktanteils und fast 100 Prozent des europäischen Marktes ausmachen.