Kissinger warnt die Biden-Regierung vor einer Änderung des Status quo der Taiwan-Frage

15.08.2022

Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger kritisierte die aktuelle Regierung im Weißen Haus in einem neuen Artikel im Wall Street Journal. Mit Nancy Pelosis Besuch hätten die USA möglicherweise ein „Ungleichgewicht“ geschaffen. Der Biden-Regierung riet er daher von Maßnahmen ab, die „die Grundstruktur verändern“ könnten.

 

Henry Kissinger, der erfahrene und renommierte US-Diplomat, hat angesichts der zunehmenden Spannungen in der Straße von Taiwan die Regierung Biden erneut deutlich kritisiert und gewarnt. Er sieht die heutige Welt an der Schwelle zu einem gefährlichen „Ungleichgewicht“ und ruft deshalb zu vorsichtigem Handeln auf. Dennoch schob das Weiße Haus die Schuld an den Folgen der provokativen Reise der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, auf die Insel Taiwan weiter auf China und ignorierte damit die immer lauteren Stimmen weitsichtiger Politiker und Beobachter in den USA, die sich schon im Vorfeld gegen diese Reise ausgesprochen hatten. Chinesische Experten befürchten mittlerweile, dass die heutige US-Regierung, der es an politischer Weisheit und strategischer Einsicht mangelt, zu einem großen Unsicherheitsfaktor für die Welt werden könnte. 

 

In einem Interview mit dem Wall Street Journal zeigte sich Kissinger, der 99-jährige ehemalige Außenminister, besorgt über das „Ungleichgewicht" und sagte: „Wir befinden uns am Rande eines Krieges mit Russland und China in Angelegenheiten, die wir zum Teil selbst geschaffen haben, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie das Ganze enden wird oder wozu es führen soll." 

 

In der Taiwan-Frage sei Kissinger besonders besorgt, dass die USA und China auf eine Krise zusteuern, weshalb er Washington zur Gelassenheit rate, berichteten einige US-Medien am Freitag. Die US-Politik in Bezug auf die Insel Taiwan habe „den Frieden zwischen China und den USA 50 Jahre lang bewahrt", erinnerte er und merkte an, dass „man daher bei Maßnahmen, die die Grundstruktur zu verändern scheinen, sehr vorsichtig sein sollte."

 

Die provokative Reise von Pelosi nach Taiwan hat in den USA mittlerweile immer mehr Widerspruch hervorgerufen, da nicht nur Mainstream-Medien wie die New York Times in Leitartikeln darauf hinwiesen, dass „die Beziehungen der USA zu China nicht so angespannt sein müssen", sondern auch einige Meinungsführer wie Thomas Friedman diese Reise als „völlig rücksichtslos" bezeichnet hatten. 

 

„Meiner Meinung nach hat das Gleichgewicht zwei Komponenten“, wurde Kissinger in dem Wall Street Journal-Bericht zitiert. „Eine Art Gleichgewicht der Kräfte, mit einer Akzeptanz der Legitimität von manchmal gegensätzlichen Werten. Denn wenn Sie glauben, dass das Endergebnis Ihrer Bemühungen die Durchsetzung Ihrer Werte sein muss, dann ist ein Gleichgewicht meiner Meinung nach nicht möglich. Die eine Ebene ist also eine Art absolutes Gleichgewicht", erklärte er. Die andere Ebene sei das „Verhaltensgleichgewicht, das heißt, es gibt Grenzen für die Ausübung der eigenen Fähigkeiten und Macht im Verhältnis zu dem, was für das Gesamtgleichgewicht erforderlich ist.“

 

Trotz der wiederholten Warnungen Chinas und des wachsenden Widerstands der internationalen Gemeinschaft gegen Pelosis provokative und rücksichtslose Reise kritisierte die Biden-Regierung China weiterhin, indem sie behauptete, China habe auf die Reise „überreagiert“. 

 

Die jüngste Rhetorik der USA ist höchst unklug und irrational, da das Weiße Haus im Vorfeld des Besuchs eine „Laissez-faire"-Haltung gegenüber Pelosis Reise eingenommen hatte, während es im Nachgang einige Politiker gab, die sich über das Ergebnis zu freuen schienen. Dies sei „höchst unverantwortlich“, kritisierte Diao Daming, außerordentlicher Professor an der Renmin-Universität in Beijing. Er wies überdies darauf hin, dass die USA ihre Fehler korrigieren und die negativen Auswirkungen der Reise wiedergutmachen sollten, anstatt weiter Öl ins Feuer zu gießen.  


Wenn die Biden-Regierung die Flammen weiter anfache, werde dies wahrscheinlich zu dem „Ungleichgewicht" führen, vor dem Kissinger gewarnt habe, und die Beziehungen zwischen China und den USA würden noch weiter beeinträchtigt, prognostizierte Diao.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Taiwan-Frage,Biden,Kissinger,Pelosi,Taiwan