Auswirkungen des Gaza-Konflikts
Experten sehen die USA in einer misslichen Lage
Die USA senden nach dem beispiellosen Überraschungsangriff der Hamas im Grenzgebiet zum Gazastreifen militärische Unterstützung nach Israel. Das führt bei Experten und Analysten zu der Frage, ob der der palästinensisch-israelische Konflikt Einfluss auf die Ukraine-Krise haben kann.
Die israelische Luftangriffe in Gaza (Foto vom 7. Oktober, Rizek Abdeljawad/Xinhua)
Während die USA nach dem beispiellosen Überraschungsangriff der Hamas in der Nähe des Gazastreifens einen Flugzeugträger, Kriegsschiffe und Kampfjets zur Unterstützung Israels entsenden, fragen sich Denkfabriken und Beobachter, ob der palästinensisch-israelische Konflikt den Schwerpunkt verlagern und den Kurs auf dem Schlachtfeld der Ukraine ändern wird. Die USA, so die Analyse, befinden sich in einem Dilemma zwischen ihren bereits überlasteten militärischen Hilfskapazitäten und der Notwendigkeit, ihre Hegemonie in jedem Winkel der Welt zu behaupten.
Chinesische Experten halten es für natürlich und realistisch, dass die Ukraine nach dem Ausbruch eines neuen, eskalierenden militärischen Konflikts im Nahen Osten über eine geringere Aufmerksamkeit seitens der USA besorgt ist, zumal das Land bereits über einen knappen Haushalt verfügt und im eigenen Land immer mehr Proteste laut werden, die eine Reduzierung der Hilfe für die Ukraine fordern.
Ein am Sonntag veröffentlichter Bericht des in den USA ansässigen Institute forthe Study of War (ISW) spiegelt die Sorgen des Westens wider, indem er feststellt, dass der Kreml „die Angriffe der Hamas auf Israel bereits ausnutzt und dies wahrscheinlich auch weiterhin tun wird“, um seine Rhetorik gegen die Einmischung des Westens in der Ukraine zu verstärken, die Ukrainer zu demoralisieren und den Russen zu versichern, dass die Konzentration des Westens auf Israel seine Aufmerksamkeit von der Ukraine ablenken wird.
Die andere, dringlichere Sorge für die Ukraine sollte eine Veränderung in der internationalen Wahrnehmung der Natur der Ukraine-Krise sein, erklärt Cui Heng, Wissenschaftler des China National Institute for SCO International Exchange and Judicial Cooperation, am Montag der Global Times.
Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro erklärte am Samstag über den Online-Dienst X, die Reaktion auf die Krise zeige „wie die Weltmacht die russische Besetzung der Ukraine auf die eine und die israelische Besetzung Palästinas auf eine ganz andere Weise“ betrachte.
Li Haidong, Professor an der Chinesischen Universität für Auswärtige Angelegenheiten (China Foreign Affairs University), erklärte am Montag gegenüber der Global Times, die missliche Lage der USA sei darauf zurückzuführen, dass sie Krisen und Konflikte in der ganzen Welt geschürt hätten. Letztlich müssten sie die Konsequenzen selbst tragen, führte Li aus.
Nur wenige Tage vor dem Hamas-Überraschungsangriff hatten die USA angekündigt, Tausende beschlagnahmter iranischer Waffen an die Ukraine zu liefern, um die kritische Lage des ukrainischen Militärs zu verbessern. Das US-Zentralkommando hat bereits über eine Million Schuss beschlagnahmter iranischer Munition an die ukrainischen Streitkräfte übergeben, wie es am Mittwoch mitteilte.
Der plötzliche Ausbruch des Israel-Gaza-Konflikts sei ein Schlag ins Gesicht der US-Außenpolitik und werde die Effizienz des Weißen Hauses im Umgang mit internationalen Angelegenheiten weiter beeinträchtigen, urteilen Experten.
Die sich verändernde Dynamik im Nahen Osten habe zwar Auswirkungen auf die derzeitige Lage in der Ukraine, merkt Li an, das sei aber nur in begrenztem Maße der Fall, weil die USA ihre Verbündeten unter Druck setzen könnten, Kiew zu unterstützen, obwohl auch die europäischen Länder einen Teil ihrer Aufmerksamkeit auf die Unterstützung Israels lenken würden. Insgesamt sei es unwahrscheinlich, dass der Ukraine-Krise kurzfristig gelöst werden könne, vermutet der Experte.