Bilateraler Austausch auf intellektueller Ebene soll gestärkt werden Exklusiv

15.06.2016

Die österreichische Botschafterin schreibt eine Widmung für das 45. Jubiläum der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Österreich. (Foto von Ren Bin)

China ist der größte Handelspartner Österreichs in Asien. In welchen Bereichen findet eine besonders enge Zusammenarbeit statt, und welche Bereiche werden in Zukunft eine immer größere Rolle spielen?

Es besteht bereits eine lange Zusammenarbeit zwischen Österreich und China. Die erste Handelsvereinbarung unserer beiden Länder fand sogar noch vor der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen statt, und zwar im Jahr 1956. China ist mittlerweile der fünft größte Handelspartner von Österreich weltweit und der größte Handelspartner in Asien. 2015 sind die Importe aus China im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent gestiegen und die Exporte leider um zwei Prozent gesunken. Wir haben Schwierigkeiten, die Handelsbilanz ausgeglichen zu gestalten. Aber die Bewegung ist insgesamt nach oben. Ungefähr 900 österreichische Unternehmen haben ihre Niederlassungen hier in China.

Die Bereiche, in denen die Zusammenarbeit besonders erfolgreich ist, sind ähnliche Bereiche wie bei Deutschland, zum Beispiel Maschinen- und Anlagenbau, hoch entwickelte, spezialisierte Bereiche in der Informations-, Telekommunikations- und Technologieindustrie. Vor kurzem habe ich mitgewirkt bei der Öffnung eines neuen Werks der österreichischen Firma AT&S, die Mikro-Chips produziert. Die Autoindustrie ist ein ebenso wichtiger Bereich. Österreich baut selbst zwar keine Autos, ist aber gut aufgestellt als Zulieferer für viele Autoteile. Daneben noch Wintersport, Liftanlagen, usw.

In diesem Jahr beginnt der 13. Fünfjahresplan der Volksrepublik China. Welche Chancen kann der 13. Fünfjahresplan für die Zusammenarbeit der beiden Länder bieten?

Ich glaube, der 13. Fünfjahresplan betont einige Bereiche, in denen wir ohnehin schon gute Zusammenarbeit haben. Wie zum Beispiel in den Bereichen Umwelt, Energieeffizienz oder Ressourceneffizienz. Das sind Bereiche, in denen Österreich viele Stärken hat, sowohl was die Regelungswerke angeht, also in Bezug auf die Vorgaben, die die Regierung macht, als auch was die Technologien angeht, damit die Ziele der Regierung umgesetzt werden können. Smart Cities ist auch ein wichtiger Bereich, in dem die chinesischen und österreichischen Städte zusammen arbeiten, da haben wir in Technologiebereichen viel anzubieten, also Wassermanagement, nachhaltige Energieversorgung, Luftreinhaltung, ökologisches Bauen, Abfallwirtschaft oder Abwasserentsorgung. Ich wünsche mir auch eine vermehrte Zusammenarbeit zwischen China und der EU im Bereich der Sozialentwicklung. China hat im 13. Fünfjahresplan auch die Notwendigkeit und den Willen der Regierung verankert, in Richtung der sozialen Gerechtigkeit weitere Fortschritte zu machen. In der Versorgung der alten Menschen, was Gesundheitsvorsorge, Gesundheitsversicherung angeht, in Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz. Die Frage der zunehmenden Alterung der Bevölkerung erleben wir in Europa auch. Da kann man natürlich Erfahrungen austauschen und gemeinsam sehen, was funktioniert und was nicht.

In welchen nichtpolitischen Bereichen sehen Sie besonders viel Potential für eine weitere Vertiefung der Beziehungen?

Mehr und mehr chinesische Touristen kommen nach Österreich. Wir wünschen, dass sie noch länger bleiben. Das heißt, nicht nur für eine oder zwei Übernachtungen, sondern dass die Touristen einige Tage bleiben und neben den kulturellen Highlights auch das Lebensgefühl von Österreich genießen können, wie zum Beispiel in den Bergen wandern zu gehen, Wintersport zu machen, in unseren Seen zu schwimmen.

Wissenschaft ist auch sehr ausbaufähig. Da haben wir sehr gute Beziehungen sowohl zwischen den zuständigen Ministerien, als auch zwischen den Akademien der Wissenschaften und verschiedenen Forschungsförderungsinstitutionen. Wir haben seit einigen Jahren gemeinsame Ausschreibungen für Forschungsprojekte. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, da dadurch die Kontakte zwischen den spezialisierten Forschern wachsen können.

Es ist auch hervorzuheben, dass es im Bereich People-to-People viel Wachstumsmöglichkeit gibt. Die Kontakte zwischen einzelnen Personen, die in irgendeinem Bereich herausragend sind oder sich besonders für das andere Land interessieren, zu fördern. Jetzt haben wir zwei Programme, die erfolgreich angelaufen sind. Das erste ist ein Austauschprogramm zwischen Österreich und China, genannt Young Leaders Program. Im letzten September war eine Gruppe chinesischer young leaders eine Woche in Österreich unterwegs. Und in diesem Jahr wird eine Gruppe österreichischer young leaders nach China kommen, auch eine Woche lange. Das soll jedes Jahr abwechselnd stattfinden. Wir hoffen sehr, dass ein gutes Netzwerk zwischen den jungen Führungspersönlichkeiten in der Wirtschaft, in der Politik, in den Medien usw. entsteht. Ein zweites Programm ist das Austrian Leadership Program, bei dem Österreich weltweite Führungspersönlichkeiten vor allem aus der Wirtschaft nach Österreich einlädt. Das Programm bezieht sich nicht lediglich auf China, sondern auf die ganze Welt. Die erste Durchführung des Programms war im Mai, da waren auch einige chinesische Teilnehmer dabei.

Wir bemühen uns auch, die Beziehungen zwischen den Think Tanks in Österreich und in China zu fördern. Denn ich habe in den vergangenen vier Jahren die Herausforderung gesehen, dass sich die Perzeptionen, die China von Europa hat und die Europa von China hat, nicht decken. Die Meinungen voneinander und über sich selbst sind jeweils sehr weit auseinander. Man kann den Abstand zwischen dem Selbstverständnis und dem jeweiligen Partner nur verringern, wenn man wirklich einen Austausch auf einer intellektuellen Ebene pflegt, wenn sich die Experten und Think Tanks der jeweiligen Länder miteinander vernetzen. Ich wünsche mir auch, dass im Bereich Journalismus ein stärkerer Austausch stattfindet, das wäre sicher sehr interessant.

 

Chinesische Version

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: People-to-People-Austausch,Österreich,Wintersport