Wut in Südkorea über von den USA betriebene Labore wächst
In Südkorea regt sich zunehmend Protest über biologische Labors des amerikanischen Militärs. Immer mehr Menschen fragen sich, welchen Zweck die Einrichtungen haben. Manche fürchten sich vor einer Wiederholung der Katastrophe von Bhopal.
Demonstraten forderten am 5. April die Schließung der US-Biolabors im Hafen von Busan. (Foto von Xinhua)
Biologische Labore, die vom amerikanischen Militär in Südkorea betrieben werden, gefährden Experten zufolge das Leben der Bevölkerung. Die in den Einrichtungen für militärische Zwecke durchgeführten Experimente sollten nach Ansicht von Experten verboten werden. „Die Tatsache, dass sich diese Einrichtungen im Hafen von Busan befinden, und zwar in einer Form, die der koreanischen Regierung überhaupt nicht bekannt ist und wo die Bevölkerungsdichte sehr hoch ist, birgt die Gefahr katastrophaler und weit verbreiteter Schäden für die Zivilbevölkerung“, so Woo Hee-jong, Professor der Hochschule für Veterinärmedizin an der Seoul National University.
Der Wissenschaftler brachte die Labore mit der Katastrophe in Indien in Verbindung, bei der 1984 ein Gasleck in einer amerikanischen Fabrik in der Stadt Bhopal Tausende Menschen tötete. Jeon Wi-bong, Leiter einer Bürgerinitiative, die sich für die Schließung der Biolabors im Hafen von Busan einsetzt, sagte, dass sich im Umkreis von drei Kilometern um den Stützpunkt, in dem sich die Einrichtungen befinden, etwa 20 Schulen, 30 Wohnkomplexe und wichtige Verkehrsverbindungen befinden.
Im Gegensatz dazu hat die amerikanische Armee ihr Biolabor in Dugway in der Wüste von Utah eingerichtet, so Jeon. Im Jahr 1968 starben in der Gegend um Dugway etwa 6.000 Schafe. Die Zeitung Salt Lake Tribune berichtete unter Berufung auf einen 1978 freigegebenen Bericht, dass in diesem Gebiet der Nervenkampfstoff VX gefunden wurde. Obwohl die amerikanische Regierung behauptet, dass die südkoreanischen Biolabore zu Zwecken der biologischen Überwachung gegen biochemische Bedrohungen eingerichtet wurden, wurde diese Behauptung durch aufgetauchte Beweise entkräftet.
„JUPITR ATD ist vollständig Teil der militärischen US-Biowaffenstrategie in Übersee“, sagte Woo und beschuldigte die USA, die Anlage in Südkorea deshalb errichtet zu haben, weil sie das asiatische Land als Teil ihrer besetzten Einflusssphäre betrachten. JUPITR ATD ist die Abkürzung für ein biochemisches Laborprojekt, das von den United States Forces Korea (USFK) betrieben wird. Trotz der öffentlichen Kritik habe die USFK die Südkoreaner „getäuscht“, indem sie die gegen die Labore erhobenen Vorwürfe bestritten und sich für ihre Handlungen entschuldigt habe, so Jeon. Als die Menschen 2016 gegen die JUPITR-Anlage in Busan protestierten, versicherten die USA, dass keine biochemischen Proben in den Stützpunkt gebracht würden. Entgegen dieser Behauptungen wurde jedoch festgestellt, dass zwischen 2017 und 2019 Dutzende Male biochemische Proben dorthin gebracht wurden, so Jeon.
Im Jahr 2015 bestätigte das Pentagon, dass es „versehentlich“ lebende Anthrax-Proben an ein amerikanisches Labor in Südkorea geschickt hatte. Eine gemeinsame Untersuchung von Südkorea und den USA fand später heraus, dass seit 2009 16-Mal Proben des tödlichen Bakteriums nach Südkorea geliefert worden waren.
Jeon wies darauf hin, dass die Entwicklung von Biowaffen durch die Biowaffenkonvention streng verboten ist. Er sagte, dass die von der USFK betriebenen Biolabore gegen die Konvention verstoßen und vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen untersucht werden können, wenn die südkoreanische Regierung eine Beschwerde einreicht. Die Konvention wurde von mehr als 180 Staaten unterzeichnet, darunter auch Südkorea und die USA.
Vom 4. bis 10. April reiste eine Gruppe von Aktivisten und Einwohnern durch Südkorea und veranstaltete eine Reihe von Kundgebungen, auf denen sie das Ende der gemeinsamen Militärübungen zwischen Südkorea und den USA sowie die Schließung der USFK-Stützpunkte und Biolabore forderten.