Kommentar zur 5. CIIE
China lädt wieder einmal die Welt zu sich ein Exklusiv
von Oliver Eschke
Die von Außenministeriumssprecher Zhao Lijian im Vorfeld als „Höhepunkt der weltweiten wirtschaftlichen Erholung und Entwicklung“ in diesem Jahr angekündigte fünfte China International Import Expo (CIIE) ist am vergangenen Freitag wie gewöhnlich im National Exhibition and Convention Centre (Shanghai) eröffnet worden. Chinas Staatspräsident Xi Jinping hielt am Abend desselben Tages eine mit Spannung erwartete Eröffnungsrede mit dem Titel „Gemeinsame Schaffung einer schöneren Zukunft mit Öffnung und Wohlstand“. Damit bekräftigte er noch einmal das Bekenntnis zur Öffnung, das er Mitte Oktober bereits im Bericht an den 20. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas gegeben hatte. „Öffnung ist eine wichtige Triebkraft für den Fortschritt der menschlichen Zivilisation und ein unausweichlicher Weg zu Wohlstand und Entwicklung in der Welt“, so Xi auf der Eröffnung der CIIE.
Dieses Foto zeigt das National Exhibition and Convention Center (Shanghai), wo die fünfte China International Import Expo (CIIE) stattfindet.
Gerade in diesen Zeiten, in denen vor allem in den USA immer öfter die Rede von „De-Coupling“ die Rede ist, und auch einige deutsche Politiker öffentlich fordern, die „wirtschaftliche Abhängigkeit“ von China zu verringern, kommt diesen Worten eine ganz besondere Bedeutung zu. Sie fallen zeitlich auch etwa zusammen mit dem symbolträchtigen Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz, der in Begleitung einer prominent besetzten Wirtschaftsdelegation (u.a. VW, Deutsche Bank, BioNtech) am Freitag als erster Regierungschef eines G7-Staates nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie wieder nach China reiste. In seinen Gesprächen mit Präsident Xi Jinping und Ministerpräsident Li Keqiang in der Großen Halle des Volkes erteilte er diesen Abkopplungsforderungen eine klare Absage. Schon im hochgebauschten Streit um die COSCO-Beteiligung an einem Terminal im Hamburger Hafen hatte der Kanzler keinen Zweifel daran gelassen, dass Deutschland und China trotz einiger Meinungsverschiedenheiten ihre Erfolgsgeschichte weiter fortschreiben werden.
Auch das internationale Echo auf die diesjährige Importexpo spricht eine eindeutige Sprache: China ist weiterhin einer der attraktivsten Märkte für multinationale Unternehmen. Jean-Pierre Raffarin, ehemaliger französischer Premierminister, betonte, dass französische Unternehmen sehr daran interessiert seien, nach China zu kommen, um dort ihr Geschäft weiterzuentwickeln. Die französischen Unternehmen habe er deshalb dazu aufgefordert, sich an der CIIE zu beteiligen, damit die beiden Völker voneinander profitieren können. Holger Engelmann, Vorstandschef des Automobilzulieferers Webasto, sprach sich jüngst ebenfalls klar für China aus: „Wir haben in China einen riesengroßen Markt und können diesen großen Markt nicht ersetzen.“ Damit steht er stellvertretend für die zahlreichen deutschen und allgemein ausländischen Unternehmen, die diese Woche nach Shanghai strömen.
„Trotz des unsicheren äußeren Umfelds findet die CIIE wie geplant offline statt. Es ist diese Art von Gewissheit, die der Welt noch mehr Vertrauen in Chinas Entschlossenheit gibt, mit seinen globalen Partnern zu wachsen", sagte Pietro Brambilla, Finanzchef von L'Oreal Nordasien und China.
Insgesamt werden 145 Nationen, Regionen und internationale Organisationen sowie Unternehmen aus 127 verschiedenen Nationen und Regionen an der Messe teilnehmen – deutlich mehr als im letzten Jahr, betonte Sun Chenghai, Vizedirektor des CIIE-Büros. Dazu gehörten auch fast 300 der Fortune-500-Unternehmen und Branchenführer.
Als Zeichen dafür, dass die Messe stets mit dem Trend der jeweiligen Zeit geht, bilden dieses Jahr Produkte aus der intelligenten Industrie und Informationstechnologie sowie aus der Medizin wichtige Schwerpunkte. Diese werden in zwei der insgesamt sechs Ausstellungshallen präsentiert. Für Unternehmen aus dem Bereich künstliche Intelligenz (KI) wurde im Einklang mit dem 14. Fünfjahresplan (2021-2025) und den Zielen des Landes bis 2035 gar eine spezielle Ausstellungszone eingerichtet.
Die Website der diesjährigen Ausgabe begrüßt einen passenderweise mit den Worten: „Fünf Jahre, in denen die CIIE das starke Signal von Chinas Öffnung sendet“. Glücklicherweise kann man festhalten, dass die Welt dieses Signal trotz der anhaltenden Versuche, China als Bedrohung oder Rivale darzustellen, sehr klar hört. Fast 90 Prozent der diesjährigen Teilnehmer waren auch bei den vorigen vier Ausgaben schon dabei. Etliche von ihnen berichteten im Vorfeld von den zahlreichen Projekten, die sie durch die Teilnahme an den vorigen Ausgaben in China realisieren konnten. „Die Veranstaltung öffnet ein Fenster für globale Unternehmen, um China besser zu verstehen. Sie hat der Welt auch gezeigt, dass China entschlossen ist, die Öffnung aktiv voranzutreiben und die Entwicklungschancen und -vorteile mit dem Rest der Welt zu teilen“, erklärte Hong Junjie, Vizerektor der University of International Business and Economics. Ähnlich hatte Präsident Xi in seiner Rede klargemacht, China sei bereit, mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten, um echten Multilateralismus zu praktizieren, einen Konsens über größere Öffnung zu erzielen und gemeinsam die Schwierigkeiten und Herausforderungen zu überwinden, mit denen die globale wirtschaftliche Entwicklung konfrontiert ist. Das ist vielleicht das Wichtigste an der Importmesse. Durch den direkten Kontakt mit China kann die Welt das Land besser kennen lernen und ohne die lauten und ablenkenden chinafeindlichen Rufe verstehen, worum es China wirklich geht: Gemeinsam mit der Welt zu wachsen und eine Zukunft zu schaffen, in der jeder prosperieren kann.
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