Währungspolitik
Chinas Behörden können Maßnahmen zur Sicherung des Yuan ergreifen
Da die US-Notenbank scheinbar weiter auf Zinserhöhungen setzt, steht die chinesische Währung unter Druck. Im Notfall würden die zuständigen Behörden jedoch entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Währung zu stützen.
Die chinesischen Behörden beobachten die Entwicklung des Renminbi (RMB)-Wechselkurses genau und sind im Notfall dazu entschlossen, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die Währung zu verteidigen, falls sie angesichts des scheinbar immer noch unvollendeten US-Zinserhöhungszyklus zu schnell abwerten sollte.
Angesichts der Divergenz zwischen China und den USA in der Geldpolitik und der nachlassenden Dynamik der wirtschaftlichen Erholung in China hat der Renminbi seit Mitte April gegenüber dem US-Dollar um mehr als 5 Prozent an Wert verloren. Nachdem die chinesische Währung am vergangenen Freitag (30. Juni) sogar ein Achtmonatstief von 7,2730 erreicht hatte, stand sie am Donnerstag um 16:30 Uhr wieder bei 7,2465 pro Dollar.
Chinas Währung könnte kurzfristig weiter unter Druck durch den US-Dollar geraten, so Experten, da die chinesische Zentralbank (People's Bank of China, PBOC) ihre akkommodierende Geldpolitik beibehalten werde, während die US-Notenbank (Fed) die Zinssätze wahrscheinlich wieder anheben werde. Diese Divergenz könnte das Zinsgefälle zwischen den USA und China noch weiter vergrößern und den Druck auf China durch Kapitalabflüsse verstärken.
Aus dem Protokoll der Juni-Sitzung des „Federal Open Market Committee“ (FMOC: das Gremium, das die Geld- und Zinspolitik festlegt) der Fed, das am Mittwoch veröffentlicht wurde, geht hervor, dass „fast alle“ Sitzungsteilnehmer weitere Zinserhöhungen für angemessen halten würden, obwohl die Fed im Juni auf eine Zinserhöhung verzichtet hatte, um „zusätzliche Informationen zu bewerten“.
Nach der Veröffentlichung wetteten Händler laut dem „CME FedWatch Tool“ mit einer Wahrscheinlichkeit von 88,7 Prozent darauf, dass die Fed den Zielbereich für den Leitzins noch in diesem Monat um 25 Basispunkte auf 5,25-5,5 Prozent anheben wird.
David Chao, Invescos globaler Marktstratege für den asiatisch-pazifischen Raum (ohne Japan), sagte mit Hinweis auf die Tatsache, dass der zentrale Paritätskurs (CPR) in letzter Zeit höher als erwartet gewesen sei, es gebe klare Anzeichen dafür, dass die chinesischen Entscheidungsträger den Wechselkurs des Renminbi „genau im Auge behalten“ würden. Der zentrale Paritätskurs des Renminbi – ein fester Mittelwert, um den eine tägliche Schwankungsbreite von 2 Prozent zulässig ist – wurde am Donnerstag auf 7,2098 pro US-Dollar festgesetzt und lag damit über dem Schlusskurs vom Mittwoch, der um 16:30 Uhr bei 7,2444 lag.
Chinas Zentralbank versprach am Freitag, dass sie „das Risiko eines drastischen Auf und Ab der Wechselkurse entschlossen abwehren“ werde. Am Sonntag folgten Nachrichtenberichte, wonach große Geschäftsbanken die Zinssätze für auf US-Dollar lautende Einlagen gesenkt hätten. Dies ist ein Schritt, der Experten zufolge dazu beitragen werde, den Abwertungsdruck auf den Renminbi zu mildern.
Zu den weiteren defensiven Maßnahmen, die in Kürze ergriffen werden könnten, gehören die Senkung der Mindestreserve (RRR) für Deviseneinlagen, um die Devisenliquidität zu erhöhen, oder die Einführung einer Mindestreservepflicht für den Verkauf von Devisenderivaten, prognostizierte Louise Loo, leitende Ökonomin bei Oxford Economics.
Der sich nun abzeichnende kurzfristige Abwertungsdruck werde jedoch die Grundlage dafür, dass der Renminbi mittelfristig stabil bleibt, nicht verändern, so die Experten. Als Grund dafür nannten sie, dass die Politik über ausreichend Spielraum verfüge, um die wirtschaftliche Erholung als wichtigsten Unterstützungsfaktor zu festigen.
Ein klares Zeichen für die Widerstandsfähigkeit des chinesischen Devisenmarktes sei, dass China im vergangenen Monat einen Netto-Devisenabwicklungsüberschuss der Banken beibehalten hat, wobei sich der Wert gegenüber Mai verbessert hat, wie Financial News am Donnerstag berichtete.