Investoren beobachten in einer Maklerfirma in Guangzhou in der südchinesischen Provinz Guangdong die Veränderungen der Aktienkurse.

Xiao Feng, ein ehemaliger Anlageberater bei einem Futuresunternehmen in Nanjing, hat seine drei Appartements und seine beiden Autos – im Wert von rund 5 Millionen Yuan (500.000 Euro) – beliehen, um einen Kredit in Höhe von 10 Millionen Yuan (1 Million Euro) zu erhalten. Das geliehene Geld will er am Aktienmarkt investieren.

Aber die Kosten für das geliehene Geld sind hoch: der Jahreszins beträgt 25 Prozent. Ende des Jahres muss Xiao seinem Gläubiger 2,5 Millionen Yuan Zinsen zahlen, berichtet die Nanjing Morning Post.

Außerdem wird der Gläubiger das Portfolio von Xiao beobachten. Fällt der Wert des Portfolios unter 8 Millionen Yuan, muss Xiao es auflösen, um weiteren Verlusten vorzubeugen. In diesem Fall hätte Xiao 2 Millionen Yuan (200.000 Euro) verloren. Rechnet man die Zinszahlung in Höhe von 2,5 Millionen Yuan (250.000 Euro) hinzu, verliert Xiao alles wofür er in den letzten 10 Jahren gearbeitet hat – seinen gesamten Besitz.

Warum aber geht Xiao ein solches Risiko ein? "Vielleicht ist es die Verlockung des Aktienmarktes. Wenn Investitionen in Aktien sich innerhalb kurzer Zeit verdreifachen oder vervierfachen, warum sollte man es dann nicht versuchen?", antwortet Xiao.

Xiaos Vorgehensweise spiegelt das Investitionsfieber wider, das China gegenwärtig im Griff hat. Die Aktienkurse sind in diesem Jahr bereits um 50 Prozent gestiegen, nachdem sie 2006 rund 130 Prozent in die Höhe gegangen waren. Diese Entwicklung lockt täglich zehntausende von neuen Investoren an.

Rekordzahlen an neuen Anlegern

Im April wurden 4,79 Millionen neue A-Aktien Portfolios eröffnet, 853.500 mehr als in beiden Jahren zuvor zusammengenommen, geht aus den Statistiken der China Securities Depository and Clearing Corporation hervor.

An dem ersten Dienstag nach den einwöchigen Maiferien wurden fast 370.000 neue A-Aktien Portfolios eröffnet, fast die Hälfte der Anzahl, die im gesamten Jahr 2005 eröffnet wurde.