Die Bön-Religion
Die Bön-Religion ist die einheimische Religion in Tibet. Sie wurde im 5. Jahrhundert v.u.Z vom Prinzen des alten Shangshung-Reiches auf der Grundlage der primitiven Religion von Shangshung gegründet. Das Zentrum ihrer Aktivitäten, die sich im Frühstadium nur auf primitive Rituale zum Gebet für Glück und zur Vertreibung von Teufeln beschränkten, lag in der Nähe von Montser des heutigen Landkreises Gar Tibets. Um Christi Geburt gelangte die Bön-Religion ins Einzugsgebiet des Yarlung Zangbo-Flusses und wurde allmählich zur einer religiösen Macht, die eine vorherrschende Stellung auf dem Tibetischen Plateau hatte.
Als sich der Buddhismus in Tibet verbreitete, führte die Bön-Religion mit ihm einen heftigen Kampf, der lang dauerte und zur Verringerung bzw. Verstärkung der Kräfte beider Seiten führte. Der Kampf zwischen dem Buddhismus und der Bön-Religion war in Wirklichkeit ein Kampf zwischen den verschiedenen Interessengruppen des Tubo-Reiches.
Um der eigenen Existenz und Entwicklung willen absorbierte die Bön-Religion direkt oder indirekt den Inhalt und die Form des Tibetischen Buddhismus. Zum Beispiel: Die Anhänger der Bön-Religion tragen auch wie die Buddhisten Kasaya (eine Mönchskutte), bauen Tempel und Klöster und beten zu Buddha. Sie umkreisen auch ,,Mani-Steinhaufen“ (Steinhaufen mit eingravierten buddhistischen Inschriften) und andere heilige Gegenstände, drehen auch Rosenkränze (aber in umgekehrter Richtung als der Buddhismus) und murmeln auch das Sechs-Silben-Gebet (aber ganz anders als das des Buddhismus). Die Bön-Religion hat auch Seelenkinder von Lebenden Buddhas. Deshalb meinen manchen Leute, dass sich die Bön-Religion bereits dem Buddhismus angeglichen hat. Doch die Anhänger der Bön-Religion sind nicht ihrer Meinung.
Statistiken zufolge hat das Autonome Gebiet Tibet 88 Tempel und Klöster der Bön-Religion, davon liegen 55 im Bezirk Qamdo, 23 im Bezirk Nagqu, 6 im Bezirk Xigaze, 2 im Bezirk Nyingchi und 1 jeweils in Lhasa und Ngari.
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