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24. 02. 2012 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Vor kurzem wurde in Deutschland ein Buch mit dem Titel "Alles Mythos! 20 populäre Irrtümer über China" herausgegeben, welches sich mit den typischen Vorurteilen der Deutschen gegenüber China, wie zum Beispiel, dass alle Chinesen Hundfleisch essen oder dass jede chinesische Familie nur ein Kind haben darf, befasst. Woher kommen solche Irrtümer und wie können sie abgebaut werden?
Also wenn Sie Bücher über China ansprechen, dann kann man vielleicht sagen, dass wahrscheinlich in keinem anderen europäischen Land derzeit so viele Bücher über China publiziert werden, wie in Deutschland. Es geht dabei häufig um die Frage, ob man vor China Angst haben muss, ob man es als Bedrohung, Herausforderung oder als Chance betrachten soll. Das ist eine recht intensive Diskussion. China war auch Gastland auf der Frankfurter Buchmesse. Wenn ich es richtig sehe, dann setzt sich das von Ihnen erwähnte Buch mit Klischees und Vorurteilen über China auseinander, und dies mit einer gesunden Prise Humor.
Wichtig ist, dass man Vorurteile nur durch vertiefte Kenntnisse und Dialogbereitschaft überwinden kann. Reisen, Fortbildungen und vor allem der Kulturaustausch können dabei helfen, auf beiden Seiten eventuelle Vorurteile abzubauen. Wir haben derzeit die beeindruckende Zahl von fast 30.000 chinesischen Studenten in Deutschland, und mehrere Tausend deutsche Studenten haben an Austausch- oder Stipendienprogrammen hier in China teilgenommen. Das gegenseitige Interesse ist groß. Wir sind auf dem richtigen Weg.
Zum kulturellen Austausch sowie zum gegenseitigen Verständnis tragen die Medien beider Seiten enorm bei. Aber auch für einige Missverständnise sind sie verantwortlich. Wie beurteilen Sie die Berichterstattung deutscher Medien über China und wie bewerten Sie den Entwicklungszustand der chinesischen Medien?
Wir haben in Deutschland eine sehr intensive Berichterstattung über China. Für unsere chinesischen Freunde ist es wichtig zu wissen, dass die deutsche Öffentlichkeit ein großes Interesse an und große Sympathien für China hat. China ist den Deutschen nicht gleichgültig, die deutsche Öffentlichkeit setzt sich intensiv mit China auseinander. Das Chinabild wird in Deutschland natürlich stark über die Medien geprägt. Dabei ist wichtig, dass wir eine Pluralität in der Berichterstattung haben. Wir haben ein Interesse an einer möglichst breiten Berichterstattung, um so auch verschiedene, fundierte Meinungen zu dem Thema zu ermöglichen. Es gibt derzeit circa 30 deutsche Korrespondenten, die in China aktiv sind.
Man muss aus chinesischer Perspektive aber auch verstehen, dass wir eine etwas andere Tradition der Berichterstattung haben. Man kann vielleicht sagen, dass wir in Deutschland eine Streitkultur haben und keine Konsenskultur. Die Medien sehen ihre Aufgabe darin, die Politik zu hinterfragen und an politischen Maßnahmen und gesellschaftlichen Missständen Kritik zu üben. Was ja auch gerade in der deutschen Innenpolitik ziemlich heftig sein kann. Da muss man einfach gelassen bleiben und versuchen, mit dieser Kritik konstruktiv umzugehen.
Aber wenn wir jetzt wirklich mal ganz objektiv die Berichterstattung in Deutschland betrachten, dann stellen wir doch fest, dass die negative Berichterstattung über China eindeutig überwiegt. Können Sie sich nicht vorstellen, dass das auf der chinesischen Seite zu Unbehagen führt?
Dann schauen sie sich doch zum Beispiel mal an, was derzeit in der Berichterstattung der anderen europäischen Länder so über Deutschland verbreitet wird. Im Zusammenhang mit der Eurokrise zum Beispiel. Dagegen ist manch kritischer Bericht über China doch ziemlich harmlos. Die Medien in Europa sehen eben ihre Aufgabe vor allem darin, auf die Probleme hinzuweisen – und nicht primär darin, positive Entwicklungen in den Vordergrund zu stellen. Das ist eben eine andere journalistische Tradition.
Es gibt aber auch eine ausführliche Hintergrundberichterstattung über China in Deutschland. Es stimmt jedenfalls nicht, dass die deutsche Presse nur negativ über China berichten würde. Man darf in der Gesamtschau einzelne kritische Artikel nicht überbewerten.
In China ist die Funktion der Medien eine etwas andere. Hier haben die Medien nämlich vor allem auch den Auftrag, die staatliche Politik zu erläutern. Was ich sehr interessant finde an der chinesischen Medienlandschaft, ist, dass es hier neben den Printmedien und den Nachrichtensendern eine sehr intensive Internetdiskussion gibt – viel intensiver, als in Deutschland. Das ist ein neuer Trend in China, der vielleicht etwas weggeht von den traditionellen Medien hin zu den informellen Quellen im Internet. Das hat Vor- und Nachteile, aber diese Entwicklung hat mich sehr beeindruckt. Das haben wir in Europa nicht in der gleichen Intensität.
Quelle: german.china.org.cn
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