Streit um weitere THAAD-Stationierung: Südkorea riskiert mit Annäherung an USA die Beziehungen zu China

21.09.2022

Menschen in Südkorea protestieren am 23. Juni 2022 gegen die Stationierung des US-amerikanischen Raketenabwehrsystems THAAD (Terminal High Altitude Area Defense). (Foto von VCG)


Die südkoreanische Regierung hat Berichten zufolge die Stationierung des US-amerikanischen Raketenabwehrsystems THAAD (Terminal High Altitude Area Defense) vorangetrieben, indem sie den USA mehr Land für den Betrieb der Anlage in Seongju zur Verfügung gestellt hat. Dieser Schritt stellt Analysten zufolge einen riskanten Weg dar, Seouls Bündnis mit Washington auf Kosten der Beziehungen zu China zu stärken. Sie warnten in der Folge, dass eine Eskalation der Situation und eine weitere Stationierung von THAAD-Geräten die Gefahr berge, die Beziehungen zwischen China und Südkorea erneut in den Abgrund zu reißen, was auch den Interessen Südkoreas zuwiderlaufe, da die USA niemals ein zuverlässiger Verbündeter sein würden.


China und Südkorea hatten jüngst eine Reihe von diplomatischen Kontakten, da die beiden Länder ihre drei Jahrzehnte währenden diplomatischen Beziehungen feiern. Als zum Beispiel Li Zhanshu, Vorsitzender des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses (NVK), in der vergangenen Woche Südkorea besuchte, betonte er, dass der richtige Umgang mit sensiblen Themen für eine gesunde und stabile Entwicklung der bilateralen Beziehungen entscheidend sei. Anfang August hatte bereits der chinesische Staatsrat und Außenminister Wang Yi mit dem südkoreanischen Außenminister Park Jin zusammengetroffen und sich ebenfalls über das Thema ausgetauscht. Dabei kam er zu dem Schluss, dass die Sicherheitsbedenken beider Seiten respektiert werden sollten und beide Länder sich bemühen sollten, Fragen im Zusammenhang mit THAAD ordnungsgemäß zu behandeln, damit sie nicht zu einem Hindernis für die bilateralen Beziehungen werden.


Südkorea sollte jedoch diese Kommunikation und die positiven Zeichen in den bilateralen Beziehungen nicht als Anerkennung und Akzeptanz der „Normalisierung" von THAAD durch China missverstehen, mahnten Beobachter.


Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap News zitierte am Montag diplomatische und militärische Quellen mit der Aussage, dass hochrangige Beamte des südkoreanischen Außenministeriums und US-Militärkommandeure ein Dokument über die THAAD-Bestimmungen unterzeichnet und damit alle damit verbundenen Verfahren abgeschlossen hätten. Insgesamt wurden 730.000 Quadratmeter Land – darunter auch 330.000, die vor fünf Jahren zur Verfügung gestellt wurden - übergeben. Diese Übergabe, die auf die Bildung eines Gremiums zur Umweltverträglichkeitsprüfung folgt, würden bedeuten, dass die Bemühungen um eine „Normalisierung des Betriebs" des Stützpunkts in die Endphase eingetreten seien, berichtete Yonhap.


Zhan Debin, Direktor und Professor am Zentrum für Studien über die koreanische Halbinsel an der Shanghai University of International Business and Economics, erklärte gegenüber der Global Times, dass die derzeitige südkoreanische Regierung sehr entschlossen sei, THAAD trotz lokaler Proteste und Chinas Widerstand zu stationieren. China habe stets den Standpunkt vertreten, dass befreundete Länder auf der Grundlage ihrer Interessen Beziehungen zu anderen Ländern aufbauen können. Diese Beziehungen sollten sich jedoch nicht gegen China richten oder chinesischen Interessen schaden, machte Zhan klar.


Seit seinem Amtsantritt hat der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol die Allianz mit den USA vorangetrieben. Yoon wird demnächst am Rande der UN-Generalversammlung mit US-Präsident Joe Biden zusammentreffen, wobei er wahrscheinlich „den Handel, den Wertverlust des Won und die Probleme auf der Halbinsel im Blick hat", so der Analyst. Der Experte wies auch darauf hin, dass Südkoreas Handlungsspielraum bei der Wahrung seiner Autonomie umso kleiner werde, je enger das Land an die USA gebunden sei.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: THAAD,Südkorea,Raketenabwehrsystem