Österreichischer Bundespräsident a.D. Dr. Heinz Fischer spricht über Chinas Entwicklung
In einem jüngsten Exklusiv-Interview mit der China Media Group (CMG) hat der Bundespräsident a.D. der Republik Österreich, Dr. Heinz Fischer, unter anderem über seine Ansichten zur Entwicklung Chinas in den vergangenen Jahrzehnten gesprochen.
„Es war eine vorwiegend agrarische Wirtschaft. Die Bevölkerung hat unter sehr einfachen Bedingungen gelebt. Es hat noch keine modernen Technologien gegeben. Die Verkehrsmittel waren auch völlig andere und viel primitiver als heute“, erinnert sich Fischer an seine ersten China-Reisen in den 1970er-Jahren. Doch in den vergangenen 50 Jahren habe China seinen eigenen Entwicklungsweg gefunden und eine ungeheuer schnelle und vielseitige Entwicklung hinter sich gebracht. China sei heute eine Wirtschaftsweltmacht, so Fischer, und stehe in Konkurrenz zu anderen Gesellschaftsformen und Staaten. Er hoffe, dass diese Konkurrenz friedlich sei.
Im vergangenen Jahr hat China die Beseitigung der absoluten Armut bekanntgegeben. Dazu sagte Fischer, China habe durch sein schnelles Wirtschaftswachstum beim Kampf gegen die Armut besondere Erfolge erzielt. Er machte aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass die Armut auch ein relatives Problem sei. Der Kampf gegen Armut sei nur dann erfolgreich, wenn er sowohl absolut den Lebensstandard der Bevölkerung hebe, aber auch große Ungleichheiten in einer Gesellschaft vermeide. Die Armutsbekämpfung sei eine Aufgabe jeder Regierung, so der österreichische Ex-Präsident. Sozialpolitik, Frauenförderung, Bildungspolitik und Pensionspolitik – Dies seien die wichtigsten Faktoren, die Österreich halfen, den Kampf gegen Armut erfolgreich zu führen. In China habe man bei der Armutsbekämpfung ebenfalls besonderen Wert auf die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die Förderung von Frauen und Bildung gelegt.
China habe längere Zeit als ein Land gegolten, das dem Wirtschaftswachstum ganz große Priorität einräume und dadurch die Frage des Umweltschutzes etwas an den Rand gedrängt habe, sagte Fischer in dem Interview. In den vergangenen Jahren habe sich das allerdings geändert. Eine Reihe von Statistiken habe bewiesen, dass jetzt China auch mit aller Kraft daran arbeite, die internationalen Ziele im Bereich Klima- und Umweltschutz zu erreichen.
Trotz der COVID-19-Pandemie hat der bilaterale Handel zwischen China und Österreich im Jahr 2021 mit einem Wachstum von 37,1 Prozent ein Rekordhoch erreicht. Die Zusammenarbeit zwischen China und Österreich habe sich bewährt, erklärte Fischer. Es sei eine erfolgreiche Zusammenarbeit, die wirklich beiden Seiten Vorteile bringe und verlässlich sei. Langfristig gesehen werde China immer deutlicher zur größten globalen Wirtschaftsmacht. Wichtig sei, dass dennoch friedliche Beziehungen im internationalen Handel bestünden.
„Das chinesische System ist anders als unseres und unseres anders als das chinesische, aber das hindert uns nicht, eine ehrliche und vernünftige Zusammenarbeit zu praktizieren“, sagte Fischer mit Blick auf die Zukunft der chinesisch-österreichischen Beziehungen. „Ich wünsche mir, dass auch wenn meine Enkelkinder erwachsen sind, es eine vernünftige Zusammenarbeit zwischen China und Europa und vor allem zwischen China und Österreich gibt. Das ist ein Ziel, das ist ein Wunsch, das ist eine Hoffnung. Wenn man sich anstrengt, wird man dieses Ziel auch erreichen. “