EU-USA

Gegen Russland geeint, als Gaslieferanten und Konsumenten gespalten

10.10.2022

Während sich die Energiekrise in Europa immer weiter zuspitzt, versuchen die USA, aber auch Norwegen, als Gaslieferanten groß abzuräumen und schielen auf die Schwächung der europäischen Industrie. Dagegen werden in der EU jetzt erste Stimmen laut.


Die europäischen Länder bereiten sich auf einen harten Winter vor, da die Energiekrise in Folge der Russland-Ukraine-Krise und den Explosionen an den Nord Stream-Pipelines weiter eskaliert. Währenddessen versuchen die USA, die hohen Energiepreise zu nutzen, um die europäische Wirtschaft weiter zu schwächen und die verarbeitende Industrie zur Flucht vom Kontinent zu zwingen, sagen Experten.

 

Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte am vergangenen Donnerstag, die europäischen Länder sollten sich den asiatischen Volkswirtschaften anschließen und die USA und Norwegen auffordern, mehr Freundschaft zu zeigen, indem sie Gas zu niedrigeren Preisen verkaufen. Die Länder, die Russland sanktionieren, seien als "Freiheitskämpfer" geeint, aber als Produzenten oder Konsumenten des fossilen Brennstoffs gespalten, betonte Macron in einer Rede auf einer Unternehmerkonferenz am Donnerstag in Paris.

 

„Im Geiste großer Freundschaft werden wir unseren amerikanischen und norwegischen Freunden sagen: 'Ihr seid super, ihr versorgt uns mit Energie und Gas, aber es kann nicht so weitergehen, dass wir viermal höhere Preise zahlen als eure Industrie‘“, sagte Macron. „Das ist nicht gerade der Sinn von Freundschaft“.

Frankreich will das Thema vor allem bei den G7 zur Sprache bringen. Der Gasmarkt existiere im Moment nicht wirklich, sagte der französische Präsident und fügte hinzu, dass die führenden Volkswirtschaften versuchen sollten, ihn auf einen Preiskorridor zurückzuführen, der „sinnvoll ist“.

 

Wang Yiwei, Direktor des Instituts für Internationale Angelegenheiten an der Renmin-Universität von China, glaubt, dass die hohen Energiepreise den Westen spalten werden, weil klar ist, dass die US-Energieunternehmen „den Krieg nutzen, um sich zu bereichern“, erläuterte er gegenüber der Global Times. Die hohen Preise träfen die EU-Wirtschaft direkt, indem sie die Kosten für die verarbeitende Industrie erhöhen, erklärte Wang.

Mit Fortdauern und Verschärfung der Ukraine-Krise werden "mehr und mehr verarbeitende Industrien aus Europa nach Asien und Amerika abwandern, und dann wird die europäische Wirtschaft ausgehöhlt werden“, erläutert der Experte. „Dank der staatlichen Subventionen ändert sich das tägliche Leben der einfachen Leute nicht wesentlich, aber langfristig werden sich die hohen Schulden und die schwindende nationale Stärke auf den Lebensunterhalt der Menschen auswirken", glaubt Wang.

 

Die Energiekrise wirkt sich inzwischen auf immer mehr große EU-Länder aus. In Italien soll das Heizen in diesem Winter eingeschränkt werden, da es das letzte Land ist, das Maßnahmen gegen die durch die Ukraine-Krise ausgelösten Engpässe bei der europäischen Gasversorgung ergreift. Nach einem neuen Regierungsdekret sollen die Gebäude in Italien laut Medienberichten 15 zusätzliche Tage ohne Zentralheizung auskommen müssen.

 

Zu den Vorschlägen des europäischen Krisenmanagements gehört unter anderem eine Deckelung der Gaspreise, die von der Mehrheit der EU-Länder unterstützt, aber von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden abgelehnt wird, die befürchten, dass dies den Kauf des von ihren Volkswirtschaften benötigten Gases erschweren und jeglichen Anreiz zur Senkung des Verbrauchs einschränken würde, wie Reuters berichtet.


Spaniens Energieministerin Teresa Ribera sagte in einem Reuters-Interview, dass die Gegner einer Gasobergrenze akzeptieren müssten, dass Europa vor „einer Katastrophe“ stehe.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Russland,Gaslieferanten,USA,EU,Macron