Gedenken an John Rabe

Forschungsprojekt über den „guten Deutschen“ in China fortgesetzt Exklusiv

14.07.2022

von Ren Bin*


Die Forschung über John Rabe ist in China schon seit einigen Jahren ein großes Thema. Wegen seiner humanitären Hilfe für die Chinesen während des Massakers in der damaligen chinesischen Hauptstadt (1937) wird er als „der gute Deutsche von Nanjing“ bezeichnet. Nun wurde kürzlich in vielen chinesischen Schulen ein Online-Kurs über den deutschen Kaufmann durchgeführt.


Schülerinnen und Schüler der Tuodian-Mittelschule im Kreis Shuangbai, Provinz Yunnan, besuchen den Online-Kurs über John Rabe (Foto mit freundlicher Genehmigung des Forschungsteams)


„John Rabe, Kerzenlicht in der dunklen Nacht“, ein Online-Kurs für Grund- und Mittelschüler, ist vor kurzem anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland in den südchinesischen Provinzen Yunnan und Guizhou sowie im zentralchinesischen Hubei eingeführt worden. Im ostchinesischen Jiangsu mit Nanjing als Hauptstadt haben die Schüler bereits seit einiger Zeit Zugang zu diesem ganz besonderen Unterricht. Bislang haben sich dank des Kurses bereits mehr als 12.000 Personen mit diesem Thema beschäftigt.


„Wer die Zukunft erforschen will, muss die Vergangenheit kennen. Durch die Geschichte von John Rabe können wir die zwischenmenschliche Liebe besser begreifen“, merkte Wan Qian, ein Lehrer vom Xianlin Campus der Nanjing Foreign Language School, nach der Lehrveranstaltung, an.


Bei dem Online-Kurs über den „guten Deutschen“ handelt es sich um die Fortsetzung des internationalen Forschungsprojekts „John-Rabe-Tagebuch und die Friedensstadt“, welches bereits vor einigen Jahren in Gang gesetzt wurde.


Laut dem Kursleiter Zhang Yanyang, ein Germanistikstudent an der Nanjing-Universität, wurde das Forschungsprojekt von der Deutschabteilung der Nanjing-Universität mit Unterstützung von Liu Cheng, Professor am UNESCO-Lehrstuhl für Peace Studies an der Nanjing-Universität, der Gedenkhalle für John Rabe und die Internationale Sicherheitszone der Universität Nanjing (John-Rabe-Haus) sowie der Universität Heidelberg und der Universität Vechta organisiert. Das 43-köpfige Projektteam wurde von Chen Min, Dekanin der Deutschabteilung, und ihrem Kollegen Chang Xuan geführt. Ziel des Projekts sei es, die Verständigung und Zusammenarbeit zwischen jungen Menschen aus Deutschland und China durch Dialog und Austausch zu fördern. Anhand von Feldforschungen in Nanjing und Beijing, wo John Rabe gelebt und gearbeitet hatte, sei das Team dem „zweiten Oskar Schindler“ historisch nähergekommen, berichtete der 22-jährige Kursleiter. Am Rande des Projekts wurden unter anderem renommierte Wissenschaftler von der Universität Heidelberg und der Universität Vechta nach China zu Gastvorträgen eingeladen. Darüber hinaus hat das Forschungsteam 25 Interviews jeweils mit Familienmitgliedern von John Rabe, Rabe-Forschern und Freiwilligen im John-Rabe-Haus aus Österreich durchgeführt und ihre Bemühungen zur Ehrung des großen Humanisten dokumentiert.


„Der Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Untersuchung war die Übersetzung des Tagebuchs von John Rabe“, erklärte Chen, Co-Leiterin des Projekts. Der Bezug der Hochschule zu John Rabe ist auf die persönliche Bekanntschaft von Zhang Weilian (1902-2004) – einer der Mitbegründer der Abteilung – zurückzuführen. „In den 1990er Jahren wurde die chinesische Version des Tagebuchs durch die gemeinsamen Anstrengungen einiger Mitarbeiter der Abteilung erfolgreich herausgegeben, weshalb wir es als unsere Aufgabe betrachten, die breite Öffentlichkeit auf die Geschichte von John Rabe sowie die der Internationalen Sicherheitszone aufmerksam zu machen. Wir hoffen, mit Hilfe unserer Fachkompetenz sowohl im In- als auch Ausland noch mehr über diese Geschichte erzählen und so den Frieden ins allgemeine Bewusstsein bringen zu können.“


Während des Massakers von Nanjing 1937 hatte die Internationale Sicherheitszone, für die John Rabe der Vorsitzende des verwaltenden Komitees war, etwa 250.000 Flüchtlinge aufgenommen und diesen einen zeitweisen Schutz geboten. Im Jahr 1948, als Rabe in Deutschland in bittere Not und Armut geriet, bekam er Lebensmittel aus Nanjing zugeschickt und ihm wurden 2.000 US-Dollar überwiesen. Selbst 70 Jahre später, im Jahr 2020 nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie, erhielt sein Enkel, Thomas Rabe, in Deutschland als Dank für die Leistungen seines Großvaters medizinische Hilfsgüter und Medikamente von der chinesischen Regierung gespendet.


„Alle Menschen sitzen in einem Boot. Die Gemeinschaft der Menschheit mit geteilter Zukunft beinhaltet auch Solidarität und gegenseitige Hilfe.“ erklärte Chen mit Blick auf die langfristigen Beziehungen.


*Frau Liu Liheng hat auch zu diesem Bericht beigetragen.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: John Rabe,China,Nanjing,Deutsche,Massaker