Eine dritte „offizielle Sprache“

Nordostchinesischer Dialekt sorgt für große Heiterkeit bei den Olympischen Winterspielen

15.02.2022

Aufgrund der geografischen Gegebenheiten ist es nur logisch, dass ein großer Teil der chinesischen Athleten bei den Winterspielen in Beijing aus dem Nordosten des Landes („Dongbei“) stammt, bzw. dort trainiert. In den Interviews nach den Wettbewerben drücken sich daher viele Sportler in dem für die Region typischen Dialekt aus, was für große Heiterkeit bei den Zuschauern sorgt.


Der chinesische Eisschnellläufer Gao Tingyu gewinnt am 12. Februar Gold im 500-Meter-Eisschnelllauf der Männer. (Foto: Xinhua)


Obwohl bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Beijing unter den Athleten aus der ganzen Welt viele verschiedene Sprachen zu hören sind, zieht ein Mandarin-Dialekt, der im Nordosten Chinas gesprochen wird, ganz besonders die Aufmerksamkeit auf sich und erfreut viele Fans.

 

Der Dialekt wird hauptsächlich in den drei nordöstlichen Provinzen Liaoning, Jilin und Heilongjiang (zusammen auch als „Dongbei“ für „Nord-Ost“ bezeichnet) gesprochen, und da viele chinesische Wintersportler in dieser Region geboren wurden oder dort trainieren, ist er unter ihnen weit verbreitet. Der Dialekt, der Sprecher des Standard-Mandarin etwas verwirren kann, verwendet einige spezielle idiomatische Ausdrücke und ist bekannt für humorvolle Redewendungen. Dies kann manchmal sogar zwischen Chinesen zu Übersetzungsproblemen führen.

 

Am Samstag, nachdem der Eisschnellläufer Gao Tingyu Gold im 500-Meter-Eisschnelllauf der Männer gewonnen hatte, wurde er von einem Reporter auf einer Pressekonferenz gebeten, seine Persönlichkeit zu beschreiben. Der 24-Jährige aus Yichun, Heilongjiang, antwortete selbstironisch, er sei „gelu", was im nordöstlichen Dialekt so viel wie „schräg" bedeutet.

 

Das Wort verwirrte den Dolmetscher jedoch offensichtlich, da er den Dialekt nicht verstand. Er übersetzte den Satz deshalb eher sinnfrei ins Englische mit „I think I'm quite... glue" [„glue“ bedeutet so viel wie kleben oder festkleben].

 

Gaos Dialekt machte ihn bald zu einem beliebten Diskussionsthema im Internet. Viele Internetnutzer amüsierten sich über den Vorfall und forderten gleichzeitig einen Dolmetscher mit besseren Kenntnissen des nordöstlichen Dialekts.

 

Der Dialekt war bereits bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang (Südkorea) bemerkt worden. Die Kurzbahn (Shorttrack)-Eisschnellläufer Sandor Liu Shaolin und sein Bruder Liu Shaoang, die Ungarn vertraten, erzählten den Medien damals, dass sie in Changchun, Jilin, trainiert hätten, ihr Trainer Chinese sei und sie den Dialekt daher fließend beherrschen würden. Die Brüder haben einen chinesischen Vater und eine ungarische Mutter.

 

Sidney K. Chu, ein Shorttrack-Eisschnellläufer aus der Sonderverwaltungszone Hongkong, schaffte es nach seinem Vorlauf am Freitag nicht in das 500-Meter-Finale der Männer. Er ist jedoch bei den Fans beliebt, weil er bei Interviews nahtlos vom Kantonesischen in den nordöstlichen Dialekt wechseln kann. In Hongkong gibt es keine standardmäßige Eisschnelllaufhalle, weshalb Chu und seine Teamkollegen seit vielen Jahren in Jilin trainieren und sich häufig mit Trainern und Athleten in diesem Dialekt verständigen. „Der nordöstliche Dialekt ist so etwas wie die offizielle Sprache unseres Shorttrack-Eisschnelllaufs", merkte er an.

 

Wang Meng, vierfache Olympiasiegerin im Eisschnelllauf aus Heilongjiang und Kommentatorin der Spiele, scherzte: „Es gibt drei offizielle Sprachen bei den Olympischen Winterspielen: Englisch, Mandarin und den nordöstlichen Dialekt.“

 

Der Nordosten Chinas hat aufgrund seines Reichtums an Schnee und Eis viele hervorragende Wintersportler hervorgebracht. Harbin, die Hauptstadt von Heilongjiang, war 1953 Gastgeber der ersten nationalen Eisspiele des Landes. Die Provinz war auch eine der ersten in China, die über Eisschnelllauf- und Eishockeymannschaften verfügte. Bis heute haben Athleten aus Qitaihe in Heilongjiang sieben von Chinas insgesamt 16 Goldmedaillen bei den Olympischen Winterspielen gewonnen.

 

Auch bei den Olympischen Winterspielen in Beijing stammen nun wieder 100 der 176 chinesischen Athleten aus der Dongbei-Region. Offiziellen Angaben zufolge stammen zehn Athleten in Chinas Shorttrack-Eisschnelllaufteam aus der Region. 


Da die Spiele 2022 in Beijing jedoch mehr Menschen für den Wintersport begeistert haben, wird das Land in Zukunft wahrscheinlich mehr Elite-Wintersportler auch aus anderen Regionen Chinas sehen.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Winterspiele,Nordosten,Dialekt