Kampf gegen die Wüstenbildung: Chinas Modell macht Schule

20.06.2022

Grüne Wüste: Im Dalad-Banner des Autonomen Gebietes der Inneren Mongolei ist es gelungen, die Wüstenbildung aufzuhalten und weite Flächen zu begrünen. (Foto: Xinhua) 

  

Eine Autobahn durch die Wüste bauen und das auch noch kohlenstofffrei? Was unvorstellbar klingt, ist in China Realität geworden. Anfang dieses Monats sorgte eine Nachricht aus dem Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang für Schlagzeilen. Die Tarim-Wüstenautobahn, die durch die Taklamakan führt, wurde in Chinas erste CO2-neutrale Wüstenautobahn verwandelt. Nun werden alle Sträucher entlang der Strecke mit Hilfe von solarbetriebenen Pumpen bewässert, statt wie bisher mit herkömmlichen Dieselpumpen.  

  

Eine Autobahn durch die Taklamakan – die zweitgrößte Wandersandwüste der Welt und größte Wüste Chinas – zu bauen und sie erfolgreich in Stand zu halten, ist alles andere als ein leichtes Unterfangen. Dennoch gelang China dieses Ingenieursglanzstück. 

  

Die Tarim-Wüstenautobahn wurde eigentlich bereits 1995 fertiggestellt. 2005 legte man dann auf beiden Seiten der Strecke einen über 400 Kilometer langen Schutzwall an, um die Straße vor Sand zu schützen und die örtliche Umwelt zu verbessern. Zudem errichtete die örtliche Regierung mehr als 100 Brunnenstationen zur Bewässerung, gut drei Viertel davon wurden anfangs mit Dieselkraftstoff betrieben. Dennoch waren sie nicht in der Lage, kontinuierlich Energie zu liefern. 

  

Nun haben die Verantwortlichen den Betrieb auf Solarenergie umgestellt. Durch das neue Projekt werden schätzungsweise 1000 Tonnen Diesel und 3410 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr eingespart. Unterdessen trägt der eigens angelegte Schutzwall dazu bei, die CO2-Emissionen der vorbeifahrenden Fahrzeuge zu neutralisieren. 

  

Die erfolgreiche Umsetzung des Mammutprojektes unterstreicht eindrucksvoll Chinas energischen Kampf gegen die Wüstenbildung und seine Anstrengungen zur Schaffung einer ökologischen Zivilisation. 

  

Zunehmende Desertifikation ist eine globale Herausforderung. Rund ein Drittel der weltweiten Landoberfläche ist heute von Wüsten bedeckt – und jedes Jahr kommt ein Gebiet von der Größe Bayerns hinzu. Die Volksrepublik leidet besonders unter der Problematik. Statistiken zufolge beträgt die Gesamtfläche der Wüstengebiete des Landes mehr als zwei Millionen Quadratkilometer, was 27,2 Prozent der Landesfläche entspricht.   

  

Keine Angst vor großen Aufgaben 

  

Angesichts des Internationalen Tages gegen Desertifikation und Dürre am 17. Juni lohnt es sich, Chinas Engagement und Fortschritte in diesem Bereich Revue passieren zu lassen. Dieser durch die UN-Generalversammlung initiierte Welttag wird seit 1995 begangen. Er soll auf die zunehmende Verödung vieler Landstriche und die damit auftretenden Probleme, wie beispielsweise Hunger, Armut und Massenabwanderung, aufmerksam machen. 

  

China tut alles Menschenmögliche, um der Wüstenbildung Herr zu werden. Die Liste der Gegenmaßnahmen, die das Land in der Vergangenheit ergriffen hat, ist lang. Finanzmittel und Materialien wurden kontinuierlich aufgestockt, wichtige Projekte angestoßen, darunter etwa eine groß angelegte nationale Begrünungsaktion. Ihr Aushängeschild ist insbesondere das weltberühmte „Drei-Norden-Schutzwald-Projekt“, das in der Inneren Mongolei, Nordwest-, Nord- und Nordostchina realisiert wird. China hat in den letzten Jahren die Wiedernutzung von Ackerland für die Forst- und Graswirtschaft sowie für Feuchtgebiete ausgeweitet und die umfassende Sanierung versandeter und verkarsteter Gebiete sowie von Bodenerosion betroffener Landstriche verstärkt. Auch die Öffentlichkeit wurde in vielfältiger Weise beteiligt und durch verschiedene Kanäle für die Themen Schutz und Aufforstung sensibilisiert. 

  

Paradebeispiel Kubuqi 

  

Die Kubuqi, was auf Mongolisch „Sehne am Bogen“ bedeutet, ist mit einer Gesamtfläche von rund 18.600 Quadratkilometern die siebtgrößte Wüste Chinas. Der größte Teil befindet sich im Hanggin-Banner der Stadt Ordos im Autonomen Gebiet der Inneren Mongolei. Es war einst eines der Gebiete mit der fragilsten ökologischen Umwelt in den zentralen und westlichen Gebieten der Inneren Mongolei sowie eine der drei Hauptquellen für Sandstürme in Beijing, Tianjin und Hebei. Eine Zeitlang galt die Kubuqi als lebensfeindliche Zone. Als größte Probleme galten unter anderem spärliche Vegetation, fehlende Straßen, geringe Niederschläge, niedrige Einkommen für Bauern und Hirten und häufige Sandstürme. Das ökologische Umfeld und die Produktions- und Lebensbedingungen im Sandgebiet waren denkbar schlecht, und die Aufgabe, eine ökologische Wende zum Besseren einzuleiten und die örtliche Wirtschaft anzukurbeln, lastete schwer.  

  

Um das schlechte ökologische Umfeld zum Besseren zu wenden und Probleme bei der Bekämpfung der Wüstenbildung zu lösen, schuf die örtliche Regierung eine ökologische Sicherheitsbarriere an der Nordgrenze Chinas und erkundete neue Modelle für die Kontrolle der Wüstenbildung an den Ausläufern der Kubuqi. Das letztlich angewandte Modell stützte sich auf vier Eckpfeiler, nämlich die politische Leitung durch Parteikomitee und Regierung, gesellschaftliche und industrielle Investitionen, eine marktorientierte Beteiligung von Bauern und Hirten sowie nachhaltige wissenschaftlich-technologische Innovationen. Auf diese Weise gelang es, ein ökologisches Wüsten-Industriesystem zu schaffen, das die Entwicklung des primären, sekundären und tertiären Sektors miteinander verbindet, nämlich die Bereiche ökologische Wiederherstellung, grüne Tierhaltung, ökologische Gesundheit, Öko-Tourismus, Photovoltaik und grüne Industrien.  

  

Die Erfolge können sich sehen lassen: Die ökologische Umwelt der Wüstenregion hat sich dank der gezielten Anstrengungen erheblich verbessert. Die Umweltressourcen wurden schrittweise wieder hergestellt, die Wirtschaft des Sandgebiets begann zu gedeihen, ein Drittel der Wüstenfläche wurde begrünt. So konnte ein historischer Wandel eingeläutet werden. Fortan ist es nicht mehr der Sand, der die Menschen zum Rückzug zwingt, sondern das Grün, das den Sand zurückdrängt. Die Region erhielt von den Vereinten Nationen für ihre Erfolge den Status einer „Global Ecological Economy Demonstration Zone“.  


Die erfolgreiche Kontrolle der Kubuqi ist ein anschauliches Beispiel für Xi Jinpings Gedanken zur ökologischen Zivilisation. Dieses Modell wurde nicht nur in anderen großen Sandgebieten Chinas erfolgreich umgesetzt, sondern hat auch in Saudi-Arabien, der Mongolei und anderen Teilnehmerländern und -regionen der Seidenstraßeninitiative Einzug gehalten. Es ist zu einem Inbegriff dafür gereift, dass „die Sandbewirtschaftung der Welt sich an China orientiert und Chinas Sandbewirtschaftung sich auf Kubuqi stützt“.  

 

Im ganzen Land haben sich die Bemühungen eindeutig ausgezahlt. Die Fläche der Wüstenbildung sowie der Sand- und Bodenerosion ist in den letzten fünf Jahren jährlich um jeweils rund 2424, 1980 bzw. 3860 Quadratkilometer zurückgegangen. Und die positive Entwicklungstendenz hält an. Schritt für Schritt kommt die Volksrepublik damit ihrem Ziel eines grünen Chinas immer näher.  

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Quelle: China Heute

Schlagworte: Wüstenbildung,Wüstenautobahn,Solarenergie,Kubuqi