Südkoreas Präsident vermeidet Treffen mit Pelosi

05.08.2022

Die „unglückliche" Abwesenheit des südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk-yeol bei einem Treffen mit der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, wird von chinesischen Experten als Versuch gewertet, eine Blamage zu vermeiden, da Pelosis Besuch auf der Insel Taiwan diese Woche China irritiert und zu Spannungen in der Region geführt hat. Möglicherweise sei dem südkoreanischen Staatschef klar geworden, dass derjenige, der Pelosi in diesem heiklen Moment als hochrangiger Gastgeber empfängt, China ebenfalls provozieren könnte, so die Experten.

 

Nach ihrem Besuch auf der Insel Taiwan flog die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, weiter nach Südkorea. Dort wurde sie allerdings weder vom Präsidenten noch vom Außenminister zu einem persönlichen Gespräch empfangen. (Foto von VCG)


Pelosi traf am Donnerstag mit dem Präsidenten der südkoreanischen Nationalversammlung Kim Jin-pyo und anderen hochrangigen Parlamentsmitgliedern zusammen. Die US-Parlamentssprecherin und ihre Delegation sprachen später telefonisch mit Yoon über die Allianz der beiden Länder, die Außenpolitik und andere Themen. Yoon befindet sich diese Woche im Urlaub, während der südkoreanische Außenminister Park Jin am Mittwoch zu einer Reihe von ASEAN-Treffen nach Kambodscha gereist war.

 

Yoon, von dem man annimmt, dass er sich zu Hause in Seoul aufhält, sei am Mittwochabend, als Pelosi eintraf, in einem Theater gewesen und habe anschließend mit einigen Schauspielern zu Abend gegessen, berichtet die Financial Times.

 

Bei ihrem letzten Besuch in Südkorea im Jahr 2015 hatte Pelosi noch die damalige Präsidentin Park Geun-hye und den damaligen Außenminister Yun Byung-se getroffen.

 

Diesmal hätte Yoon ein 40-minütiges Telefongespräch mit Pelosi geführt, in dem er und Pelosi ihr Bekenntnis zum Bündnis zwischen Südkorea und den USA bekräftigten und sie um ihre weitere Unterstützung für die Entwicklung einer globalen umfassenden strategischen Allianz zwischen den beiden Ländern baten, berichtet Korea Joongang Daily. Während des Telefongesprächs hätten Pelosi und andere Mitglieder ihrer Kongressdelegation die Taiwan-Frage nicht zur Sprache gebracht, und auch Yoon habe das Thema nicht angesprochen, wie AP das Büro von Yoon zitierte.

 

Kurz vor dem Telefonat hatte Pelosi mit dem Sprecher der Nationalversammlung, Kim Jin-pyo, zusammengefunden, die beiden besprachen die regionale Sicherheit und die wirtschaftliche Zusammenarbeit, heißt es in dem Bericht. Laut AP erwähnte Pelosi auch hier nicht direkt ihren Taiwan-Besuch oder den Ärger Chinas in dieser Frage.

 

Nach Ansicht von Experten hat der südkoreanische Präsident ein unangenehmes Treffen mit Pelosi absichtlich vermieden, da jedes Land, das Pelosi, die gerade die Spannungen an der Taiwanstraße angeheizt hat, als prominente Gastgeberin empfängt, Gefahr läuft, China zu verärgern.

 

„Die südkoreanische Regierung wäre in einer sehr peinlichen Situation, wenn Pelosi mit dem Präsidenten oder dem Außenminister zusammentrifft und Taiwan betreffende Themen von amerikanischer Seite auf den Tisch gebracht werden. Dies wäre durchaus möglich gewesen, da sie gerade die Insel verlassen und in der Region große Reaktionen ausgelöst hat", erklärte Lü Chao, Experte für Fragen der koreanischen Halbinsel an der Akademie für Sozialwissenschaften in Liaoning, gegenüber der Global Times.

 

„Seoul möchte China zu diesem Zeitpunkt nicht verärgern und auch keine Konfrontation mit den USA über die Taiwan-Frage haben. Daher sieht das Arrangement der südkoreanischen Regierung, den Sprecher der Nationalversammlung mit Pelosi treffen zu lassen, nicht nur höflich aus, sondern wahrt auch ihre nationalen Interessen", sagte er. 

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Südkorea,Pelosi,Besuch