Internationale Ökonomen und Analysten erwarten eine Erholung der chinesischen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte. Das Land hat viel Raum für makropolitische Unterstützung und ausreichende politische Instrumente in Reserve, um das Wachstum zu stützen, sagen die Experten.

Die Shenzhen-Zhongshan-Brücke ist am 7. Juni 2022 fertiggestellt worden. (Foto:Xinhua)

Chinas Wirtschaft wurde nach einem starken Start in das Jahr 2022 durch die Verbreitung neuer COVID-19-Varianten und steigenden Infektionszahlen im Inland und von Veränderungen im globalen Umfeld deutlich beeinträchtigt. Unter Berücksichtigung dieser Hintergründe, korrigierte die Weltbank in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht ihre Wirtschaftsprognose für China vom Dezember von 5,1 Prozent Wachstum auf 4,3 Prozent in diesem Jahr nach unten.

Chinas Wachstumsdynamik in der zweiten Jahreshälfte 2022 werde sich begünstigt durch aggressive fiskalische Anreize, geldpolitische Lockerung und eine weitere Lockerung der Regulierung des Immobiliensektors, voraussichtlich erholen, heißt es in dem Bericht. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) soll bis 2023 auf 5,2 Prozent steigen.

"Kurzfristig steht China vor der doppelten Herausforderung, die COVID-19-Eindämmung mit der Unterstützung des Wirtschaftswachstums in Einklang zu bringen", sagte Martin Raiser, Weltbank-Länderdirektor für China.

Dem Bericht zufolge wird sich Chinas Investitionswachstum, angetrieben durch Infrastrukturinvestitionen, voraussichtlich beschleunigen und die Schwäche des realen Konsumwachstums teilweise ausgleichen.

Da sich die Auslandsnachfrage abschwächt und angebotsseitige Beschränkungen fortbestehen, wird der Leistungsbilanzüberschuss der Prognose zufolge bis 2022 auf 1,3 Prozent des BIP verringern. Aufgrund höherer Preise für importierte Lebensmittel und Kraftstoffe wird erwartet, dass der Verbraucherpreis steigt, aber unter dem jährlichen Inflationsziel der Regierung von etwa 3 Prozent bleibt.

Sollte die Pandemie unter Kontrolle gebracht werden und die inländischen Beschränkungen vollständig aufgehoben, könnte Chinas Wachstum im Gesamtjahr dank der kürzlich angekündigten zusätzlichen Konjunkturmaßnahmen höher ausfallen als derzeit prognostiziert, so der Bericht.

Cheng Qiang, leitender Makroanalyst bei CITIC Securities, sagte, dass China im Mai mit der allmählichen Wiederaufnahme der Arbeit und der Produktion wahrscheinlich einen Aufschwung bei wichtigen Indikatoren wie Industrieproduktion, Investitionen, Verbrauch und Exporten erleben wird. Der Analyst fügte hinzu, dass sich die chinesische Wirtschaft im Juni weiter verbessern wird, da die COVID-Ausbrüche allmählich abklingen und die Regierung das Maßnahmenpaket umsetzt.

In den vergangenen Wochen verzeichnete der chinesische Leitindex CSI 300, der die an den Börsen von Shanghai und Shenzhen notierten Aktien umfasst, stetige Kursgewinne, da die stärkere politische Unterstützung der Regierung und die Eindämmung der Pandemie die Stimmung der Anleger verbesserte.

Tommy Wu, leitender Wirtschaftswissenschaftler bei Oxford Economics, sagte, dass auch die Denkfabrik eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte prognostiziert, die durch politische Anreize unterstützt wird.