Shanghaier Kommuniqué
Entkopplung ist „unrealistisch" für China und die USA
50 Jahre nach dem historischen Besuch von US-Präsident Richard Nixon in China im Jahr 1972 hat sich der Handel zwischen China und den USA in Bezug auf Umfang, Qualität und Struktur stark verändert. Branchenkenner sind jedoch der Meinung, dass der für beide Seiten vorteilhafte Charakter der Handelsbeziehungen unverändert geblieben sei und auch in Zukunft bleiben werde - selbst wenn einige in den USA derzeit weiterhin eine Entkopplung („De-coupling“) fordern.
(Foto von VCG)
Der Handel zwischen China und den USA hatte erst nach dem Besuch von Nixon, der das bilaterale diplomatische Engagement in Gang brachte, begonnen. In der Folge sei das Handelsvolumen zwischen China und den USA bis 2021 auf 750 Milliarden US-Dollar gewachsen, während die bilateralen Investitionen das Niveau von 240 Milliarden US-Dollar erreicht hätten, informierte der chinesische Staatsrat und Außenminister Wang Yi am Montag in einer Videoansprache auf einer Veranstaltung anlässlich des 50. Jahrestags des Shanghaier Kommuniqués am Montag in Shanghai. Dabei wies er auch darauf hin, dass das Kommuniqué die lange Entfremdung zwischen China und den USA beendet und den Prozess der Normalisierung der Beziehungen eingeleitet habe.
Die Handelslandschaft habe sich in den letzten fünf Jahrzehnten zwar tiefgreifend verändert, aber eines sei im Vergleich zum ersten Tag der Wiederaufnahme des Handels unverändert geblieben - der Handel nutze sowohl China als auch den USA, betonte Zhou am Montag der Global Times. Als der Handel mit Bodenschätzen in den 1980er Jahren begann, habe China seltene Metalle und Rohöl in die USA exportiert, so Zhou. Mit Chinas Wirtschaftswunder nach der Reform und Öffnung änderte sich der Export von Mineralien jedoch völlig: So wird Rohöl mittlerweile nicht mehr exportiert, sondern importiert, und darüber hinaus werden seltene Metalle nun als Konzentrate und nicht mehr als Rohstoffe exportiert, da China seine Metallurgie- und Verarbeitungstechnologie verbessert hat.
Shanghai, wo das Kommuniqué verkündet wurde, war auch der Ort, an dem das erste importierte Boeing-Flugzeug eintraf und an dem General Motors sein erstes Joint-Venture-Unternehmen in China gründete. Heute gehört China längst zu den wichtigsten Exportmärkten für US-Flugzeuge, Sojabohnen, Automobile, integrierte Schaltkreise und Baumwolle. Die USA sind dagegen das wichtigste Exportziel für chinesische elektromechanische Produkte, Möbel, Spielzeug und Schuhe.
Langjährige Kenner der chinesisch-amerikanischen Handelsbeziehungen machten klar, dass die Erzählung der Geschichte der letzten 50 Jahre besonders heute von großer Bedeutung sei, da die beiden Länder nach der Amtsübernahme durch Donald Trump in eine Phase angespannter Beziehungen eingetreten seien, in der der bilaterale Handel durch einseitige Untersuchungen, Zölle und strengere Exportkontrollmaßnahmen der USA behindert werde.
Beide Länder seien besorgt, die USA zum Beispiel über ihr Handelsdefizit mit China, den Marktzugang und den Schutz der Rechte an geistigem Eigentum. China seinerseits sei besorgt über die US-Exportbeschränkungen, die schlechte Behandlung chinesischer Unternehmen, die in den USA investieren, und den Missbrauch handelspolitischer Schutzmaßnahmen.
Experten sind der Meinung, dass der Ansatz aus dem Jahr 1972, Gemeinsamkeiten zu suchen und gleichzeitig Unterschiede in den Beziehungen zwischen China und den USA zu berücksichtigen, auch heute noch relevant sei. Sie wiesen auch darauf hin, dass die Bemühungen um eine Entkopplung der beiden Volkswirtschaften für beide Seiten mit Verlusten verbunden wären.